sie mögen vielleicht Recht haben, daß ein Huhn richtiger eine Hahnin heißen solle; er aber nennt es dennoch ein Huhn. -- Es ist besser sich über diese Dinge im voraus zu verständigen, damit jeder wisse, was er zu suchen habe.
Während der Vf. die Geschichte des Europäi- schen Staatensystems bearbeitete, sah er dasselbe in mehreren seiner wesentlichsten Theile zusammen- stürzen. Nie ist daher wohl eine ähnliche Arbeit unter ähnlichen Umständen ausgeführt. Indem er jedoch seinen Kreis so beschränkte, daß die näch- ste Vergangenheit, noch nicht reif für die Ge- schichte, davon ausgeschlossen blieb; hofft er sich eine freye Ansicht des Ganzen erhalten zu haben. Seine Achtung für die Nation der er angehört, hat er nicht verleugnet; übrigens, nie Bürger ei- nes der Hauptstaaten Europas, konnte er auch für keinen derselben Parteylichkeit haben.
Eine zahlreiche Gesellschaft von Staaten, in langen und vielfachen Verflechtungen, cultivirt und verdirbt sich wie unter gleichen Umständen eine große Menschenmasse. Die Uebel, welche den Fall des Europäischen Staatensystems herbeyführ-
ten,
Vorrede.
ſie moͤgen vielleicht Recht haben, daß ein Huhn richtiger eine Hahnin heißen ſolle; er aber nennt es dennoch ein Huhn. — Es iſt beſſer ſich uͤber dieſe Dinge im voraus zu verſtaͤndigen, damit jeder wiſſe, was er zu ſuchen habe.
Waͤhrend der Vf. die Geſchichte des Europaͤi- ſchen Staatenſyſtems bearbeitete, ſah er dasſelbe in mehreren ſeiner weſentlichſten Theile zuſammen- ſtuͤrzen. Nie iſt daher wohl eine aͤhnliche Arbeit unter aͤhnlichen Umſtaͤnden ausgefuͤhrt. Indem er jedoch ſeinen Kreis ſo beſchraͤnkte, daß die naͤch- ſte Vergangenheit, noch nicht reif fuͤr die Ge- ſchichte, davon ausgeſchloſſen blieb; hofft er ſich eine freye Anſicht des Ganzen erhalten zu haben. Seine Achtung fuͤr die Nation der er angehoͤrt, hat er nicht verleugnet; uͤbrigens, nie Buͤrger ei- nes der Hauptſtaaten Europas, konnte er auch fuͤr keinen derſelben Parteylichkeit haben.
Eine zahlreiche Geſellſchaft von Staaten, in langen und vielfachen Verflechtungen, cultivirt und verdirbt ſich wie unter gleichen Umſtaͤnden eine große Menſchenmaſſe. Die Uebel, welche den Fall des Europaͤiſchen Staatenſyſtems herbeyfuͤhr-
ten,
<TEI><text><front><divn="1"><p><pbfacs="#f0017"n="XI"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#g">Vorrede</hi>.</hi></fw><lb/>ſie moͤgen vielleicht Recht haben, daß ein Huhn<lb/>
richtiger eine Hahnin heißen ſolle; er aber nennt<lb/>
es dennoch ein Huhn. — Es iſt beſſer ſich uͤber<lb/>
dieſe Dinge im voraus zu verſtaͤndigen, damit<lb/>
jeder wiſſe, was er zu ſuchen habe.</p><lb/><p>Waͤhrend der Vf. die Geſchichte des Europaͤi-<lb/>ſchen Staatenſyſtems bearbeitete, ſah er dasſelbe<lb/>
in mehreren ſeiner weſentlichſten Theile zuſammen-<lb/>ſtuͤrzen. Nie iſt daher wohl eine aͤhnliche Arbeit<lb/>
unter aͤhnlichen Umſtaͤnden ausgefuͤhrt. Indem er<lb/>
jedoch ſeinen Kreis ſo beſchraͤnkte, daß die naͤch-<lb/>ſte Vergangenheit, noch nicht reif fuͤr die Ge-<lb/>ſchichte, davon ausgeſchloſſen blieb; hofft er ſich<lb/>
eine freye Anſicht des Ganzen erhalten zu haben.<lb/>
Seine Achtung fuͤr die Nation der er angehoͤrt,<lb/>
hat er nicht verleugnet; uͤbrigens, nie Buͤrger ei-<lb/>
nes der Hauptſtaaten Europas, konnte er auch<lb/>
fuͤr keinen derſelben Parteylichkeit haben.</p><lb/><p>Eine zahlreiche Geſellſchaft von Staaten, in<lb/>
langen und vielfachen Verflechtungen, cultivirt<lb/>
und verdirbt ſich wie unter gleichen Umſtaͤnden<lb/>
eine große Menſchenmaſſe. Die Uebel, welche den<lb/>
Fall des Europaͤiſchen Staatenſyſtems herbeyfuͤhr-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ten,</fw><lb/></p></div></front></text></TEI>
[XI/0017]
Vorrede.
ſie moͤgen vielleicht Recht haben, daß ein Huhn
richtiger eine Hahnin heißen ſolle; er aber nennt
es dennoch ein Huhn. — Es iſt beſſer ſich uͤber
dieſe Dinge im voraus zu verſtaͤndigen, damit
jeder wiſſe, was er zu ſuchen habe.
Waͤhrend der Vf. die Geſchichte des Europaͤi-
ſchen Staatenſyſtems bearbeitete, ſah er dasſelbe
in mehreren ſeiner weſentlichſten Theile zuſammen-
ſtuͤrzen. Nie iſt daher wohl eine aͤhnliche Arbeit
unter aͤhnlichen Umſtaͤnden ausgefuͤhrt. Indem er
jedoch ſeinen Kreis ſo beſchraͤnkte, daß die naͤch-
ſte Vergangenheit, noch nicht reif fuͤr die Ge-
ſchichte, davon ausgeſchloſſen blieb; hofft er ſich
eine freye Anſicht des Ganzen erhalten zu haben.
Seine Achtung fuͤr die Nation der er angehoͤrt,
hat er nicht verleugnet; uͤbrigens, nie Buͤrger ei-
nes der Hauptſtaaten Europas, konnte er auch
fuͤr keinen derſelben Parteylichkeit haben.
Eine zahlreiche Geſellſchaft von Staaten, in
langen und vielfachen Verflechtungen, cultivirt
und verdirbt ſich wie unter gleichen Umſtaͤnden
eine große Menſchenmaſſe. Die Uebel, welche den
Fall des Europaͤiſchen Staatenſyſtems herbeyfuͤhr-
ten,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. XI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/17>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.