wurden; schob, nach Richelieu's Tode, dem Car- 1642dinal Mazarin folgte, der unterdeß immer fortge- hende Krieg die Erfüllung hinaus, da jeder noch durch Siege für sich zu gewinnen hoffte. Ein neuer Krieg mußte sich selbst noch im Norden zwischen 1643 bis 1645Schweden und Dänemark entzünden (s. unten); und als auch endlich der Friedenscongreß zu 1645 Apr.Münster und Osnabrück eröffnet wurde, dauerten die Unterhandlungen noch über drey Jahre, in denen das südliche Deutschland, und besonders Bayern, durch das wiederholte Eindringen der Fran- zosen und Schweden, den Kelch der Leiden bis auf den Boden ausleeren mußte.
Unternehmungen von Torstensohn 1642--1645, so- wohl in Schlesien, Sachsen (Sieg bey Leipzig 23. Oct. 1642), und Böhmen; als in Holstein 1644, und wiederum in Böhmen 1645; während die Französische Armee bey Duttlingen 14. Nov. 1643. von den Bayern geschlagen ward. Aber seitdem Turenne ihr Commando erhielt, und nach Torstensohn's Abgange (Nov. 1645.) sein Nachfolger Wrangel in Verbindung mit jenem 1646 in Bayern ein- drang, ward Maximilian I. zu einem Waffenstillstande zu Ulm 14. März 1647. genöthigt, dessen Brechung jedoch im Sept. 1647. einen neuen vereinten Einfall mit furchtba- ren Verwüstungen 1648. nach sich zog; während die Schwe- den in Böhmen unter Pfalzgraf Carl Gustav und Kö- nigsmark selbst Prag einnahmen, wodurch der Friede nicht wenig befördert wurde.
19. Die so verwickelten Verhältnisse mehrerer Hauptmächte gaben dem Congreß nothwendig einen
Umfang,
I. Per. I. Th. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.
wurden; ſchob, nach Richelieu's Tode, dem Car- 1642dinal Mazarin folgte, der unterdeß immer fortge- hende Krieg die Erfuͤllung hinaus, da jeder noch durch Siege fuͤr ſich zu gewinnen hoffte. Ein neuer Krieg mußte ſich ſelbſt noch im Norden zwiſchen 1643 bis 1645Schweden und Daͤnemark entzuͤnden (ſ. unten); und als auch endlich der Friedenscongreß zu 1645 Apr.Muͤnſter und Osnabruͤck eroͤffnet wurde, dauerten die Unterhandlungen noch uͤber drey Jahre, in denen das ſuͤdliche Deutſchland, und beſonders Bayern, durch das wiederholte Eindringen der Fran- zoſen und Schweden, den Kelch der Leiden bis auf den Boden ausleeren mußte.
Unternehmungen von Torſtenſohn 1642—1645, ſo- wohl in Schleſien, Sachſen (Sieg bey Leipzig 23. Oct. 1642), und Boͤhmen; als in Holſtein 1644, und wiederum in Boͤhmen 1645; waͤhrend die Franzoͤſiſche Armee bey Duttlingen 14. Nov. 1643. von den Bayern geſchlagen ward. Aber ſeitdem Turenne ihr Commando erhielt, und nach Torſtenſohn's Abgange (Nov. 1645.) ſein Nachfolger Wrangel in Verbindung mit jenem 1646 in Bayern ein- drang, ward Maximilian I. zu einem Waffenſtillſtande zu Ulm 14. Maͤrz 1647. genoͤthigt, deſſen Brechung jedoch im Sept. 1647. einen neuen vereinten Einfall mit furchtba- ren Verwuͤſtungen 1648. nach ſich zog; waͤhrend die Schwe- den in Boͤhmen unter Pfalzgraf Carl Guſtav und Koͤ- nigsmark ſelbſt Prag einnahmen, wodurch der Friede nicht wenig befoͤrdert wurde.
19. Die ſo verwickelten Verhaͤltniſſe mehrerer Hauptmaͤchte gaben dem Congreß nothwendig einen
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I. Per. I. Th. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.
wurden; ſchob, nach Richelieu's Tode, dem Car-
dinal Mazarin folgte, der unterdeß immer fortge-
hende Krieg die Erfuͤllung hinaus, da jeder noch
durch Siege fuͤr ſich zu gewinnen hoffte. Ein neuer
Krieg mußte ſich ſelbſt noch im Norden zwiſchen
Schweden und Daͤnemark entzuͤnden (ſ. unten);
und als auch endlich der Friedenscongreß zu
Muͤnſter und Osnabruͤck eroͤffnet wurde,
dauerten die Unterhandlungen noch uͤber drey Jahre,
in denen das ſuͤdliche Deutſchland, und beſonders
Bayern, durch das wiederholte Eindringen der Fran-
zoſen und Schweden, den Kelch der Leiden bis auf
den Boden ausleeren mußte.
1642
1643
bis
1645
1645
Apr.
Unternehmungen von Torſtenſohn 1642—1645, ſo-
wohl in Schleſien, Sachſen (Sieg bey Leipzig 23. Oct. 1642),
und Boͤhmen; als in Holſtein 1644, und wiederum in
Boͤhmen 1645; waͤhrend die Franzoͤſiſche Armee bey
Duttlingen 14. Nov. 1643. von den Bayern geſchlagen
ward. Aber ſeitdem Turenne ihr Commando erhielt, und
nach Torſtenſohn's Abgange (Nov. 1645.) ſein Nachfolger
Wrangel in Verbindung mit jenem 1646 in Bayern ein-
drang, ward Maximilian I. zu einem Waffenſtillſtande zu
Ulm 14. Maͤrz 1647. genoͤthigt, deſſen Brechung jedoch
im Sept. 1647. einen neuen vereinten Einfall mit furchtba-
ren Verwuͤſtungen 1648. nach ſich zog; waͤhrend die Schwe-
den in Boͤhmen unter Pfalzgraf Carl Guſtav und Koͤ-
nigsmark ſelbſt Prag einnahmen, wodurch der Friede nicht
wenig befoͤrdert wurde.
19. Die ſo verwickelten Verhaͤltniſſe mehrerer
Hauptmaͤchte gaben dem Congreß nothwendig einen
Umfang,
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Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/194>, abgerufen am 24.11.2024.
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