2. Die Einrichtungen der Engländer und Hol- länder trugen auf der andern Seite nicht weniger dazu bey, der wechselseitigen Handelseifersucht Nah- rung zu geben. Die bestätigte und erweiterte 1660Schiffahrtsacte der ersten, die großen Han- delscompagnien der letztern; das wechselseitige Stre- ben Aller, sich zu verdrängen, oder sich den Markt zu verderben, was hätte es für andere Folgen haben können?
Memoires de J. de Wit, traduits de l'Hollandois. Ra- tisbon. 1709. 12. Lehrreiche Auseinandersetzung des Inter- esse der Republik in Rücksicht auf Politik und Handel; und der damaligen politischen Ansichten überhaupt.
3. Neben dieser neu erwachenden Handelspoli- tik wirkten allerdings aber, und noch schneller und stärker, Ludwig's XIV. Ruhmsucht und Vergröße- rungsentwürfe, durch Louvois unterhalten. Der 1661Rangstreit mit Spanien, die Policeyhändel mit 1662Rom, wie unwichtig auch an sich, sind doch sehr wichtig durch die Ansprüche, in Allem der Erste seyn zu wollen. Ließen sich diese mit den bishe- rigen Verhältnissen unter freyen Staaten vereini- gen? -- Die Ausführung der Lieblingsidee, sich der Spanischen Niederlande zu bemächtigen, verflocht indeß LudwigXIV. in eine Reihe von Verhandlungen und zugleich in engere Verbindun- gen mit der Republik der vereinigten Niederlande,
die
II. Per. A. I. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.
2. Die Einrichtungen der Englaͤnder und Hol- laͤnder trugen auf der andern Seite nicht weniger dazu bey, der wechſelſeitigen Handelseiferſucht Nah- rung zu geben. Die beſtaͤtigte und erweiterte 1660Schiffahrtsacte der erſten, die großen Han- delscompagnien der letztern; das wechſelſeitige Stre- ben Aller, ſich zu verdraͤngen, oder ſich den Markt zu verderben, was haͤtte es fuͤr andere Folgen haben koͤnnen?
Mémoires de J. de Wit, traduits de l'Hollandois. Ra- tisbon. 1709. 12. Lehrreiche Auseinanderſetzung des Inter- eſſe der Republik in Ruͤckſicht auf Politik und Handel; und der damaligen politiſchen Anſichten uͤberhaupt.
3. Neben dieſer neu erwachenden Handelspoli- tik wirkten allerdings aber, und noch ſchneller und ſtaͤrker, Ludwig's XIV. Ruhmſucht und Vergroͤße- rungsentwuͤrfe, durch Louvois unterhalten. Der 1661Rangſtreit mit Spanien, die Policeyhaͤndel mit 1662Rom, wie unwichtig auch an ſich, ſind doch ſehr wichtig durch die Anſpruͤche, in Allem der Erſte ſeyn zu wollen. Ließen ſich dieſe mit den bishe- rigen Verhaͤltniſſen unter freyen Staaten vereini- gen? — Die Ausfuͤhrung der Lieblingsidee, ſich der Spaniſchen Niederlande zu bemaͤchtigen, verflocht indeß LudwigXIV. in eine Reihe von Verhandlungen und zugleich in engere Verbindun- gen mit der Republik der vereinigten Niederlande,
die
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><pbfacs="#f0254"n="216"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">II.</hi> Per. <hirendition="#aq">A. I.</hi> Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.</hi></fw><lb/><p>2. Die Einrichtungen der Englaͤnder und Hol-<lb/>
laͤnder trugen auf der andern Seite nicht weniger<lb/>
dazu bey, der wechſelſeitigen Handelseiferſucht Nah-<lb/>
rung zu geben. Die beſtaͤtigte und <hirendition="#g">erweiterte</hi><lb/><noteplace="left">1660</note><hirendition="#g">Schiffahrtsacte</hi> der erſten, die großen Han-<lb/>
delscompagnien der letztern; das wechſelſeitige Stre-<lb/>
ben Aller, ſich zu verdraͤngen, oder ſich den Markt<lb/>
zu verderben, was haͤtte es fuͤr andere Folgen<lb/>
haben koͤnnen?</p><lb/><list><item><hirendition="#aq">Mémoires de J. <hirendition="#k">de Wit</hi>, traduits de l'Hollandois. Ra-<lb/>
tisbon.</hi> 1709. 12. Lehrreiche Auseinanderſetzung des Inter-<lb/>
eſſe der Republik in Ruͤckſicht auf Politik und Handel; und<lb/>
der damaligen politiſchen Anſichten uͤberhaupt.</item></list><lb/><p>3. Neben dieſer neu erwachenden Handelspoli-<lb/>
tik wirkten allerdings aber, und noch ſchneller und<lb/>ſtaͤrker, Ludwig's <hirendition="#aq">XIV.</hi> Ruhmſucht und Vergroͤße-<lb/>
rungsentwuͤrfe, durch <hirendition="#g">Louvois</hi> unterhalten. Der<lb/><noteplace="left">1661</note>Rangſtreit mit Spanien, die Policeyhaͤndel mit<lb/><noteplace="left">1662</note>Rom, wie unwichtig auch an ſich, ſind doch ſehr<lb/>
wichtig durch die Anſpruͤche, in Allem der Erſte<lb/>ſeyn zu wollen. Ließen ſich dieſe mit den bishe-<lb/>
rigen Verhaͤltniſſen unter freyen Staaten vereini-<lb/>
gen? — Die Ausfuͤhrung der Lieblingsidee, ſich<lb/>
der <hirendition="#g">Spaniſchen Niederlande</hi> zu bemaͤchtigen,<lb/>
verflocht indeß <hirendition="#g">Ludwig</hi><hirendition="#aq">XIV.</hi> in eine Reihe von<lb/>
Verhandlungen und zugleich in engere Verbindun-<lb/>
gen mit der Republik der vereinigten Niederlande,<lb/><fwplace="bottom"type="catch">die</fw><lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[216/0254]
II. Per. A. I. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.
2. Die Einrichtungen der Englaͤnder und Hol-
laͤnder trugen auf der andern Seite nicht weniger
dazu bey, der wechſelſeitigen Handelseiferſucht Nah-
rung zu geben. Die beſtaͤtigte und erweiterte
Schiffahrtsacte der erſten, die großen Han-
delscompagnien der letztern; das wechſelſeitige Stre-
ben Aller, ſich zu verdraͤngen, oder ſich den Markt
zu verderben, was haͤtte es fuͤr andere Folgen
haben koͤnnen?
1660
Mémoires de J. de Wit, traduits de l'Hollandois. Ra-
tisbon. 1709. 12. Lehrreiche Auseinanderſetzung des Inter-
eſſe der Republik in Ruͤckſicht auf Politik und Handel; und
der damaligen politiſchen Anſichten uͤberhaupt.
3. Neben dieſer neu erwachenden Handelspoli-
tik wirkten allerdings aber, und noch ſchneller und
ſtaͤrker, Ludwig's XIV. Ruhmſucht und Vergroͤße-
rungsentwuͤrfe, durch Louvois unterhalten. Der
Rangſtreit mit Spanien, die Policeyhaͤndel mit
Rom, wie unwichtig auch an ſich, ſind doch ſehr
wichtig durch die Anſpruͤche, in Allem der Erſte
ſeyn zu wollen. Ließen ſich dieſe mit den bishe-
rigen Verhaͤltniſſen unter freyen Staaten vereini-
gen? — Die Ausfuͤhrung der Lieblingsidee, ſich
der Spaniſchen Niederlande zu bemaͤchtigen,
verflocht indeß Ludwig XIV. in eine Reihe von
Verhandlungen und zugleich in engere Verbindun-
gen mit der Republik der vereinigten Niederlande,
die
1661
1662
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/254>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.