24. Wenn gleich durch diesen langwierigen Krieg der Wunsch der Alliirten, Zurückführung der Dinge auf den Nimweger, oder wo möglich selbst den Westphälischen und Pyrenäischen Frieden, keineswegs völlig erreicht ward; so ward doch der Hauptzweck erreicht; die wechselseitige Freyheit und Unabhängigkeit der Staaten war behauptet und ge- sichert. Drey Kriege zu diesem Zwecke geführt, und durch drey solche Friedensschlüsse geendigt, hatten die Wichtigkeit der Erhaltung des politischen Gleichgewichts zu fühlbar gemacht, als daß sie in der practischen Politik sich hätte leicht verlieren können.
25. Eben damit stand als Folge dieses Kriegs in einer engen Verbindung die Bestimmung der Brittischen Continentalpolitik in ihren Hauptformen. Sie gieng hervor aus der Rivali- tät mit Frankreich; die durch Wilhelm III.dau- ernd gegründet ward. Zu schwach, um als Landmacht Frankreich gegenüber zu stehen, schloß es sich an die zweyte Landmacht des Continents, an Oestreich, an; und so lange auch noch Habs- burger in Spanien herrschten, natürlich zugleich an dieses. Die enge Verbindung mit den Niederlan- den war eine Folge der Thronbesteigung Wilhelm's III., in Italien lernte man schon jetzt die Wich-
tigkeit
1. Staatshaͤndel in Europa 1661--1700.
24. Wenn gleich durch dieſen langwierigen Krieg der Wunſch der Alliirten, Zuruͤckfuͤhrung der Dinge auf den Nimweger, oder wo moͤglich ſelbſt den Weſtphaͤliſchen und Pyrenaͤiſchen Frieden, keineswegs voͤllig erreicht ward; ſo ward doch der Hauptzweck erreicht; die wechſelſeitige Freyheit und Unabhaͤngigkeit der Staaten war behauptet und ge- ſichert. Drey Kriege zu dieſem Zwecke gefuͤhrt, und durch drey ſolche Friedensſchluͤſſe geendigt, hatten die Wichtigkeit der Erhaltung des politiſchen Gleichgewichts zu fuͤhlbar gemacht, als daß ſie in der practiſchen Politik ſich haͤtte leicht verlieren koͤnnen.
25. Eben damit ſtand als Folge dieſes Kriegs in einer engen Verbindung die Beſtimmung der Brittiſchen Continentalpolitik in ihren Hauptformen. Sie gieng hervor aus der Rivali- taͤt mit Frankreich; die durch Wilhelm III.dau- ernd gegruͤndet ward. Zu ſchwach, um als Landmacht Frankreich gegenuͤber zu ſtehen, ſchloß es ſich an die zweyte Landmacht des Continents, an Oeſtreich, an; und ſo lange auch noch Habs- burger in Spanien herrſchten, natuͤrlich zugleich an dieſes. Die enge Verbindung mit den Niederlan- den war eine Folge der Thronbeſteigung Wilhelm's III., in Italien lernte man ſchon jetzt die Wich-
tigkeit
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1. Staatshaͤndel in Europa 1661--1700.
24. Wenn gleich durch dieſen langwierigen
Krieg der Wunſch der Alliirten, Zuruͤckfuͤhrung
der Dinge auf den Nimweger, oder wo moͤglich
ſelbſt den Weſtphaͤliſchen und Pyrenaͤiſchen Frieden,
keineswegs voͤllig erreicht ward; ſo ward doch der
Hauptzweck erreicht; die wechſelſeitige Freyheit und
Unabhaͤngigkeit der Staaten war behauptet und ge-
ſichert. Drey Kriege zu dieſem Zwecke gefuͤhrt,
und durch drey ſolche Friedensſchluͤſſe geendigt,
hatten die Wichtigkeit der Erhaltung des politiſchen
Gleichgewichts zu fuͤhlbar gemacht, als daß ſie in
der practiſchen Politik ſich haͤtte leicht verlieren
koͤnnen.
25. Eben damit ſtand als Folge dieſes Kriegs
in einer engen Verbindung die Beſtimmung der
Brittiſchen Continentalpolitik in ihren
Hauptformen. Sie gieng hervor aus der Rivali-
taͤt mit Frankreich; die durch Wilhelm III. dau-
ernd gegruͤndet ward. Zu ſchwach, um als
Landmacht Frankreich gegenuͤber zu ſtehen, ſchloß
es ſich an die zweyte Landmacht des Continents,
an Oeſtreich, an; und ſo lange auch noch Habs-
burger in Spanien herrſchten, natuͤrlich zugleich an
dieſes. Die enge Verbindung mit den Niederlan-
den war eine Folge der Thronbeſteigung Wilhelm's
III., in Italien lernte man ſchon jetzt die Wich-
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Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/273>, abgerufen am 22.11.2024.
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