11. So erhielt sich dieser Staat, von zwey Seiten durch mächtige Eroberer bestürmt, mit we- nig geschmälerter Integrität. Die furchtbaren Tür- kenkriege, die Schule des Muths für die Deutschen, bildeten die Fürstensöhne zu Feldherren; und gaben zugleich einen Vereinigungspunct für den Kayser und die Stände. Auch die Kriege gegen Frankreich trugen dazu bey; denn ungeachtet des Eingangs, den die Französische Politik im Frieden fand, siegte doch noch im Kriege im Ganzen die Anhängigkeit an das gemeinschaftliche Vaterland.
6. Oestreich und die östlichen Länder.
12. Große Veränderungen sollten in dem In- nern der Oestreichischen Monarchie gemacht werden. Politische Einheit, besonders in dem Hauptlande Ungarn, sollte erzwungen werden; darin sah man die Gründung der Macht! Die Folge davon war ein fast steter revolutionairer Zustand; der, verbunden mit den furchtbaren Kriegen im Osten und Westen, der Monarchie höchst gefährlich werden konnte. Allein schwerlich konnte sie von dem, wenn auch übermächtigen, Frankreich etwas Großes zu fürchten haben, so lange noch das Reich ihr unge- theilt zur Vormauer diente.
13. Viel gefährlicher waren allerdings die Un- ruhen in Ungarn, geweckt durch die Verfolgun-
gen
Q 3
2. Veraͤnd. d. einz. Hptſt. d. w. Eur.--1700.
11. So erhielt ſich dieſer Staat, von zwey Seiten durch maͤchtige Eroberer beſtuͤrmt, mit we- nig geſchmaͤlerter Integritaͤt. Die furchtbaren Tuͤr- kenkriege, die Schule des Muths fuͤr die Deutſchen, bildeten die Fuͤrſtenſoͤhne zu Feldherren; und gaben zugleich einen Vereinigungspunct fuͤr den Kayſer und die Staͤnde. Auch die Kriege gegen Frankreich trugen dazu bey; denn ungeachtet des Eingangs, den die Franzoͤſiſche Politik im Frieden fand, ſiegte doch noch im Kriege im Ganzen die Anhaͤngigkeit an das gemeinſchaftliche Vaterland.
6. Oeſtreich und die oͤſtlichen Laͤnder.
12. Große Veraͤnderungen ſollten in dem In- nern der Oeſtreichiſchen Monarchie gemacht werden. Politiſche Einheit, beſonders in dem Hauptlande Ungarn, ſollte erzwungen werden; darin ſah man die Gruͤndung der Macht! Die Folge davon war ein faſt ſteter revolutionairer Zuſtand; der, verbunden mit den furchtbaren Kriegen im Oſten und Weſten, der Monarchie hoͤchſt gefaͤhrlich werden konnte. Allein ſchwerlich konnte ſie von dem, wenn auch uͤbermaͤchtigen, Frankreich etwas Großes zu fuͤrchten haben, ſo lange noch das Reich ihr unge- theilt zur Vormauer diente.
13. Viel gefaͤhrlicher waren allerdings die Un- ruhen in Ungarn, geweckt durch die Verfolgun-
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2. Veraͤnd. d. einz. Hptſt. d. w. Eur.--1700.
11. So erhielt ſich dieſer Staat, von zwey
Seiten durch maͤchtige Eroberer beſtuͤrmt, mit we-
nig geſchmaͤlerter Integritaͤt. Die furchtbaren Tuͤr-
kenkriege, die Schule des Muths fuͤr die Deutſchen,
bildeten die Fuͤrſtenſoͤhne zu Feldherren; und gaben
zugleich einen Vereinigungspunct fuͤr den Kayſer und
die Staͤnde. Auch die Kriege gegen Frankreich
trugen dazu bey; denn ungeachtet des Eingangs,
den die Franzoͤſiſche Politik im Frieden fand, ſiegte
doch noch im Kriege im Ganzen die Anhaͤngigkeit
an das gemeinſchaftliche Vaterland.
6. Oeſtreich und die oͤſtlichen Laͤnder.
12. Große Veraͤnderungen ſollten in dem In-
nern der Oeſtreichiſchen Monarchie gemacht werden.
Politiſche Einheit, beſonders in dem Hauptlande
Ungarn, ſollte erzwungen werden; darin ſah
man die Gruͤndung der Macht! Die Folge davon
war ein faſt ſteter revolutionairer Zuſtand; der,
verbunden mit den furchtbaren Kriegen im Oſten und
Weſten, der Monarchie hoͤchſt gefaͤhrlich werden
konnte. Allein ſchwerlich konnte ſie von dem, wenn
auch uͤbermaͤchtigen, Frankreich etwas Großes zu
fuͤrchten haben, ſo lange noch das Reich ihr unge-
theilt zur Vormauer diente.
13. Viel gefaͤhrlicher waren allerdings die Un-
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Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/283>, abgerufen am 22.11.2024.
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