zeigte sogleich seinen Einfluß auf die Regierungen und die Völker; in Neid, Neckerey, und offener Fehde. Seitdem man vollends glaubte, das Ge- heimniß der Handelsbilanz der Staaten entdeckt zu haben (der Gipfel der Thorheit!), war eine un- versiegbare Quelle bes National-Hasses und Neides geöffnet.
Die Untersuchungen über die Handelsbilanz (oder den Ge- winn und Verlust bey dem Austausch der Völker an baarem Gelde) entstanden in England unter CarlII. Sie flossen unmittelbar aus dem Wahn, daß das baare Geld das Na- tionalvermögen bestimme; und veranlaßten alle jene unglück- schwangern Maaßregeln, es durch Handelszwang zu leiten. Umsonst haben Theorie und Erfahrung widersprochen: ver- mögen sie den Glauben der Practiker zu erschüttern? -- Un- ter den damaligen Schriftstellern besonders:
Discourses on trade, by S. Jos. Child, London 1670.
18. Die Formen der Staatsverwal- tung wurden bestimmter. Seitdem es in Frank- reich keinen Principalminister mehr gab, bildete sich von selbst die Eintheilung in gewisse Departements, an deren Spitze Minister gestellt wurden. Auch darin folgten andere Staaten mehr oder weniger nach; wenn gleich in den meisten viel daran fehlte, daß diese Trennung der Verwaltungszweige und die darauf gegründete Organisation des Ministerii nach festen Principien gemacht sey. Wie viel auf die Wahl der Männer ankäme, sah man in Frank- reich; doch blieb die Zahl der großen Minister
selbst
II. Per. A. I. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.
zeigte ſogleich ſeinen Einfluß auf die Regierungen und die Voͤlker; in Neid, Neckerey, und offener Fehde. Seitdem man vollends glaubte, das Ge- heimniß der Handelsbilanz der Staaten entdeckt zu haben (der Gipfel der Thorheit!), war eine un- verſiegbare Quelle bes National-Haſſes und Neides geoͤffnet.
Die Unterſuchungen uͤber die Handelsbilanz (oder den Ge- winn und Verluſt bey dem Austauſch der Voͤlker an baarem Gelde) entſtanden in England unter CarlII. Sie floſſen unmittelbar aus dem Wahn, daß das baare Geld das Na- tionalvermoͤgen beſtimme; und veranlaßten alle jene ungluͤck- ſchwangern Maaßregeln, es durch Handelszwang zu leiten. Umſonſt haben Theorie und Erfahrung widerſprochen: ver- moͤgen ſie den Glauben der Practiker zu erſchuͤttern? — Un- ter den damaligen Schriftſtellern beſonders:
Diſcourſes on trade, by S. Jos. Child, London 1670.
18. Die Formen der Staatsverwal- tung wurden beſtimmter. Seitdem es in Frank- reich keinen Principalminiſter mehr gab, bildete ſich von ſelbſt die Eintheilung in gewiſſe Departements, an deren Spitze Miniſter geſtellt wurden. Auch darin folgten andere Staaten mehr oder weniger nach; wenn gleich in den meiſten viel daran fehlte, daß dieſe Trennung der Verwaltungszweige und die darauf gegruͤndete Organiſation des Miniſterii nach feſten Principien gemacht ſey. Wie viel auf die Wahl der Maͤnner ankaͤme, ſah man in Frank- reich; doch blieb die Zahl der großen Miniſter
ſelbſt
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II. Per. A. I. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.
zeigte ſogleich ſeinen Einfluß auf die Regierungen
und die Voͤlker; in Neid, Neckerey, und offener
Fehde. Seitdem man vollends glaubte, das Ge-
heimniß der Handelsbilanz der Staaten entdeckt
zu haben (der Gipfel der Thorheit!), war eine un-
verſiegbare Quelle bes National-Haſſes und Neides
geoͤffnet.
Die Unterſuchungen uͤber die Handelsbilanz (oder den Ge-
winn und Verluſt bey dem Austauſch der Voͤlker an baarem
Gelde) entſtanden in England unter Carl II. Sie floſſen
unmittelbar aus dem Wahn, daß das baare Geld das Na-
tionalvermoͤgen beſtimme; und veranlaßten alle jene ungluͤck-
ſchwangern Maaßregeln, es durch Handelszwang zu leiten.
Umſonſt haben Theorie und Erfahrung widerſprochen: ver-
moͤgen ſie den Glauben der Practiker zu erſchuͤttern? — Un-
ter den damaligen Schriftſtellern beſonders:
Diſcourſes on trade, by S. Jos. Child, London 1670.
18. Die Formen der Staatsverwal-
tung wurden beſtimmter. Seitdem es in Frank-
reich keinen Principalminiſter mehr gab, bildete ſich
von ſelbſt die Eintheilung in gewiſſe Departements,
an deren Spitze Miniſter geſtellt wurden. Auch
darin folgten andere Staaten mehr oder weniger
nach; wenn gleich in den meiſten viel daran fehlte,
daß dieſe Trennung der Verwaltungszweige und die
darauf gegruͤndete Organiſation des Miniſterii nach
feſten Principien gemacht ſey. Wie viel auf die
Wahl der Maͤnner ankaͤme, ſah man in Frank-
reich; doch blieb die Zahl der großen Miniſter
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Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/286>, abgerufen am 22.11.2024.
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