Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

1. Staatshändel in Europa 1700--1740.
Französischen Truppen genutzt; und die wieder in
Ungern unter Rakozi ausgebrochenen Unruhen ka-
men Frankreich trefflich zu Statten. Am bedeu-
tendsten aber schien in Deutschland die Gewinnung
des Churfürsten Maximilian II. von Bayern
(dem auch sein Bruder, der Churfürst von Cölln,
folgte) werden zu müssen. So konnte man einen
der ersten Deutschen Fürsten, an der Grenze Oest-
reichs, diesem entgegen stellen!

12. Doch konnten alle diese Vorbereitungen
so wenig die Entstehung einer mächtigen Gegen-
verbindung
hindern, als Frankreich das Ueber-
gewicht erhalten. Oestreich fand bald Verbündete
in Deutschland an dem neuen König von Preußen,
an mehrern andern Ständen, und bald an dem ganzen
Reich; und die Seemächte, schon gereizt durch die
Besetzung der Spanischen Niederlande, waren zum
Kriege gleichsam aufgefordert, als Ludwig XIV. den
Sohn Jacob's II. nach dessen Tode, gegen den1701
16.
Spt.

Ryswicker Frieden, als König anerkannte. Und
wenn gleich durch den Tod von Wilhelm III.1702
19.
Mrz

zugleich der Brittische Thron und die Erbstatthalter-
würde erledigt ward, so blieb doch sein System un-
ter seiner Nachfolgerin Anna, und in den Nieder-
landen dasselbe; und eine engere Verbindung Aller
wurde die Folge davon.

Große

1. Staatshaͤndel in Europa 1700--1740.
Franzoͤſiſchen Truppen genutzt; und die wieder in
Ungern unter Rakozi ausgebrochenen Unruhen ka-
men Frankreich trefflich zu Statten. Am bedeu-
tendſten aber ſchien in Deutſchland die Gewinnung
des Churfuͤrſten Maximilian II. von Bayern
(dem auch ſein Bruder, der Churfuͤrſt von Coͤlln,
folgte) werden zu muͤſſen. So konnte man einen
der erſten Deutſchen Fuͤrſten, an der Grenze Oeſt-
reichs, dieſem entgegen ſtellen!

12. Doch konnten alle dieſe Vorbereitungen
ſo wenig die Entſtehung einer maͤchtigen Gegen-
verbindung
hindern, als Frankreich das Ueber-
gewicht erhalten. Oeſtreich fand bald Verbuͤndete
in Deutſchland an dem neuen Koͤnig von Preußen,
an mehrern andern Staͤnden, und bald an dem ganzen
Reich; und die Seemaͤchte, ſchon gereizt durch die
Beſetzung der Spaniſchen Niederlande, waren zum
Kriege gleichſam aufgefordert, als Ludwig XIV. den
Sohn Jacob's II. nach deſſen Tode, gegen den1701
16.
Spt.

Ryswicker Frieden, als Koͤnig anerkannte. Und
wenn gleich durch den Tod von Wilhelm III.1702
19.
Mrz

zugleich der Brittiſche Thron und die Erbſtatthalter-
wuͤrde erledigt ward, ſo blieb doch ſein Syſtem un-
ter ſeiner Nachfolgerin Anna, und in den Nieder-
landen dasſelbe; und eine engere Verbindung Aller
wurde die Folge davon.

Große
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p><pb facs="#f0321" n="283"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">1. Staatsha&#x0364;ndel in Europa 1700--1740.</hi></fw><lb/>
Franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Truppen genutzt; und die wieder in<lb/>
Ungern unter <hi rendition="#g">Rakozi</hi> ausgebrochenen Unruhen ka-<lb/>
men Frankreich trefflich zu Statten. Am bedeu-<lb/>
tend&#x017F;ten aber &#x017F;chien in Deut&#x017F;chland die Gewinnung<lb/>
des Churfu&#x0364;r&#x017F;ten <hi rendition="#g">Maximilian</hi> <hi rendition="#aq">II.</hi> von Bayern<lb/>
(dem auch &#x017F;ein Bruder, der Churfu&#x0364;r&#x017F;t von Co&#x0364;lln,<lb/>
folgte) werden zu mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. So konnte man einen<lb/>
der er&#x017F;ten Deut&#x017F;chen Fu&#x0364;r&#x017F;ten, an der Grenze Oe&#x017F;t-<lb/>
reichs, die&#x017F;em entgegen &#x017F;tellen!</p><lb/>
                <p>12. Doch konnten alle die&#x017F;e Vorbereitungen<lb/>
&#x017F;o wenig die Ent&#x017F;tehung einer <hi rendition="#g">ma&#x0364;chtigen Gegen-<lb/>
verbindung</hi> hindern, als Frankreich das Ueber-<lb/>
gewicht erhalten. Oe&#x017F;treich fand bald Verbu&#x0364;ndete<lb/>
in Deut&#x017F;chland an dem neuen <hi rendition="#g">Ko&#x0364;nig</hi> von Preußen,<lb/>
an mehrern andern Sta&#x0364;nden, und bald an dem ganzen<lb/>
Reich; und die Seema&#x0364;chte, &#x017F;chon gereizt durch die<lb/>
Be&#x017F;etzung der Spani&#x017F;chen Niederlande, waren zum<lb/>
Kriege gleich&#x017F;am aufgefordert, als Ludwig <hi rendition="#aq">XIV.</hi> den<lb/>
Sohn Jacob's <hi rendition="#aq">II.</hi> nach de&#x017F;&#x017F;en Tode, gegen den<note place="right">1701<lb/>
16.<lb/>
Spt.</note><lb/>
Ryswicker Frieden, als Ko&#x0364;nig anerkannte. Und<lb/>
wenn gleich durch den Tod von <hi rendition="#g">Wilhelm</hi> <hi rendition="#aq">III.</hi><note place="right">1702<lb/>
19.<lb/>
Mrz</note><lb/>
zugleich der Britti&#x017F;che Thron und die Erb&#x017F;tatthalter-<lb/>
wu&#x0364;rde erledigt ward, &#x017F;o blieb doch &#x017F;ein Sy&#x017F;tem un-<lb/>
ter &#x017F;einer Nachfolgerin <hi rendition="#g">Anna</hi>, und in den Nieder-<lb/>
landen das&#x017F;elbe; und eine engere Verbindung Aller<lb/>
wurde die Folge davon.</p><lb/>
                <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#g">Große</hi> </fw><lb/>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[283/0321] 1. Staatshaͤndel in Europa 1700--1740. Franzoͤſiſchen Truppen genutzt; und die wieder in Ungern unter Rakozi ausgebrochenen Unruhen ka- men Frankreich trefflich zu Statten. Am bedeu- tendſten aber ſchien in Deutſchland die Gewinnung des Churfuͤrſten Maximilian II. von Bayern (dem auch ſein Bruder, der Churfuͤrſt von Coͤlln, folgte) werden zu muͤſſen. So konnte man einen der erſten Deutſchen Fuͤrſten, an der Grenze Oeſt- reichs, dieſem entgegen ſtellen! 12. Doch konnten alle dieſe Vorbereitungen ſo wenig die Entſtehung einer maͤchtigen Gegen- verbindung hindern, als Frankreich das Ueber- gewicht erhalten. Oeſtreich fand bald Verbuͤndete in Deutſchland an dem neuen Koͤnig von Preußen, an mehrern andern Staͤnden, und bald an dem ganzen Reich; und die Seemaͤchte, ſchon gereizt durch die Beſetzung der Spaniſchen Niederlande, waren zum Kriege gleichſam aufgefordert, als Ludwig XIV. den Sohn Jacob's II. nach deſſen Tode, gegen den Ryswicker Frieden, als Koͤnig anerkannte. Und wenn gleich durch den Tod von Wilhelm III. zugleich der Brittiſche Thron und die Erbſtatthalter- wuͤrde erledigt ward, ſo blieb doch ſein Syſtem un- ter ſeiner Nachfolgerin Anna, und in den Nieder- landen dasſelbe; und eine engere Verbindung Aller wurde die Folge davon. 1701 16. Spt. 1702 19. Mrz Große

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/321
Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/321>, abgerufen am 22.11.2024.