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Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

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1. Staatshändel in Europa 1700--1740.
letztern nur die Grundlage des Ryswicker Friedens
geboten; und beyden peremtorisch ein Termin zum
Entschluß gesetzt, den man nicht annahm. So
dauerte der Kriegszustand, besonders am Rhein,
noch fort; mit wenigem Glücke für Oestreich. Die
Erneuerung der Unterhandlungen zwischen beyden be-
reits im nächsten Winter zu Rastadt waren die
Folgen davon; und führten hier zu einem Frieden,
der nachmals zu Baden in einen Reichsfrieden ver-
wandelt ward. Oestreich bekam sein Theil; das
Reich dagegen -- durch die Separatfriedensschlüsse
ohnehin schon nicht mehr mit sich selber einig --
gieng leer aus; und der schöne Traum der gänzli-
chen Wiederherstellung auf den Fuß des Münster-
schen Friedens -- (welche Lehre wäre sie für die
Eroberungs-Politik gewesen!) -- verschwand.

Fortgang des Kriegs am Rhein; 1713 Einnahme [vo]n Lan-
dan 20. Aug. und Freyburg 16. Nov. durch Villars. Unter-
handlung zwischen ihm und Eugen zu Nastatt Nov. bis
März 1714. Endlicher Abschluß 6. März, unter dem Na-
men von Präliminarien, die demnächst dem Reich zur An-
nahme vorgelegt werden. Hauptbedingungen: a. Oestreich
darf die Spanischen Niederlande in Besitz nehmen, nach ver-
abredeter Barriere für Holland. b. Oestreich erhält in Ita-
lien Neapel, Sardinien, Mayland, und die Stati degli pre-
sidi. c.
Restitution der in die Reichsacht erklärten Churfürsten
von Bayern und Cölln gegen Anerkennung der Chur von Han-
nover. d. Für das Reich nur Wiederherstellung des Zustandes
vor dem Kriege; durch Bestätigung des Münsterschen, Nim-
wegischen und Ryswicker Friedens. -- Annahme der dem

Reich
T 3

1. Staatshaͤndel in Europa 1700--1740.
letztern nur die Grundlage des Ryswicker Friedens
geboten; und beyden peremtoriſch ein Termin zum
Entſchluß geſetzt, den man nicht annahm. So
dauerte der Kriegszuſtand, beſonders am Rhein,
noch fort; mit wenigem Gluͤcke fuͤr Oeſtreich. Die
Erneuerung der Unterhandlungen zwiſchen beyden be-
reits im naͤchſten Winter zu Raſtadt waren die
Folgen davon; und fuͤhrten hier zu einem Frieden,
der nachmals zu Baden in einen Reichsfrieden ver-
wandelt ward. Oeſtreich bekam ſein Theil; das
Reich dagegen — durch die Separatfriedensſchluͤſſe
ohnehin ſchon nicht mehr mit ſich ſelber einig —
gieng leer aus; und der ſchoͤne Traum der gaͤnzli-
chen Wiederherſtellung auf den Fuß des Muͤnſter-
ſchen Friedens — (welche Lehre waͤre ſie fuͤr die
Eroberungs-Politik geweſen!) — verſchwand.

Fortgang des Kriegs am Rhein; 1713 Einnahme [vo]n Lan-
dan 20. Aug. und Freyburg 16. Nov. durch Villars. Unter-
handlung zwiſchen ihm und Eugen zu Naſtatt Nov. bis
Maͤrz 1714. Endlicher Abſchluß 6. Maͤrz, unter dem Na-
men von Praͤliminarien, die demnaͤchſt dem Reich zur An-
nahme vorgelegt werden. Hauptbedingungen: a. Oeſtreich
darf die Spaniſchen Niederlande in Beſitz nehmen, nach ver-
abredeter Barriere fuͤr Holland. b. Oeſtreich erhaͤlt in Ita-
lien Neapel, Sardinien, Mayland, und die Stati degli pre-
ſidi. c.
Reſtitution der in die Reichsacht erklaͤrten Churfuͤrſten
von Bayern und Coͤlln gegen Anerkennung der Chur von Han-
nover. d. Fuͤr das Reich nur Wiederherſtellung des Zuſtandes
vor dem Kriege; durch Beſtaͤtigung des Muͤnſterſchen, Nim-
wegiſchen und Ryswicker Friedens. — Annahme der dem

Reich
T 3
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[293/0331] 1. Staatshaͤndel in Europa 1700--1740. letztern nur die Grundlage des Ryswicker Friedens geboten; und beyden peremtoriſch ein Termin zum Entſchluß geſetzt, den man nicht annahm. So dauerte der Kriegszuſtand, beſonders am Rhein, noch fort; mit wenigem Gluͤcke fuͤr Oeſtreich. Die Erneuerung der Unterhandlungen zwiſchen beyden be- reits im naͤchſten Winter zu Raſtadt waren die Folgen davon; und fuͤhrten hier zu einem Frieden, der nachmals zu Baden in einen Reichsfrieden ver- wandelt ward. Oeſtreich bekam ſein Theil; das Reich dagegen — durch die Separatfriedensſchluͤſſe ohnehin ſchon nicht mehr mit ſich ſelber einig — gieng leer aus; und der ſchoͤne Traum der gaͤnzli- chen Wiederherſtellung auf den Fuß des Muͤnſter- ſchen Friedens — (welche Lehre waͤre ſie fuͤr die Eroberungs-Politik geweſen!) — verſchwand. Fortgang des Kriegs am Rhein; 1713 Einnahme von Lan- dan 20. Aug. und Freyburg 16. Nov. durch Villars. Unter- handlung zwiſchen ihm und Eugen zu Naſtatt Nov. bis Maͤrz 1714. Endlicher Abſchluß 6. Maͤrz, unter dem Na- men von Praͤliminarien, die demnaͤchſt dem Reich zur An- nahme vorgelegt werden. Hauptbedingungen: a. Oeſtreich darf die Spaniſchen Niederlande in Beſitz nehmen, nach ver- abredeter Barriere fuͤr Holland. b. Oeſtreich erhaͤlt in Ita- lien Neapel, Sardinien, Mayland, und die Stati degli pre- ſidi. c. Reſtitution der in die Reichsacht erklaͤrten Churfuͤrſten von Bayern und Coͤlln gegen Anerkennung der Chur von Han- nover. d. Fuͤr das Reich nur Wiederherſtellung des Zuſtandes vor dem Kriege; durch Beſtaͤtigung des Muͤnſterſchen, Nim- wegiſchen und Ryswicker Friedens. — Annahme der dem Reich T 3

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Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/331>, abgerufen am 22.11.2024.