ßert. Ob diese Vergrößerung Gewinn oder Scha- den war, hieng von dem Geist der Administration ab. Geschickt, dem Hauptkörper der Monarchie in Verbindung mit dem Reich zur Vormauer zu die- nen; boten sie, schwach besetzt, den Feinden eben so viele Angriffspuncte dar; und unter einer Ver- waltung, wie die von Carl VI., mußte man bald den Beweis davon sehen.
Gesicherter Besitz von Siebenbürgen 1711 nach Dämpfung der durch Franz Rakozi erregten Unruhen.
31. Das Deutsche Reich, durch Bayerns Politik in sich selbst zerrissen, ward wieder ein Ganzes durch den Frieden, so weit es ein Ganzes werden konnte. Aber das Beyspiel war gegeben, und blieb nicht ohne Folgen. Allein die Zeiten nä- herten sich, wo noch ganz andere Spaltungen ent- stehen sollten.
32. Zwey neue Königsthrone waren er- richtet, der eine für das Brandenburgische Haus in Preußen (s. unten), der andere für das Haus Savoyen in Sicilien, das bald nachher mit Sardinien vertauscht werden mußte. Beyde damals Staaten vom zweyten Range; aber darin verschieden, daß der erste seine größten Herrscher noch haben sollte, der andere sie schon gehabt hatte. Diese Verschiedenheit gab nachmals den Maaßstab
ihrer
II. Per. B. I. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.
ßert. Ob dieſe Vergroͤßerung Gewinn oder Scha- den war, hieng von dem Geiſt der Adminiſtration ab. Geſchickt, dem Hauptkoͤrper der Monarchie in Verbindung mit dem Reich zur Vormauer zu die- nen; boten ſie, ſchwach beſetzt, den Feinden eben ſo viele Angriffspuncte dar; und unter einer Ver- waltung, wie die von Carl VI., mußte man bald den Beweis davon ſehen.
Geſicherter Beſitz von Siebenbuͤrgen 1711 nach Daͤmpfung der durch Franz Rakozi erregten Unruhen.
31. Das Deutſche Reich, durch Bayerns Politik in ſich ſelbſt zerriſſen, ward wieder ein Ganzes durch den Frieden, ſo weit es ein Ganzes werden konnte. Aber das Beyſpiel war gegeben, und blieb nicht ohne Folgen. Allein die Zeiten naͤ- herten ſich, wo noch ganz andere Spaltungen ent- ſtehen ſollten.
32. Zwey neue Koͤnigsthrone waren er- richtet, der eine fuͤr das Brandenburgiſche Haus in Preußen (ſ. unten), der andere fuͤr das Haus Savoyen in Sicilien, das bald nachher mit Sardinien vertauſcht werden mußte. Beyde damals Staaten vom zweyten Range; aber darin verſchieden, daß der erſte ſeine groͤßten Herrſcher noch haben ſollte, der andere ſie ſchon gehabt hatte. Dieſe Verſchiedenheit gab nachmals den Maaßſtab
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II. Per. B. I. Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt.
ßert. Ob dieſe Vergroͤßerung Gewinn oder Scha-
den war, hieng von dem Geiſt der Adminiſtration
ab. Geſchickt, dem Hauptkoͤrper der Monarchie
in Verbindung mit dem Reich zur Vormauer zu die-
nen; boten ſie, ſchwach beſetzt, den Feinden eben
ſo viele Angriffspuncte dar; und unter einer Ver-
waltung, wie die von Carl VI., mußte man bald
den Beweis davon ſehen.
Geſicherter Beſitz von Siebenbuͤrgen 1711 nach Daͤmpfung
der durch Franz Rakozi erregten Unruhen.
31. Das Deutſche Reich, durch Bayerns
Politik in ſich ſelbſt zerriſſen, ward wieder ein
Ganzes durch den Frieden, ſo weit es ein Ganzes
werden konnte. Aber das Beyſpiel war gegeben,
und blieb nicht ohne Folgen. Allein die Zeiten naͤ-
herten ſich, wo noch ganz andere Spaltungen ent-
ſtehen ſollten.
32. Zwey neue Koͤnigsthrone waren er-
richtet, der eine fuͤr das Brandenburgiſche Haus
in Preußen (ſ. unten), der andere fuͤr das
Haus Savoyen in Sicilien, das bald nachher
mit Sardinien vertauſcht werden mußte. Beyde
damals Staaten vom zweyten Range; aber darin
verſchieden, daß der erſte ſeine groͤßten Herrſcher
noch haben ſollte, der andere ſie ſchon gehabt hatte.
Dieſe Verſchiedenheit gab nachmals den Maaßſtab
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Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 300. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/338>, abgerufen am 22.11.2024.
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