Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

1. Staatshändel in Europa b. 1756--1763.
Militairs unter dem Grafen Wilhelm von Lippe-Bücke-
burg, einem der Heroen des 7jährigen Kriegs.

56. So bis fast aus Ende des Kriegs stets
siegreich fortdauernd, sollte doch noch vor dem Ende
die Verbindung zwischen England und Preußen sich
trennen. England sah seine Zwecke erreicht; die
Seemacht Frankreichs war zerstört; fast alle seine
Colonien in seinen Händen; und die durch den
Wachsthum der Nationalschuld schon früher erregte
friedliche Stimmung und Abneigung gegen den Con-
tinentalkrieg nahm seit Pitt's Austritt aus dem Mi-
nisterium zu; und die Anträge Frankreichs hatten
bald Präliminarien zur Folge, die in einen
Separatfrieden verwandelt wurden; ohne daß
für Friedrich II. etwas weiters als die Neutralität
Frankreichs stipulirt wurde. Wohl hatte Friedrich
Recht, sich zu beklagen; aber -- war er vormals
nicht selber der Lehrer dieser Politik gewesen?

Vorläufige Unterhandlungen durch den Düc de Nivernois
in London, und Herzog von Bedford in Paris. Abschluß der
Präliminarien 3. Nov. 1762 zu Fontainebleau; zwi-
schen England auf Einer, und Frankreich und Spanien auf
der andern Seite, in einen Definitivfrieden verwan-
delt zu Paris 10. Febr. 1763. Bedingungen: a. zwischen
Frankreich und England
. 1. Frankreich entsagt allen
Ansprüchen auf Neu-Schottland; und tritt ganz Canada
nebst Cap Breton an England ab. 2. Es behält einen An-
theil an den Fischereyen auf Terreneuve, mit den Inselchen
St. Pierre und Miquelon, jedoch unbefestigt. 3. Der Mis-
sisippi macht die Grenze zwischen den Brittischen Colonien

und
C c 3

1. Staatshaͤndel in Europa b. 1756--1763.
Militairs unter dem Grafen Wilhelm von Lippe-Buͤcke-
burg, einem der Heroen des 7jaͤhrigen Kriegs.

56. So bis faſt aus Ende des Kriegs ſtets
ſiegreich fortdauernd, ſollte doch noch vor dem Ende
die Verbindung zwiſchen England und Preußen ſich
trennen. England ſah ſeine Zwecke erreicht; die
Seemacht Frankreichs war zerſtoͤrt; faſt alle ſeine
Colonien in ſeinen Haͤnden; und die durch den
Wachsthum der Nationalſchuld ſchon fruͤher erregte
friedliche Stimmung und Abneigung gegen den Con-
tinentalkrieg nahm ſeit Pitt's Austritt aus dem Mi-
niſterium zu; und die Antraͤge Frankreichs hatten
bald Praͤliminarien zur Folge, die in einen
Separatfrieden verwandelt wurden; ohne daß
fuͤr Friedrich II. etwas weiters als die Neutralitaͤt
Frankreichs ſtipulirt wurde. Wohl hatte Friedrich
Recht, ſich zu beklagen; aber — war er vormals
nicht ſelber der Lehrer dieſer Politik geweſen?

Vorlaͤufige Unterhandlungen durch den Duͤc de Nivernois
in London, und Herzog von Bedford in Paris. Abſchluß der
Praͤliminarien 3. Nov. 1762 zu Fontainebleau; zwi-
ſchen England auf Einer, und Frankreich und Spanien auf
der andern Seite, in einen Definitivfrieden verwan-
delt zu Paris 10. Febr. 1763. Bedingungen: a. zwiſchen
Frankreich und England
. 1. Frankreich entſagt allen
Anſpruͤchen auf Neu-Schottland; und tritt ganz Canada
nebſt Cap Breton an England ab. 2. Es behaͤlt einen An-
theil an den Fiſchereyen auf Terreneuve, mit den Inſelchen
St. Pierre und Miquelon, jedoch unbefeſtigt. 3. Der Miſ-
ſiſippi macht die Grenze zwiſchen den Brittiſchen Colonien

und
C c 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <p>
                    <pb facs="#f0443" n="405"/>
                    <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">1. Staatsha&#x0364;ndel in Europa <hi rendition="#aq">b.</hi> 1756--1763.</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#et">Militairs unter dem Grafen <hi rendition="#g">Wilhelm</hi> von Lippe-Bu&#x0364;cke-<lb/>
burg, einem der Heroen des 7ja&#x0364;hrigen Kriegs.</hi> </p><lb/>
                  <p>56. So bis fa&#x017F;t aus Ende des Kriegs &#x017F;tets<lb/>
&#x017F;iegreich fortdauernd, &#x017F;ollte doch noch <hi rendition="#g">vor</hi> dem Ende<lb/>
die Verbindung zwi&#x017F;chen England und Preußen &#x017F;ich<lb/><hi rendition="#g">trennen</hi>. England &#x017F;ah <hi rendition="#g">&#x017F;eine</hi> Zwecke erreicht; die<lb/>
Seemacht Frankreichs war zer&#x017F;to&#x0364;rt; fa&#x017F;t alle &#x017F;eine<lb/>
Colonien in &#x017F;einen Ha&#x0364;nden; und die durch den<lb/>
Wachsthum der National&#x017F;chuld &#x017F;chon fru&#x0364;her erregte<lb/>
friedliche Stimmung und Abneigung gegen den Con-<lb/>
tinentalkrieg nahm &#x017F;eit Pitt's Austritt aus dem Mi-<lb/>
ni&#x017F;terium zu; und die Antra&#x0364;ge Frankreichs hatten<lb/>
bald <hi rendition="#g">Pra&#x0364;liminarien</hi> zur Folge, die in einen<lb/><hi rendition="#g">Separatfrieden</hi> verwandelt wurden; ohne daß<lb/>
fu&#x0364;r Friedrich <hi rendition="#aq">II.</hi> etwas weiters als die Neutralita&#x0364;t<lb/>
Frankreichs &#x017F;tipulirt wurde. Wohl hatte Friedrich<lb/>
Recht, &#x017F;ich zu beklagen; aber &#x2014; war er vormals<lb/>
nicht &#x017F;elber der Lehrer die&#x017F;er Politik gewe&#x017F;en?</p><lb/>
                  <p> <hi rendition="#et">Vorla&#x0364;ufige Unterhandlungen durch den Du&#x0364;c de Nivernois<lb/>
in London, und Herzog von Bedford in Paris. Ab&#x017F;chluß der<lb/>
Pra&#x0364;liminarien 3. Nov. 1762 zu <hi rendition="#g">Fontainebleau</hi>; zwi-<lb/>
&#x017F;chen England auf Einer, und Frankreich und Spanien auf<lb/>
der andern Seite, in einen <hi rendition="#g">Definitivfrieden</hi> verwan-<lb/>
delt zu <hi rendition="#g">Paris</hi> 10. Febr. 1763. Bedingungen: <hi rendition="#aq">a.</hi> <hi rendition="#g">zwi&#x017F;chen<lb/>
Frankreich und England</hi>. 1. Frankreich ent&#x017F;agt allen<lb/>
An&#x017F;pru&#x0364;chen auf Neu-Schottland; und tritt ganz <hi rendition="#g">Canada</hi><lb/>
neb&#x017F;t Cap Breton an England ab. 2. Es beha&#x0364;lt einen An-<lb/>
theil an den Fi&#x017F;chereyen auf Terreneuve, mit den In&#x017F;elchen<lb/>
St. Pierre und Miquelon, jedoch unbefe&#x017F;tigt. 3. Der Mi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;i&#x017F;ippi macht die Grenze zwi&#x017F;chen den Britti&#x017F;chen Colonien</hi><lb/>
                    <fw place="bottom" type="sig">C c 3</fw>
                    <fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/>
                  </p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[405/0443] 1. Staatshaͤndel in Europa b. 1756--1763. Militairs unter dem Grafen Wilhelm von Lippe-Buͤcke- burg, einem der Heroen des 7jaͤhrigen Kriegs. 56. So bis faſt aus Ende des Kriegs ſtets ſiegreich fortdauernd, ſollte doch noch vor dem Ende die Verbindung zwiſchen England und Preußen ſich trennen. England ſah ſeine Zwecke erreicht; die Seemacht Frankreichs war zerſtoͤrt; faſt alle ſeine Colonien in ſeinen Haͤnden; und die durch den Wachsthum der Nationalſchuld ſchon fruͤher erregte friedliche Stimmung und Abneigung gegen den Con- tinentalkrieg nahm ſeit Pitt's Austritt aus dem Mi- niſterium zu; und die Antraͤge Frankreichs hatten bald Praͤliminarien zur Folge, die in einen Separatfrieden verwandelt wurden; ohne daß fuͤr Friedrich II. etwas weiters als die Neutralitaͤt Frankreichs ſtipulirt wurde. Wohl hatte Friedrich Recht, ſich zu beklagen; aber — war er vormals nicht ſelber der Lehrer dieſer Politik geweſen? Vorlaͤufige Unterhandlungen durch den Duͤc de Nivernois in London, und Herzog von Bedford in Paris. Abſchluß der Praͤliminarien 3. Nov. 1762 zu Fontainebleau; zwi- ſchen England auf Einer, und Frankreich und Spanien auf der andern Seite, in einen Definitivfrieden verwan- delt zu Paris 10. Febr. 1763. Bedingungen: a. zwiſchen Frankreich und England. 1. Frankreich entſagt allen Anſpruͤchen auf Neu-Schottland; und tritt ganz Canada nebſt Cap Breton an England ab. 2. Es behaͤlt einen An- theil an den Fiſchereyen auf Terreneuve, mit den Inſelchen St. Pierre und Miquelon, jedoch unbefeſtigt. 3. Der Miſ- ſiſippi macht die Grenze zwiſchen den Brittiſchen Colonien und C c 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/443
Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/443>, abgerufen am 23.11.2024.