stande machte, da der auswärtige Handel meist auf ihnen beruhte.
3. Die Colonien von Nordamerica von dem Missisippi bis zum Laurence-Fluß, und im Innern bis zu den Alleghennie Gebirgen, sich ausdehnend, wurden durch den Pariser Frieden noch durch die Abtretung von ganz Canada und Florida vermehrt (s. oben S. 405.) Nie schien in dieser Weltge- gend Brittische Herrschaft mehr befestigt; und doch zeigte es sich bald, daß sie es nie weniger war.
4. Streben nach Unabhängigkeit liegt in der Natur aufgeblühter Ackerbaucolonien, weil in ihnen eine Nation sich bildet. In America kamen hierzu lang genährte democratische Grundsätze, durch die Verfassung der meisten Provinzen ver- wirklicht, schwacher politischer Zusammenhang mit dem Mutterlande, und Gefühl der wachsenden Kraft, bereits im siebenjährigen Kriege erprobt. So bedurfte es nur einer Veranlassung zum Zwist; und die Folgen davon waren unausbleiblich.
5. Dieser Zwist entstand indeß nicht sowohl durch fühlbaren Druck, als vielmehr durch eine Frage des Rechts: ob das Brittische Parlament das Recht habe, die Colonien zu besteuern? Das Parlament behauptete dieß; die Colonien leugneten
es,
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3. Geſch. d. Colonialweſens 1740--1786.
ſtande machte, da der auswaͤrtige Handel meiſt auf ihnen beruhte.
3. Die Colonien von Nordamerica von dem Miſſiſippi bis zum Laurence-Fluß, und im Innern bis zu den Alleghennie Gebirgen, ſich ausdehnend, wurden durch den Pariſer Frieden noch durch die Abtretung von ganz Canada und Florida vermehrt (ſ. oben S. 405.) Nie ſchien in dieſer Weltge- gend Brittiſche Herrſchaft mehr befeſtigt; und doch zeigte es ſich bald, daß ſie es nie weniger war.
4. Streben nach Unabhaͤngigkeit liegt in der Natur aufgebluͤhter Ackerbaucolonien, weil in ihnen eine Nation ſich bildet. In America kamen hierzu lang genaͤhrte democratiſche Grundſaͤtze, durch die Verfaſſung der meiſten Provinzen ver- wirklicht, ſchwacher politiſcher Zuſammenhang mit dem Mutterlande, und Gefuͤhl der wachſenden Kraft, bereits im ſiebenjaͤhrigen Kriege erprobt. So bedurfte es nur einer Veranlaſſung zum Zwiſt; und die Folgen davon waren unausbleiblich.
5. Dieſer Zwiſt entſtand indeß nicht ſowohl durch fuͤhlbaren Druck, als vielmehr durch eine Frage des Rechts: ob das Brittiſche Parlament das Recht habe, die Colonien zu beſteuern? Das Parlament behauptete dieß; die Colonien leugneten
es,
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3. Geſch. d. Colonialweſens 1740--1786.
ſtande machte, da der auswaͤrtige Handel meiſt
auf ihnen beruhte.
3. Die Colonien von Nordamerica von dem
Miſſiſippi bis zum Laurence-Fluß, und im Innern
bis zu den Alleghennie Gebirgen, ſich ausdehnend,
wurden durch den Pariſer Frieden noch durch die
Abtretung von ganz Canada und Florida vermehrt
(ſ. oben S. 405.) Nie ſchien in dieſer Weltge-
gend Brittiſche Herrſchaft mehr befeſtigt; und doch
zeigte es ſich bald, daß ſie es nie weniger war.
4. Streben nach Unabhaͤngigkeit liegt in der
Natur aufgebluͤhter Ackerbaucolonien, weil in
ihnen eine Nation ſich bildet. In America kamen
hierzu lang genaͤhrte democratiſche Grundſaͤtze,
durch die Verfaſſung der meiſten Provinzen ver-
wirklicht, ſchwacher politiſcher Zuſammenhang mit
dem Mutterlande, und Gefuͤhl der wachſenden
Kraft, bereits im ſiebenjaͤhrigen Kriege erprobt.
So bedurfte es nur einer Veranlaſſung zum Zwiſt;
und die Folgen davon waren unausbleiblich.
5. Dieſer Zwiſt entſtand indeß nicht ſowohl
durch fuͤhlbaren Druck, als vielmehr durch eine
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Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/495>, abgerufen am 22.11.2024.
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