Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

Bild:
<< vorherige Seite

3. Gesch. d. Colonialwesens 1740--1786.
schwarzen Höle. Expedition von Madras unter Clive
1757. Wiedereinnahme von Calcutta; und Sieg bey Plas-
sey
26. Juni durch Verrätherey von Mir Jaffie[r]; statt
seines Schwagers jetzt zum Nabob von Bengalen ernannt;
aber bereits 1760 durch Clive zu Gunsten seines Schwieger-
sohns Mir Cossir wieder entsetzt; und als dieser, der
Sclaverey unfähig, die Waffen ergriff, zum zweytenmal
zum Nabob gemacht 10. Jul. 1763. Das Geheimniß, unter
fremden Namen zu herrschen, war gefunden; es war jetzt
kaum noch nöthig, das Spiel zu wiederholen. Doch kostete
es noch einen Kampf mit dem Subah von Oude 1765,
zu dem Mir Cossir und der von den Maratten vertriebene
Großmogul, selber, geflüchtet waren. Erst nach seiner Besie-
gung konnte man den Besitz von Bengalen als gesichert an-
sehen.

31. Abtretung des Devani von Bengalen
(der Einkünfte und ihrer Erhebung) durch den
Großmogul an die Compagnie; indem der Nabob
pensionirt wird. So erhielt also die Gesellschaft,
nachdem sie schon vorher den Handel sich hatte ge-
ben lassen, nun auch die Administration und die
Souverainität des Landes, wenn man auch den
Schatten davon den alten Herrschern ließ.

Tractat zu Allahabad mit dem Großmogul (als seyn-
sollenden Oberherrn) über die Abtretung des Devani von
Bengalen, Bahar und Orissa 12. Aug. 1765. gegen eine jähr-
liche Summe von 12 Lac Rupien geschlossen durch den Gou-
verneur L. Clive.

32. Von jetzt an war also die Compagnie die
Beherrscherin eines großen und reichen Landes;

aber

3. Geſch. d. Colonialweſens 1740—1786.
ſchwarzen Hoͤle. Expedition von Madras unter Clive
1757. Wiedereinnahme von Calcutta; und Sieg bey Plaſ-
ſey
26. Juni durch Verraͤtherey von Mir Jaffie[r]; ſtatt
ſeines Schwagers jetzt zum Nabob von Bengalen ernannt;
aber bereits 1760 durch Clive zu Gunſten ſeines Schwieger-
ſohns Mir Coſſir wieder entſetzt; und als dieſer, der
Sclaverey unfaͤhig, die Waffen ergriff, zum zweytenmal
zum Nabob gemacht 10. Jul. 1763. Das Geheimniß, unter
fremden Namen zu herrſchen, war gefunden; es war jetzt
kaum noch noͤthig, das Spiel zu wiederholen. Doch koſtete
es noch einen Kampf mit dem Subah von Oude 1765,
zu dem Mir Coſſir und der von den Maratten vertriebene
Großmogul, ſelber, gefluͤchtet waren. Erſt nach ſeiner Beſie-
gung konnte man den Beſitz von Bengalen als geſichert an-
ſehen.

31. Abtretung des Devani von Bengalen
(der Einkuͤnfte und ihrer Erhebung) durch den
Großmogul an die Compagnie; indem der Nabob
penſionirt wird. So erhielt alſo die Geſellſchaft,
nachdem ſie ſchon vorher den Handel ſich hatte ge-
ben laſſen, nun auch die Adminiſtration und die
Souverainitaͤt des Landes, wenn man auch den
Schatten davon den alten Herrſchern ließ.

Tractat zu Allahabad mit dem Großmogul (als ſeyn-
ſollenden Oberherrn) uͤber die Abtretung des Devani von
Bengalen, Bahar und Oriſſa 12. Aug. 1765. gegen eine jaͤhr-
liche Summe von 12 Lac Rupien geſchloſſen durch den Gou-
verneur L. Clive.

32. Von jetzt an war alſo die Compagnie die
Beherrſcherin eines großen und reichen Landes;

aber
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <p>
                  <pb facs="#f0515" n="477"/>
                  <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">3. Ge&#x017F;ch. d. Colonialwe&#x017F;ens 1740&#x2014;1786.</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#et"><hi rendition="#g">&#x017F;chwarzen Ho&#x0364;le</hi>. Expedition von Madras unter Clive<lb/>
1757. Wiedereinnahme von Calcutta; und Sieg bey <hi rendition="#g">Pla&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ey</hi> 26. Juni durch Verra&#x0364;therey von <hi rendition="#g">Mir Jaffie<supplied>r</supplied></hi>; &#x017F;tatt<lb/>
&#x017F;eines Schwagers jetzt zum Nabob von Bengalen ernannt;<lb/>
aber bereits 1760 durch Clive zu Gun&#x017F;ten &#x017F;eines Schwieger-<lb/>
&#x017F;ohns <hi rendition="#g">Mir Co&#x017F;&#x017F;ir</hi> wieder ent&#x017F;etzt; und als die&#x017F;er, der<lb/>
Sclaverey unfa&#x0364;hig, die Waffen ergriff, zum zweytenmal<lb/>
zum Nabob gemacht 10. Jul. 1763. Das Geheimniß, unter<lb/>
fremden Namen zu herr&#x017F;chen, war gefunden; es war jetzt<lb/>
kaum noch no&#x0364;thig, das Spiel zu wiederholen. Doch ko&#x017F;tete<lb/>
es noch einen Kampf mit dem <hi rendition="#g">Subah von Oude</hi> 1765,<lb/>
zu dem Mir Co&#x017F;&#x017F;ir und der von den Maratten vertriebene<lb/>
Großmogul, &#x017F;elber, geflu&#x0364;chtet waren. Er&#x017F;t nach &#x017F;einer Be&#x017F;ie-<lb/>
gung konnte man den Be&#x017F;itz von Bengalen als ge&#x017F;ichert an-<lb/>
&#x017F;ehen.</hi> </p><lb/>
                <p>31. Abtretung des <hi rendition="#g">Devani</hi> von Bengalen<lb/>
(der Einku&#x0364;nfte und ihrer Erhebung) durch den<lb/>
Großmogul an die Compagnie; indem der Nabob<lb/>
pen&#x017F;ionirt wird. So erhielt al&#x017F;o die Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft,<lb/>
nachdem &#x017F;ie &#x017F;chon vorher den Handel &#x017F;ich hatte ge-<lb/>
ben la&#x017F;&#x017F;en, nun auch die Admini&#x017F;tration und die<lb/>
Souverainita&#x0364;t des Landes, wenn man auch den<lb/>
Schatten davon den alten Herr&#x017F;chern ließ.</p><lb/>
                <p> <hi rendition="#et"><hi rendition="#g">Tractat</hi> zu <hi rendition="#g">Allahabad</hi> mit dem Großmogul (als &#x017F;eyn-<lb/>
&#x017F;ollenden Oberherrn) u&#x0364;ber die Abtretung des Devani von<lb/>
Bengalen, Bahar und Ori&#x017F;&#x017F;a 12. Aug. 1765. gegen eine ja&#x0364;hr-<lb/>
liche Summe von 12 Lac Rupien ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en durch den Gou-<lb/>
verneur L. Clive.</hi> </p><lb/>
                <p>32. Von jetzt an war al&#x017F;o die Compagnie die<lb/>
Beherr&#x017F;cherin eines großen und reichen Landes;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">aber</fw><lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[477/0515] 3. Geſch. d. Colonialweſens 1740—1786. ſchwarzen Hoͤle. Expedition von Madras unter Clive 1757. Wiedereinnahme von Calcutta; und Sieg bey Plaſ- ſey 26. Juni durch Verraͤtherey von Mir Jaffier; ſtatt ſeines Schwagers jetzt zum Nabob von Bengalen ernannt; aber bereits 1760 durch Clive zu Gunſten ſeines Schwieger- ſohns Mir Coſſir wieder entſetzt; und als dieſer, der Sclaverey unfaͤhig, die Waffen ergriff, zum zweytenmal zum Nabob gemacht 10. Jul. 1763. Das Geheimniß, unter fremden Namen zu herrſchen, war gefunden; es war jetzt kaum noch noͤthig, das Spiel zu wiederholen. Doch koſtete es noch einen Kampf mit dem Subah von Oude 1765, zu dem Mir Coſſir und der von den Maratten vertriebene Großmogul, ſelber, gefluͤchtet waren. Erſt nach ſeiner Beſie- gung konnte man den Beſitz von Bengalen als geſichert an- ſehen. 31. Abtretung des Devani von Bengalen (der Einkuͤnfte und ihrer Erhebung) durch den Großmogul an die Compagnie; indem der Nabob penſionirt wird. So erhielt alſo die Geſellſchaft, nachdem ſie ſchon vorher den Handel ſich hatte ge- ben laſſen, nun auch die Adminiſtration und die Souverainitaͤt des Landes, wenn man auch den Schatten davon den alten Herrſchern ließ. Tractat zu Allahabad mit dem Großmogul (als ſeyn- ſollenden Oberherrn) uͤber die Abtretung des Devani von Bengalen, Bahar und Oriſſa 12. Aug. 1765. gegen eine jaͤhr- liche Summe von 12 Lac Rupien geſchloſſen durch den Gou- verneur L. Clive. 32. Von jetzt an war alſo die Compagnie die Beherrſcherin eines großen und reichen Landes; aber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/515
Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/515>, abgerufen am 22.11.2024.