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Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809.

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Gesch. d. südl. Eur. Staatensyst. 1492--1661.
und man könnte sie vergleichungsweise gegen die übri-
gen, die passiv waren oder doch bald wurden, die
activen Mitglieder nennen.

Spanien hatte unter Ferdinand und Isabella
unter jenen Reichen die glänzendste Zukunft vor sich. Die
vorbereitete Vereinigung Aragons, (wozu auch Sicilien und
Sardinien gehörte;) und Castiliens durch ihre Heyrath 1469
legte den Grund zu seiner innern Stärke; und die Ent-
deckung Americas eröffnete ihm unermeßliche Aussichten.
Doch war es eigentlich die Eroberung Granadas 1492,
welche den Nationalgeist weckte; aber auch den Köni-
gen, hauptsächlich durch ihre Inquisition, den Weg zu
der Allgewalt bahnte, ohne daß eben deßhalb die Form
der ständischen Verfassung (Cortes) so bald verändert wäre.

Nicht geringere Vortheile, (die Entdeckungen abgerech-
net), genoß Frankreich. Wenn gleich damals noch um
vieles beschränkter an Umfang, doch durch die Acquisition
von Bretagne durch die Heyrath Carl's VIII. 1491 arron-
dirt, war durch die Politik Ludwig's XI., und den Fall
des letzten übermächtigen Vasallen Carl's des Kühnen von
Burgund 1477, die königliche Macht so fest wie irgendwo
gegründet, und die Macht der Stände (Etats generaux)
bereits sichtbar im Sinken. Aber welche Vortheile hatte
Frankreich, als Hauptglied eines Staatensystems betrachtet,
nicht auch schon durch seine geographische Lage vor den übri-
gen voraus?

Auch in England hob sich die königliche Macht unter
Heinrich VII. 1483-1509. nach Beendigung der Kriege
mit der weißen und rothen Rose, planmäßig auf ähnliche
Weise. War gleich das Parlament nach seinen Hauptfor-
men gebildet, so war es und blieb es noch lange ein Kör-
per ohne Geist; aber durch seine Organisation mehr als
andre ständische Versammlungen des Lebens fähig. Noch
getrennt von Schottland, mit schwankender Herrschaft in
Irrland, und ohne eine Kriegsflotte würde England an den

Conti-
B

Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt. 1492--1661.
und man koͤnnte ſie vergleichungsweiſe gegen die uͤbri-
gen, die paſſiv waren oder doch bald wurden, die
activen Mitglieder nennen.

Spanien hatte unter Ferdinand und Iſabella
unter jenen Reichen die glaͤnzendſte Zukunft vor ſich. Die
vorbereitete Vereinigung Aragons, (wozu auch Sicilien und
Sardinien gehoͤrte;) und Caſtiliens durch ihre Heyrath 1469
legte den Grund zu ſeiner innern Staͤrke; und die Ent-
deckung Americas eroͤffnete ihm unermeßliche Ausſichten.
Doch war es eigentlich die Eroberung Granadas 1492,
welche den Nationalgeiſt weckte; aber auch den Koͤni-
gen, hauptſaͤchlich durch ihre Inquiſition, den Weg zu
der Allgewalt bahnte, ohne daß eben deßhalb die Form
der ſtaͤndiſchen Verfaſſung (Cortes) ſo bald veraͤndert waͤre.

Nicht geringere Vortheile, (die Entdeckungen abgerech-
net), genoß Frankreich. Wenn gleich damals noch um
vieles beſchraͤnkter an Umfang, doch durch die Acquiſition
von Bretagne durch die Heyrath Carl's VIII. 1491 arron-
dirt, war durch die Politik Ludwig's XI., und den Fall
des letzten uͤbermaͤchtigen Vaſallen Carl's des Kuͤhnen von
Burgund 1477, die koͤnigliche Macht ſo feſt wie irgendwo
gegruͤndet, und die Macht der Staͤnde (Etats généraux)
bereits ſichtbar im Sinken. Aber welche Vortheile hatte
Frankreich, als Hauptglied eines Staatenſyſtems betrachtet,
nicht auch ſchon durch ſeine geographiſche Lage vor den uͤbri-
gen voraus?

Auch in England hob ſich die koͤnigliche Macht unter
Heinrich VII. 1483–1509. nach Beendigung der Kriege
mit der weißen und rothen Roſe, planmaͤßig auf aͤhnliche
Weiſe. War gleich das Parlament nach ſeinen Hauptfor-
men gebildet, ſo war es und blieb es noch lange ein Koͤr-
per ohne Geiſt; aber durch ſeine Organiſation mehr als
andre ſtaͤndiſche Verſammlungen des Lebens faͤhig. Noch
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Conti-
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[17/0055] Geſch. d. ſuͤdl. Eur. Staatenſyſt. 1492--1661. und man koͤnnte ſie vergleichungsweiſe gegen die uͤbri- gen, die paſſiv waren oder doch bald wurden, die activen Mitglieder nennen. Spanien hatte unter Ferdinand und Iſabella unter jenen Reichen die glaͤnzendſte Zukunft vor ſich. Die vorbereitete Vereinigung Aragons, (wozu auch Sicilien und Sardinien gehoͤrte;) und Caſtiliens durch ihre Heyrath 1469 legte den Grund zu ſeiner innern Staͤrke; und die Ent- deckung Americas eroͤffnete ihm unermeßliche Ausſichten. Doch war es eigentlich die Eroberung Granadas 1492, welche den Nationalgeiſt weckte; aber auch den Koͤni- gen, hauptſaͤchlich durch ihre Inquiſition, den Weg zu der Allgewalt bahnte, ohne daß eben deßhalb die Form der ſtaͤndiſchen Verfaſſung (Cortes) ſo bald veraͤndert waͤre. Nicht geringere Vortheile, (die Entdeckungen abgerech- net), genoß Frankreich. Wenn gleich damals noch um vieles beſchraͤnkter an Umfang, doch durch die Acquiſition von Bretagne durch die Heyrath Carl's VIII. 1491 arron- dirt, war durch die Politik Ludwig's XI., und den Fall des letzten uͤbermaͤchtigen Vaſallen Carl's des Kuͤhnen von Burgund 1477, die koͤnigliche Macht ſo feſt wie irgendwo gegruͤndet, und die Macht der Staͤnde (Etats généraux) bereits ſichtbar im Sinken. Aber welche Vortheile hatte Frankreich, als Hauptglied eines Staatenſyſtems betrachtet, nicht auch ſchon durch ſeine geographiſche Lage vor den uͤbri- gen voraus? Auch in England hob ſich die koͤnigliche Macht unter Heinrich VII. 1483–1509. nach Beendigung der Kriege mit der weißen und rothen Roſe, planmaͤßig auf aͤhnliche Weiſe. War gleich das Parlament nach ſeinen Hauptfor- men gebildet, ſo war es und blieb es noch lange ein Koͤr- per ohne Geiſt; aber durch ſeine Organiſation mehr als andre ſtaͤndiſche Verſammlungen des Lebens faͤhig. Noch getrennt von Schottland, mit ſchwankender Herrſchaft in Irrland, und ohne eine Kriegsflotte wuͤrde England an den Conti- B

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Zitationshilfe: Heeren, Arnold H. L.: Geschichte des Europäischen Staatensystems und seiner Kolonien. Göttingen, 1809, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heeren_staatensystem_1809/55>, abgerufen am 22.11.2024.