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Heffter, August Wilhelm: Das Europäische Völkerrecht der Gegenwart. Berlin, 1844.

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§. 17. Völkerrecht im Zustand des Friedens.

deren jede ihre natürlichen haltbaren Unterarten hat. Nebenbei lie-
gen die Ausartungen (Parekbasen von Aristoteles genannt) so wie
die Mischungen.

Das Wesen der wahren Monarchie ist die auf anerkannten Ge-
setzen oder anderen rechtlichen Grundlagen beruhende Alleinherrschaft,
welche nach vernünftigen Gesetzen regiert. Hierunter ist begriffen
die unbeschränkte Monarchie, wo Wille des Herrschers und der
Staat identisch sind (l'etat c'est moi) und der Monarch formell
nicht Unrecht thun kann; dann:
die beschränkte Monarchie, wo die Regierung selbst auch be-
stimmten Gesetzen dem Volk gegenüber unterworfen und verantwort-
lich, das Volk ein Rechtsbegriff ist.

Die Benennungen der monarchischen Staaten richten sich her-
kömmlich nach den Titeln des Staatsoberhauptes. Diese aber sind
der Königs- und Kaisertitel, wovon jener der älteste und
gewissermaßen ursprüngliche ist, einen Herrn 1 bezeichnend, die-
ser, der Imperatorentitel, der spätere, einen Befehlenden an-
deutend;
der Fürstentitel, germanischen und slavischen Ursprungs, ur-
sprünglich nur einen Ersten im Staat anzeigend, mit verschie-
denen Abstufungen aus dem Lehnstaat des Mittelalters, Her-
zog, Fürst, Graf u. s. w.
Als Mittelstufe zwischen König und Fürsten hat sich seit
dem 16ten Jahrh. der Titel eines Großherzogs 2 gebildet.

Neben der Monarchie liegt die Tyrannis oder Usurpation, wenn
ein Einzelner nicht durch Recht sondern durch Gewalt und Furcht
herrscht.

Ein Gemeinwesen ist überhaupt vorhanden, wo es keine bloß
Herrschenden und gegenüber nur Gehorchende giebt, sondern die Herr-
schenden zugleich auch gehorchen und beherrscht werden. Hierunter
ist begriffen:
die reine Demokratie, wo alle natürlich fähigen Glieder des Volks
zugleich an der Ausübung der Staatsgewalt Theil haben;
die Aristokratie, wo nur Bevorrechtete herrschen, eine Selbstre-

1 Vgl. Grimm d. Rechts Alterth. 229.
2 Zuerst für Toscana, durch päbstliche und kaiserliche Verleihung (seit 1569
resp. 1575). Pfeffinger, Vitr. illustr. I, 747. 748.
§. 17. Voͤlkerrecht im Zuſtand des Friedens.

deren jede ihre natürlichen haltbaren Unterarten hat. Nebenbei lie-
gen die Ausartungen (Parekbaſen von Ariſtoteles genannt) ſo wie
die Miſchungen.

Das Weſen der wahren Monarchie iſt die auf anerkannten Ge-
ſetzen oder anderen rechtlichen Grundlagen beruhende Alleinherrſchaft,
welche nach vernünftigen Geſetzen regiert. Hierunter iſt begriffen
die unbeſchränkte Monarchie, wo Wille des Herrſchers und der
Staat identiſch ſind (l’état c’est moi) und der Monarch formell
nicht Unrecht thun kann; dann:
die beſchränkte Monarchie, wo die Regierung ſelbſt auch be-
ſtimmten Geſetzen dem Volk gegenüber unterworfen und verantwort-
lich, das Volk ein Rechtsbegriff iſt.

Die Benennungen der monarchiſchen Staaten richten ſich her-
kömmlich nach den Titeln des Staatsoberhauptes. Dieſe aber ſind
der Königs- und Kaiſertitel, wovon jener der älteſte und
gewiſſermaßen urſprüngliche iſt, einen Herrn 1 bezeichnend, die-
ſer, der Imperatorentitel, der ſpätere, einen Befehlenden an-
deutend;
der Fürſtentitel, germaniſchen und ſlaviſchen Urſprungs, ur-
ſprünglich nur einen Erſten im Staat anzeigend, mit verſchie-
denen Abſtufungen aus dem Lehnſtaat des Mittelalters, Her-
zog, Fürſt, Graf u. ſ. w.
Als Mittelſtufe zwiſchen König und Fürſten hat ſich ſeit
dem 16ten Jahrh. der Titel eines Großherzogs 2 gebildet.

Neben der Monarchie liegt die Tyrannis oder Uſurpation, wenn
ein Einzelner nicht durch Recht ſondern durch Gewalt und Furcht
herrſcht.

Ein Gemeinweſen iſt überhaupt vorhanden, wo es keine bloß
Herrſchenden und gegenüber nur Gehorchende giebt, ſondern die Herr-
ſchenden zugleich auch gehorchen und beherrſcht werden. Hierunter
iſt begriffen:
die reine Demokratie, wo alle natürlich fähigen Glieder des Volks
zugleich an der Ausübung der Staatsgewalt Theil haben;
die Ariſtokratie, wo nur Bevorrechtete herrſchen, eine Selbſtre-

1 Vgl. Grimm d. Rechts Alterth. 229.
2 Zuerſt für Toscana, durch päbſtliche und kaiſerliche Verleihung (ſeit 1569
resp. 1575). Pfeffinger, Vitr. illustr. I, 747. 748.
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[31/0055] §. 17. Voͤlkerrecht im Zuſtand des Friedens. deren jede ihre natürlichen haltbaren Unterarten hat. Nebenbei lie- gen die Ausartungen (Parekbaſen von Ariſtoteles genannt) ſo wie die Miſchungen. Das Weſen der wahren Monarchie iſt die auf anerkannten Ge- ſetzen oder anderen rechtlichen Grundlagen beruhende Alleinherrſchaft, welche nach vernünftigen Geſetzen regiert. Hierunter iſt begriffen die unbeſchränkte Monarchie, wo Wille des Herrſchers und der Staat identiſch ſind (l’état c’est moi) und der Monarch formell nicht Unrecht thun kann; dann: die beſchränkte Monarchie, wo die Regierung ſelbſt auch be- ſtimmten Geſetzen dem Volk gegenüber unterworfen und verantwort- lich, das Volk ein Rechtsbegriff iſt. Die Benennungen der monarchiſchen Staaten richten ſich her- kömmlich nach den Titeln des Staatsoberhauptes. Dieſe aber ſind der Königs- und Kaiſertitel, wovon jener der älteſte und gewiſſermaßen urſprüngliche iſt, einen Herrn 1 bezeichnend, die- ſer, der Imperatorentitel, der ſpätere, einen Befehlenden an- deutend; der Fürſtentitel, germaniſchen und ſlaviſchen Urſprungs, ur- ſprünglich nur einen Erſten im Staat anzeigend, mit verſchie- denen Abſtufungen aus dem Lehnſtaat des Mittelalters, Her- zog, Fürſt, Graf u. ſ. w. Als Mittelſtufe zwiſchen König und Fürſten hat ſich ſeit dem 16ten Jahrh. der Titel eines Großherzogs 2 gebildet. Neben der Monarchie liegt die Tyrannis oder Uſurpation, wenn ein Einzelner nicht durch Recht ſondern durch Gewalt und Furcht herrſcht. Ein Gemeinweſen iſt überhaupt vorhanden, wo es keine bloß Herrſchenden und gegenüber nur Gehorchende giebt, ſondern die Herr- ſchenden zugleich auch gehorchen und beherrſcht werden. Hierunter iſt begriffen: die reine Demokratie, wo alle natürlich fähigen Glieder des Volks zugleich an der Ausübung der Staatsgewalt Theil haben; die Ariſtokratie, wo nur Bevorrechtete herrſchen, eine Selbſtre- 1 Vgl. Grimm d. Rechts Alterth. 229. 2 Zuerſt für Toscana, durch päbſtliche und kaiſerliche Verleihung (ſeit 1569 resp. 1575). Pfeffinger, Vitr. illustr. I, 747. 748.

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Zitationshilfe: Heffter, August Wilhelm: Das Europäische Völkerrecht der Gegenwart. Berlin, 1844, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heffter_voelkerrecht_1844/55>, abgerufen am 22.11.2024.