Insofern aber an diesem Unterschiede festgehalten wird, so ist der Vorstellung, noch das Daseyn und ein Etwas geblieben, oder eben durch jenes Bestim- men selbst zurückgekehrt. Als ob nemlich ein Etwas vor- handen, das als Grund oder Subject bestünde, und für welches das Andre, so wie ein Etwas sey, welches nur das Bezogene wäre; jenes das für-sich-seyende, diß aber nur das für-anderes seyende Etwas. Aber das Für-eines-seyn und das Fürsichseyn machen keine wahrhaften Bestimmtheiten gegeneinander aus. Das Für-eines-seyn drückt das Aufgehobenseyn des Andersseyns aus; es ist also wesentlich mit dem Fürsich- seyn eins. Das Fürsichseyn ist unendliche Beziehung auf sich, dadurch daß es das aufgehobene Andersseyn ist. Insofern der Unterschied auf einen Augenblick angenom- men, und hier schon von einem Fürsichseyenden ge- sprochen wird, so ist das Fürsichseyende es selbst, auf welches es sich als auf das aufgehobene Andre bezieht, welches also für-eines ist. Das Fürsichseyn ist Be- ziehung auf sich, aber unendliche; es ist also die Nega- tion darin enthalten. Oder das Fürsichseyende ist nicht Unmittelbares, nicht Seyendes; aber dieses Nichtseyn ist schlechthin aufgehoben; es ist also sich selbst das auf- gehobene Andere, das Für-eines-seyn; es bezieht sich dadurch in seinem Andern nur auf sich. Das Ideelle ist also nothwendig für-eines, aber es ist nicht für ein anderes; oder das eine, für welches es ist, ist nur es selbst.
Ich also, der Geist überhaupt, oder Gott, sind Ideelle, weil sie unendlich sind; aber sie sind ideell nicht, als für-sich-seyende, verschieden von dem, das für-ei- nes ist. Denn so wären sie nur unmittelbare, oder nä- her wären sie Daseyn, ein Seyn-für-Anderes, weil das, welches für sie wäre, nicht sie selbst, sondern ein
Ande-
Erſtes Buch. I.Abſchnitt.
Inſofern aber an dieſem Unterſchiede feſtgehalten wird, ſo iſt der Vorſtellung, noch das Daſeyn und ein Etwas geblieben, oder eben durch jenes Beſtim- men ſelbſt zuruͤckgekehrt. Als ob nemlich ein Etwas vor- handen, das als Grund oder Subject beſtuͤnde, und fuͤr welches das Andre, ſo wie ein Etwas ſey, welches nur das Bezogene waͤre; jenes das fuͤr-ſich-ſeyende, diß aber nur das fuͤr-anderes ſeyende Etwas. Aber das Fuͤr-eines-ſeyn und das Fuͤrſichſeyn machen keine wahrhaften Beſtimmtheiten gegeneinander aus. Das Fuͤr-eines-ſeyn druͤckt das Aufgehobenſeyn des Andersſeyns aus; es iſt alſo weſentlich mit dem Fuͤrſich- ſeyn eins. Das Fuͤrſichſeyn iſt unendliche Beziehung auf ſich, dadurch daß es das aufgehobene Andersſeyn iſt. Inſofern der Unterſchied auf einen Augenblick angenom- men, und hier ſchon von einem Fuͤrſichſeyenden ge- ſprochen wird, ſo iſt das Fuͤrſichſeyende es ſelbſt, auf welches es ſich als auf das aufgehobene Andre bezieht, welches alſo fuͤr-eines iſt. Das Fuͤrſichſeyn iſt Be- ziehung auf ſich, aber unendliche; es iſt alſo die Nega- tion darin enthalten. Oder das Fuͤrſichſeyende iſt nicht Unmittelbares, nicht Seyendes; aber dieſes Nichtſeyn iſt ſchlechthin aufgehoben; es iſt alſo ſich ſelbſt das auf- gehobene Andere, das Fuͤr-eines-ſeyn; es bezieht ſich dadurch in ſeinem Andern nur auf ſich. Das Ideelle iſt alſo nothwendig fuͤr-eines, aber es iſt nicht fuͤr ein anderes; oder das eine, fuͤr welches es iſt, iſt nur es ſelbſt.
Ich alſo, der Geiſt uͤberhaupt, oder Gott, ſind Ideelle, weil ſie unendlich ſind; aber ſie ſind ideell nicht, als fuͤr-ſich-ſeyende, verſchieden von dem, das fuͤr-ei- nes iſt. Denn ſo waͤren ſie nur unmittelbare, oder naͤ- her waͤren ſie Daſeyn, ein Seyn-fuͤr-Anderes, weil das, welches fuͤr ſie waͤre, nicht ſie ſelbſt, ſondern ein
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Erſtes Buch. I. Abſchnitt.
Inſofern aber an dieſem Unterſchiede feſtgehalten
wird, ſo iſt der Vorſtellung, noch das Daſeyn und
ein Etwas geblieben, oder eben durch jenes Beſtim-
men ſelbſt zuruͤckgekehrt. Als ob nemlich ein Etwas vor-
handen, das als Grund oder Subject beſtuͤnde, und fuͤr
welches das Andre, ſo wie ein Etwas ſey, welches
nur das Bezogene waͤre; jenes das fuͤr-ſich-ſeyende, diß
aber nur das fuͤr-anderes ſeyende Etwas. Aber das
Fuͤr-eines-ſeyn und das Fuͤrſichſeyn machen
keine wahrhaften Beſtimmtheiten gegeneinander aus.
Das Fuͤr-eines-ſeyn druͤckt das Aufgehobenſeyn des
Andersſeyns aus; es iſt alſo weſentlich mit dem Fuͤrſich-
ſeyn eins. Das Fuͤrſichſeyn iſt unendliche Beziehung auf
ſich, dadurch daß es das aufgehobene Andersſeyn iſt.
Inſofern der Unterſchied auf einen Augenblick angenom-
men, und hier ſchon von einem Fuͤrſichſeyenden ge-
ſprochen wird, ſo iſt das Fuͤrſichſeyende es ſelbſt, auf
welches es ſich als auf das aufgehobene Andre bezieht,
welches alſo fuͤr-eines iſt. Das Fuͤrſichſeyn iſt Be-
ziehung auf ſich, aber unendliche; es iſt alſo die Nega-
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Unmittelbares, nicht Seyendes; aber dieſes Nichtſeyn
iſt ſchlechthin aufgehoben; es iſt alſo ſich ſelbſt das auf-
gehobene Andere, das Fuͤr-eines-ſeyn; es bezieht
ſich dadurch in ſeinem Andern nur auf ſich. Das Ideelle
iſt alſo nothwendig fuͤr-eines, aber es iſt nicht fuͤr
ein anderes; oder das eine, fuͤr welches es iſt, iſt
nur es ſelbſt.
Ich alſo, der Geiſt uͤberhaupt, oder Gott, ſind
Ideelle, weil ſie unendlich ſind; aber ſie ſind ideell nicht,
als fuͤr-ſich-ſeyende, verſchieden von dem, das fuͤr-ei-
nes iſt. Denn ſo waͤren ſie nur unmittelbare, oder naͤ-
her waͤren ſie Daſeyn, ein Seyn-fuͤr-Anderes, weil
das, welches fuͤr ſie waͤre, nicht ſie ſelbſt, ſondern ein
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,1. Nürnberg, 1812, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0101_1812/146>, abgerufen am 26.06.2024.
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