Die Zahl hat erstens das Eins als Princip, insofern ist es das continuirliche Eins, oder die Einheit. Ferner ist diese Einheit von sich repell[i]rt; sie ist als Viele Eins; aber diese Vielen machen selbst nur das Eins aus, insofern es das begrenzende ist. Die Vielen der Zahl machen das Quantum aus; die Vielheit ist Mo- ment des begrenzenden Eins; die Vielen, die durch die Grenze abgesondert und umschlossen werden, sind nicht ausserhalb ihrer Grenze; diese ist das Eins selbst, und diß Eins ist die Quantität und das Discrete oder das Continuirliche selbst, welches die Vie- len sind. Diese Vielen machen die Anzahl der Zahl aus. Einestheils unterscheidet sie sich von dem Eins als der Einheit, aber zugleich ist sie nur eine Anzahl sol- cher Einheiten. Anderntheils ist sie nicht eine Vielheit gegen das umschliessende, begrenzende Eins; sondern die Anzahl macht selbst diese Begrenzung aus, welche ein bestimmtes Quantum ist; die Vielen machen eine Zahl, Ein Zwey, Ein Zehen, Ein Hundert u. s. f. aus.
Die Zahl hat also zu ihren Momenten die Einheit und die Anzahl, und ist selbst die Einheit derselben. Jene macht das Moment der Continuität, diß der Dis- cretion aus, wie sie, in dem Quantum, als Zahl sind. Die Einheit unterscheidet sich von der Anzahl, und zu- gleich sind sie vereinigt in der Zahl selbst als dem ne- gativen Eins, im Zehen, im Hundert, welches eben so sehr selbst Einheit als diese Anzahl ist.
Das begrenzende Eins ist das Bestimmtseyn gegen anderes, die Unterscheidung der Zahl von andern. Aber diese Unterscheidung wird nicht qualitative Bestimmtheit, sondern bleibt quantitativ, fällt nur in die vergleichende äusserliche Reflexion; die Zahl selbst bleibt in sich zu- rückgekehrt, und gleichgültig gegen das Andere, oder ist nicht darauf bezogen.
Diese
Erſtes Buch. II.Abſchnitt.
Die Zahl hat erſtens das Eins als Princip, inſofern iſt es das continuirliche Eins, oder die Einheit. Ferner iſt dieſe Einheit von ſich repell[i]rt; ſie iſt als Viele Eins; aber dieſe Vielen machen ſelbſt nur das Eins aus, inſofern es das begrenzende iſt. Die Vielen der Zahl machen das Quantum aus; die Vielheit iſt Mo- ment des begrenzenden Eins; die Vielen, die durch die Grenze abgeſondert und umſchloſſen werden, ſind nicht auſſerhalb ihrer Grenze; dieſe iſt das Eins ſelbſt, und diß Eins iſt die Quantitaͤt und das Diſcrete oder das Continuirliche ſelbſt, welches die Vie- len ſind. Dieſe Vielen machen die Anzahl der Zahl aus. Einestheils unterſcheidet ſie ſich von dem Eins als der Einheit, aber zugleich iſt ſie nur eine Anzahl ſol- cher Einheiten. Anderntheils iſt ſie nicht eine Vielheit gegen das umſchlieſſende, begrenzende Eins; ſondern die Anzahl macht ſelbſt dieſe Begrenzung aus, welche ein beſtimmtes Quantum iſt; die Vielen machen eine Zahl, Ein Zwey, Ein Zehen, Ein Hundert u. ſ. f. aus.
Die Zahl hat alſo zu ihren Momenten die Einheit und die Anzahl, und iſt ſelbſt die Einheit derſelben. Jene macht das Moment der Continuitaͤt, diß der Dis- cretion aus, wie ſie, in dem Quantum, als Zahl ſind. Die Einheit unterſcheidet ſich von der Anzahl, und zu- gleich ſind ſie vereinigt in der Zahl ſelbſt als dem ne- gativen Eins, im Zehen, im Hundert, welches eben ſo ſehr ſelbſt Einheit als dieſe Anzahl iſt.
Das begrenzende Eins iſt das Beſtimmtſeyn gegen anderes, die Unterſcheidung der Zahl von andern. Aber dieſe Unterſcheidung wird nicht qualitative Beſtimmtheit, ſondern bleibt quantitativ, faͤllt nur in die vergleichende aͤuſſerliche Reflexion; die Zahl ſelbſt bleibt in ſich zu- ruͤckgekehrt, und gleichguͤltig gegen das Andere, oder iſt nicht darauf bezogen.
Dieſe
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Erſtes Buch. II. Abſchnitt.
Die Zahl hat erſtens das Eins als Princip,
inſofern iſt es das continuirliche Eins, oder die Einheit.
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Eins aus, inſofern es das begrenzende iſt. Die Vielen
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gegen das umſchlieſſende, begrenzende Eins; ſondern
die Anzahl macht ſelbſt dieſe Begrenzung aus, welche ein
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ſo ſehr ſelbſt Einheit als dieſe Anzahl iſt.
Das begrenzende Eins iſt das Beſtimmtſeyn gegen
anderes, die Unterſcheidung der Zahl von andern. Aber
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ſondern bleibt quantitativ, faͤllt nur in die vergleichende
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nicht darauf bezogen.
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,1. Nürnberg, 1812, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0101_1812/208>, abgerufen am 16.02.2025.
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