Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,1. Nürnberg, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

Quantität.
aus. Diß Viele fällt also für sich selbst in seine Conti-
nuität zusammen und wird einfache Einheit. -- Das
Viele war jedoch hier nicht überhaupt Vieles für sich,
sondern die Bestimmung des Vielen, Anzahl gegen die
Einheit. Allein die Zahl ist Eins der Einheit und der
Anzahl, oder die aus der Verschiedenheit dieser Bestim-
mungen in sich zurückgekehrte Einheit. Die Anzahl ist
darin nur Moment, oder ist aufgehoben; sie macht al-
so nicht die Bestimmtheit der Zahl aus, als
eine Menge von numerischen Eins
; sondern
diese als gleichgültige, sich Aeusserliche sind im Zurückge-
kehrtseyn der Zahl in sich, aufgehoben; die Aeusserlich-
keit, welche die Eins der Vielheit ausmachte, verschwin-
det in der Beziehung der Zahl auf sich selbst.

Das Quantum, das als extensives seine Bestimmt-
heit an der sich selbst äusserlichen Anzahl hatte, geht also
in einfache Bestimmtheit über. In dieser einfa-
chen Bestimmung der Grenze ist es intensive Größe;
und die Grenze oder Bestimmtheit als solche, die vorher
als Anzahl war, ist ein einfaches, der Grad.

Der Grad ist also bestimmte Größe, Quantum,
aber nicht zugleich Menge, oder Mehreres innerhalb sei-
ner selbst; er ist nur eine Mehrheit; die Mehrheit
ist das Mehrere in die einfache Bestimmung zusammen-
genommen. Seine Bestimmtheit wird zwar durch eine
Zahl ausgedrückt, als dem an-sich-Bestimmtseyn des
Quantums, aber ist nicht eine Anzahl, sondern ein-
fach, nur Ein Grad. Wenn von 10, 20 Graden ge-
sprochen wird, so ist das Quantum, das so viele Gra-
de hat, nicht die Anzahl und Summe derselben; so wäre
es ein extensives; sondern es ist nur Einer, der zehente,
zwanzigste Grad. Er enthält dieselbe Bestimmtheit,
welche in der Anzahl zehen, zwanzig liegt, aber er ent-

hält

Quantitaͤt.
aus. Diß Viele faͤllt alſo fuͤr ſich ſelbſt in ſeine Conti-
nuitaͤt zuſammen und wird einfache Einheit. — Das
Viele war jedoch hier nicht uͤberhaupt Vieles fuͤr ſich,
ſondern die Beſtimmung des Vielen, Anzahl gegen die
Einheit. Allein die Zahl iſt Eins der Einheit und der
Anzahl, oder die aus der Verſchiedenheit dieſer Beſtim-
mungen in ſich zuruͤckgekehrte Einheit. Die Anzahl iſt
darin nur Moment, oder iſt aufgehoben; ſie macht al-
ſo nicht die Beſtimmtheit der Zahl aus, als
eine Menge von numeriſchen Eins
; ſondern
dieſe als gleichguͤltige, ſich Aeuſſerliche ſind im Zuruͤckge-
kehrtſeyn der Zahl in ſich, aufgehoben; die Aeuſſerlich-
keit, welche die Eins der Vielheit ausmachte, verſchwin-
det in der Beziehung der Zahl auf ſich ſelbſt.

Das Quantum, das als extenſives ſeine Beſtimmt-
heit an der ſich ſelbſt aͤuſſerlichen Anzahl hatte, geht alſo
in einfache Beſtimmtheit uͤber. In dieſer einfa-
chen Beſtimmung der Grenze iſt es intenſive Groͤße;
und die Grenze oder Beſtimmtheit als ſolche, die vorher
als Anzahl war, iſt ein einfaches, der Grad.

Der Grad iſt alſo beſtimmte Groͤße, Quantum,
aber nicht zugleich Menge, oder Mehreres innerhalb ſei-
ner ſelbſt; er iſt nur eine Mehrheit; die Mehrheit
iſt das Mehrere in die einfache Beſtimmung zuſammen-
genommen. Seine Beſtimmtheit wird zwar durch eine
Zahl ausgedruͤckt, als dem an-ſich-Beſtimmtſeyn des
Quantums, aber iſt nicht eine Anzahl, ſondern ein-
fach, nur Ein Grad. Wenn von 10, 20 Graden ge-
ſprochen wird, ſo iſt das Quantum, das ſo viele Gra-
de hat, nicht die Anzahl und Summe derſelben; ſo waͤre
es ein extenſives; ſondern es iſt nur Einer, der zehente,
zwanzigſte Grad. Er enthaͤlt dieſelbe Beſtimmtheit,
welche in der Anzahl zehen, zwanzig liegt, aber er ent-

haͤlt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <p><pb facs="#f0219" n="171"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Quantita&#x0364;t</hi>.</fw><lb/>
aus. Diß Viele fa&#x0364;llt al&#x017F;o fu&#x0364;r &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t in &#x017F;eine Conti-<lb/>
nuita&#x0364;t zu&#x017F;ammen und wird einfache Einheit. &#x2014; Das<lb/>
Viele war jedoch hier nicht u&#x0364;berhaupt Vieles fu&#x0364;r &#x017F;ich,<lb/>
&#x017F;ondern die Be&#x017F;timmung des Vielen, Anzahl gegen die<lb/>
Einheit. Allein die Zahl i&#x017F;t Eins der Einheit und der<lb/>
Anzahl, oder die aus der Ver&#x017F;chiedenheit die&#x017F;er Be&#x017F;tim-<lb/>
mungen in &#x017F;ich zuru&#x0364;ckgekehrte Einheit. Die Anzahl i&#x017F;t<lb/>
darin nur Moment, oder i&#x017F;t aufgehoben; <hi rendition="#g">&#x017F;ie macht al-<lb/>
&#x017F;o nicht die Be&#x017F;timmtheit der Zahl aus, als<lb/>
eine Menge von numeri&#x017F;chen Eins</hi>; &#x017F;ondern<lb/>
die&#x017F;e als gleichgu&#x0364;ltige, &#x017F;ich Aeu&#x017F;&#x017F;erliche &#x017F;ind im Zuru&#x0364;ckge-<lb/>
kehrt&#x017F;eyn der Zahl in &#x017F;ich, aufgehoben; die Aeu&#x017F;&#x017F;erlich-<lb/>
keit, welche die Eins der Vielheit ausmachte, ver&#x017F;chwin-<lb/>
det in der Beziehung der Zahl auf &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t.</p><lb/>
                  <p>Das Quantum, das als exten&#x017F;ives &#x017F;eine Be&#x017F;timmt-<lb/>
heit an der &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen Anzahl hatte, geht al&#x017F;o<lb/>
in <hi rendition="#g">einfache Be&#x017F;timmtheit</hi> u&#x0364;ber. In die&#x017F;er einfa-<lb/>
chen Be&#x017F;timmung der Grenze i&#x017F;t es <hi rendition="#g">inten&#x017F;ive Gro&#x0364;ße</hi>;<lb/>
und die Grenze oder Be&#x017F;timmtheit als &#x017F;olche, die vorher<lb/>
als Anzahl war, i&#x017F;t ein einfaches, <hi rendition="#g">der Grad</hi>.</p><lb/>
                  <p>Der Grad i&#x017F;t al&#x017F;o be&#x017F;timmte Gro&#x0364;ße, Quantum,<lb/>
aber nicht zugleich Menge, oder Mehreres innerhalb &#x017F;ei-<lb/>
ner &#x017F;elb&#x017F;t; er i&#x017F;t nur eine Mehr<hi rendition="#g">heit</hi>; die Mehr<hi rendition="#g">heit</hi><lb/>
i&#x017F;t das Mehrere in die einfache Be&#x017F;timmung zu&#x017F;ammen-<lb/>
genommen. Seine Be&#x017F;timmtheit wird zwar durch eine<lb/><hi rendition="#g">Zahl</hi> ausgedru&#x0364;ckt, als dem an-&#x017F;ich-Be&#x017F;timmt&#x017F;eyn des<lb/>
Quantums, aber i&#x017F;t nicht eine <hi rendition="#g">Anzahl</hi>, &#x017F;ondern ein-<lb/>
fach, nur Ein Grad. Wenn von 10, 20 Graden ge-<lb/>
&#x017F;prochen wird, &#x017F;o i&#x017F;t das Quantum, das &#x017F;o viele Gra-<lb/>
de hat, nicht die Anzahl und Summe der&#x017F;elben; &#x017F;o wa&#x0364;re<lb/>
es ein exten&#x017F;ives; &#x017F;ondern es i&#x017F;t nur Einer, der zehente,<lb/>
zwanzig&#x017F;te Grad. Er entha&#x0364;lt die&#x017F;elbe Be&#x017F;timmtheit,<lb/>
welche in der Anzahl zehen, zwanzig liegt, aber er ent-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ha&#x0364;lt</fw><lb/></p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[171/0219] Quantitaͤt. aus. Diß Viele faͤllt alſo fuͤr ſich ſelbſt in ſeine Conti- nuitaͤt zuſammen und wird einfache Einheit. — Das Viele war jedoch hier nicht uͤberhaupt Vieles fuͤr ſich, ſondern die Beſtimmung des Vielen, Anzahl gegen die Einheit. Allein die Zahl iſt Eins der Einheit und der Anzahl, oder die aus der Verſchiedenheit dieſer Beſtim- mungen in ſich zuruͤckgekehrte Einheit. Die Anzahl iſt darin nur Moment, oder iſt aufgehoben; ſie macht al- ſo nicht die Beſtimmtheit der Zahl aus, als eine Menge von numeriſchen Eins; ſondern dieſe als gleichguͤltige, ſich Aeuſſerliche ſind im Zuruͤckge- kehrtſeyn der Zahl in ſich, aufgehoben; die Aeuſſerlich- keit, welche die Eins der Vielheit ausmachte, verſchwin- det in der Beziehung der Zahl auf ſich ſelbſt. Das Quantum, das als extenſives ſeine Beſtimmt- heit an der ſich ſelbſt aͤuſſerlichen Anzahl hatte, geht alſo in einfache Beſtimmtheit uͤber. In dieſer einfa- chen Beſtimmung der Grenze iſt es intenſive Groͤße; und die Grenze oder Beſtimmtheit als ſolche, die vorher als Anzahl war, iſt ein einfaches, der Grad. Der Grad iſt alſo beſtimmte Groͤße, Quantum, aber nicht zugleich Menge, oder Mehreres innerhalb ſei- ner ſelbſt; er iſt nur eine Mehrheit; die Mehrheit iſt das Mehrere in die einfache Beſtimmung zuſammen- genommen. Seine Beſtimmtheit wird zwar durch eine Zahl ausgedruͤckt, als dem an-ſich-Beſtimmtſeyn des Quantums, aber iſt nicht eine Anzahl, ſondern ein- fach, nur Ein Grad. Wenn von 10, 20 Graden ge- ſprochen wird, ſo iſt das Quantum, das ſo viele Gra- de hat, nicht die Anzahl und Summe derſelben; ſo waͤre es ein extenſives; ſondern es iſt nur Einer, der zehente, zwanzigſte Grad. Er enthaͤlt dieſelbe Beſtimmtheit, welche in der Anzahl zehen, zwanzig liegt, aber er ent- haͤlt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0101_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0101_1812/219
Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 1,1. Nürnberg, 1812, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik0101_1812/219>, abgerufen am 24.11.2024.