Realität dem Begriffe, der beide Momente enthält, ge- mäß zu setzen.
Insofern jedes gesetzt ist, als an ihm selbst sich widersprechend und aufhebend, so sind sie nur durch äussere Gewalt in der Absonderung von einander und von ihrer gegenseitigen Ergänzung gehalten. Die Mitte, wodurch nun diese Extreme zusammengeschlossen werden, ist erstlich die an sich seyende Natur bey- der, der ganze beyde in sich haltende Begriff. Aber zweytens, da sie in der Existenz gegeneinander ste- hen, so ist ihre absolute Einheit, auch ein unterschie- den von ihnen existirendes, noch formales Ele- ment, -- das Element der Mittheilung, worin sie in äusserliche Gemeinschaft miteinander treten. Da der reale Unterschied den Extremen angehört, so ist diese Mitte nur die abstracte Neutralität, die reale Möglich- keit derselben; -- gleichsam das theoretische Ele- ment der Existenz von den chemischen Objecten, ihres Processes und seines Resultats; -- im Körperlichen hat das Wasser die Function dieses Mediums; im Geisti- gen, insofern in ihm das Analogon eines solchen Ver- hältnisses Statt findet, ist das Zeichen überhaupt, und näher die Sprache dafür anzusehen.
Das Verhältniß der Objecte ist als blosse Mitthei- lung in diesem Elemente, einerseits ein ruhiges Zusam- mengehen, aber andererseits ebensosehr ein negatives Verhalten, indem der concrete Begriff, welcher ihre Natur ist, in der Mittheilung in Realität gesetzt, hie- mit die realen Unterschiede der Objecte zu seiner Einheit reducirt werden. Ihre vorherige selbstständige Bestimmtheit wird damit in der dem Begriffe, der in beyden ein und derselbe ist, gemäßen Vereinigung aufgehoben, ihr Gegensatz und Spannung hiedurch ab-
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II.Kapitel. Der Chemismus.
Realitaͤt dem Begriffe, der beide Momente enthaͤlt, ge- maͤß zu ſetzen.
Inſofern jedes geſetzt iſt, als an ihm ſelbſt ſich widerſprechend und aufhebend, ſo ſind ſie nur durch aͤuſſere Gewalt in der Abſonderung von einander und von ihrer gegenſeitigen Ergaͤnzung gehalten. Die Mitte, wodurch nun dieſe Extreme zuſammengeſchloſſen werden, iſt erſtlich die an ſich ſeyende Natur bey- der, der ganze beyde in ſich haltende Begriff. Aber zweytens, da ſie in der Exiſtenz gegeneinander ſte- hen, ſo iſt ihre abſolute Einheit, auch ein unterſchie- den von ihnen exiſtirendes, noch formales Ele- ment, — das Element der Mittheilung, worin ſie in aͤuſſerliche Gemeinſchaft miteinander treten. Da der reale Unterſchied den Extremen angehoͤrt, ſo iſt dieſe Mitte nur die abſtracte Neutralitaͤt, die reale Moͤglich- keit derſelben; — gleichſam das theoretiſche Ele- ment der Exiſtenz von den chemiſchen Objecten, ihres Proceſſes und ſeines Reſultats; — im Koͤrperlichen hat das Waſſer die Function dieſes Mediums; im Geiſti- gen, inſofern in ihm das Analogon eines ſolchen Ver- haͤltniſſes Statt findet, iſt das Zeichen uͤberhaupt, und naͤher die Sprache dafuͤr anzuſehen.
Das Verhaͤltniß der Objecte iſt als bloſſe Mitthei- lung in dieſem Elemente, einerſeits ein ruhiges Zuſam- mengehen, aber andererſeits ebenſoſehr ein negatives Verhalten, indem der concrete Begriff, welcher ihre Natur iſt, in der Mittheilung in Realitaͤt geſetzt, hie- mit die realen Unterſchiede der Objecte zu ſeiner Einheit reducirt werden. Ihre vorherige ſelbſtſtaͤndige Beſtimmtheit wird damit in der dem Begriffe, der in beyden ein und derſelbe iſt, gemaͤßen Vereinigung aufgehoben, ihr Gegenſatz und Spannung hiedurch ab-
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II. Kapitel. Der Chemismus.
Realitaͤt dem Begriffe, der beide Momente enthaͤlt, ge-
maͤß zu ſetzen.
Inſofern jedes geſetzt iſt, als an ihm ſelbſt ſich
widerſprechend und aufhebend, ſo ſind ſie nur durch
aͤuſſere Gewalt in der Abſonderung von einander
und von ihrer gegenſeitigen Ergaͤnzung gehalten. Die
Mitte, wodurch nun dieſe Extreme zuſammengeſchloſſen
werden, iſt erſtlich die an ſich ſeyende Natur bey-
der, der ganze beyde in ſich haltende Begriff. Aber
zweytens, da ſie in der Exiſtenz gegeneinander ſte-
hen, ſo iſt ihre abſolute Einheit, auch ein unterſchie-
den von ihnen exiſtirendes, noch formales Ele-
ment, — das Element der Mittheilung, worin ſie
in aͤuſſerliche Gemeinſchaft miteinander treten. Da
der reale Unterſchied den Extremen angehoͤrt, ſo iſt dieſe
Mitte nur die abſtracte Neutralitaͤt, die reale Moͤglich-
keit derſelben; — gleichſam das theoretiſche Ele-
ment der Exiſtenz von den chemiſchen Objecten, ihres
Proceſſes und ſeines Reſultats; — im Koͤrperlichen hat
das Waſſer die Function dieſes Mediums; im Geiſti-
gen, inſofern in ihm das Analogon eines ſolchen Ver-
haͤltniſſes Statt findet, iſt das Zeichen uͤberhaupt, und
naͤher die Sprache dafuͤr anzuſehen.
Das Verhaͤltniß der Objecte iſt als bloſſe Mitthei-
lung in dieſem Elemente, einerſeits ein ruhiges Zuſam-
mengehen, aber andererſeits ebenſoſehr ein negatives
Verhalten, indem der concrete Begriff, welcher ihre
Natur iſt, in der Mittheilung in Realitaͤt geſetzt, hie-
mit die realen Unterſchiede der Objecte zu ſeiner
Einheit reducirt werden. Ihre vorherige ſelbſtſtaͤndige
Beſtimmtheit wird damit in der dem Begriffe, der
in beyden ein und derſelbe iſt, gemaͤßen Vereinigung
aufgehoben, ihr Gegenſatz und Spannung hiedurch ab-
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816/247>, abgerufen am 24.11.2024.
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