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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816.

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III. Abschnitt. Idee.
Gestalt und welches Resultat sie in der Kantischen Phi-
losophie erhalten, ist an den bestimmten Beyspielen ih-
rer Ansicht schon gezeigt worden. Es ist als ein un-
endlich wichtiger Schritt anzusehen, daß die Dialektik
wieder als der Vernunft nothwendig anerkannt worden,
obgleich das entgegengesetzte Resultat gegen das, welches
daraus hervorgegangen, gezogen werden muß.

Ausser dem, daß die Dialektik gewöhnlich als etwas
zufälliges erscheint, so pflegt sie diese nähere Form zu
haben, daß von irgend einem Gegenstande, z. B. Welt,
Bewegung, Punkt u. s. f. gezeigt wird, es komme dem-
selben irgend eine Bestimmung zu, z. B. nach der Ord-
nung der genannten Gegenstände, Endlichkeit im Raume
oder der Zeit, an diesem Orte seyn, absolute Nega-
tion des Raumes; aber ferner eben so nothwendig auch
die entgegengesetzte, z. B. Unendlichkeit im Raume und
der Zeit, nicht an diesem Orte seyn, Beziehung auf
den Raum somit Räumlichkeit. Die ältere eleatische
Schule hat vornemlich ihre Dialektik gegen die Bewe-
gung angewendet, Plato häufig gegen die Vorstellungen
und Begriffe seiner Zeit, insbesondere der Sophisten,
aber auch gegen die reinen Kategorieen und Reflexions-
Bestimmungen; der gebildete spätere Skepticismus, hat
sie nicht nur auf die unmittelbaren sogenannten Thatsa-
chen des Bewußtseyns und Maximen des gemeinen Le-
bens, sondern auch auf alle wissenschaftlichen Begriffe
ausgedehnt. Die Folgerung nun, die aus solcher Dia-
lektik gezogen wird, ist überhaupt der Widerspruch
und die Nichtigkeit der aufgestellten Behauptungen.
Diß kann aber in doppeltem Sinne Statt haben, --
entweder im objectiven Sinne, daß der Gegenstand,
der solchermassen sich in sich selbst widerspreche, sich auf-
hebe und nichtig sey; -- diß war z. B. die Folgerung
der Eleaten, nach welcher z. B. der Welt, der Bewegung,

dem

III. Abſchnitt. Idee.
Geſtalt und welches Reſultat ſie in der Kantiſchen Phi-
loſophie erhalten, iſt an den beſtimmten Beyſpielen ih-
rer Anſicht ſchon gezeigt worden. Es iſt als ein un-
endlich wichtiger Schritt anzuſehen, daß die Dialektik
wieder als der Vernunft nothwendig anerkannt worden,
obgleich das entgegengeſetzte Reſultat gegen das, welches
daraus hervorgegangen, gezogen werden muß.

Auſſer dem, daß die Dialektik gewoͤhnlich als etwas
zufaͤlliges erſcheint, ſo pflegt ſie dieſe naͤhere Form zu
haben, daß von irgend einem Gegenſtande, z. B. Welt,
Bewegung, Punkt u. ſ. f. gezeigt wird, es komme dem-
ſelben irgend eine Beſtimmung zu, z. B. nach der Ord-
nung der genannten Gegenſtaͤnde, Endlichkeit im Raume
oder der Zeit, an dieſem Orte ſeyn, abſolute Nega-
tion des Raumes; aber ferner eben ſo nothwendig auch
die entgegengeſetzte, z. B. Unendlichkeit im Raume und
der Zeit, nicht an dieſem Orte ſeyn, Beziehung auf
den Raum ſomit Raͤumlichkeit. Die aͤltere eleatiſche
Schule hat vornemlich ihre Dialektik gegen die Bewe-
gung angewendet, Plato haͤufig gegen die Vorſtellungen
und Begriffe ſeiner Zeit, insbeſondere der Sophiſten,
aber auch gegen die reinen Kategorieen und Reflexions-
Beſtimmungen; der gebildete ſpaͤtere Skepticismus, hat
ſie nicht nur auf die unmittelbaren ſogenannten Thatſa-
chen des Bewußtſeyns und Maximen des gemeinen Le-
bens, ſondern auch auf alle wiſſenſchaftlichen Begriffe
ausgedehnt. Die Folgerung nun, die aus ſolcher Dia-
lektik gezogen wird, iſt uͤberhaupt der Widerſpruch
und die Nichtigkeit der aufgeſtellten Behauptungen.
Diß kann aber in doppeltem Sinne Statt haben, —
entweder im objectiven Sinne, daß der Gegenſtand,
der ſolchermaſſen ſich in ſich ſelbſt widerſpreche, ſich auf-
hebe und nichtig ſey; — diß war z. B. die Folgerung
der Eleaten, nach welcher z. B. der Welt, der Bewegung,

dem
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[382/0400] III. Abſchnitt. Idee. Geſtalt und welches Reſultat ſie in der Kantiſchen Phi- loſophie erhalten, iſt an den beſtimmten Beyſpielen ih- rer Anſicht ſchon gezeigt worden. Es iſt als ein un- endlich wichtiger Schritt anzuſehen, daß die Dialektik wieder als der Vernunft nothwendig anerkannt worden, obgleich das entgegengeſetzte Reſultat gegen das, welches daraus hervorgegangen, gezogen werden muß. Auſſer dem, daß die Dialektik gewoͤhnlich als etwas zufaͤlliges erſcheint, ſo pflegt ſie dieſe naͤhere Form zu haben, daß von irgend einem Gegenſtande, z. B. Welt, Bewegung, Punkt u. ſ. f. gezeigt wird, es komme dem- ſelben irgend eine Beſtimmung zu, z. B. nach der Ord- nung der genannten Gegenſtaͤnde, Endlichkeit im Raume oder der Zeit, an dieſem Orte ſeyn, abſolute Nega- tion des Raumes; aber ferner eben ſo nothwendig auch die entgegengeſetzte, z. B. Unendlichkeit im Raume und der Zeit, nicht an dieſem Orte ſeyn, Beziehung auf den Raum ſomit Raͤumlichkeit. Die aͤltere eleatiſche Schule hat vornemlich ihre Dialektik gegen die Bewe- gung angewendet, Plato haͤufig gegen die Vorſtellungen und Begriffe ſeiner Zeit, insbeſondere der Sophiſten, aber auch gegen die reinen Kategorieen und Reflexions- Beſtimmungen; der gebildete ſpaͤtere Skepticismus, hat ſie nicht nur auf die unmittelbaren ſogenannten Thatſa- chen des Bewußtſeyns und Maximen des gemeinen Le- bens, ſondern auch auf alle wiſſenſchaftlichen Begriffe ausgedehnt. Die Folgerung nun, die aus ſolcher Dia- lektik gezogen wird, iſt uͤberhaupt der Widerſpruch und die Nichtigkeit der aufgeſtellten Behauptungen. Diß kann aber in doppeltem Sinne Statt haben, — entweder im objectiven Sinne, daß der Gegenſtand, der ſolchermaſſen ſich in ſich ſelbſt widerſpreche, ſich auf- hebe und nichtig ſey; — diß war z. B. die Folgerung der Eleaten, nach welcher z. B. der Welt, der Bewegung, dem

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Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: Wissenschaft der Logik. Bd. 2. Nürnberg, 1816, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_logik02_1816/400>, abgerufen am 22.11.2024.