sen aber ist nicht, wenn nicht der Gegenstand ist.
Der Gegenstand ist also zu betrachten, ob er in der That, in der sinnlichen Gewissheit selbst, als solches Wesen ist, für welches er von ihr ausgegeben wird; ob dieser sein Begriff, Wesen zu seyn, dem entspricht, wie er in ihr vorhanden ist. Wir haben zu dem Ende nicht über ihn zu reflectiren und nach- denken, was er in Wahrheit seyn möchte, sondern ihn nur zu betrachten, wie ihn die sinnliche Ge- wissheit an ihr hat.
Sie ist also selbst zu fragen: Was ist das Diese? Nehmen wir es in der gedoppelten Gestalt seines Seyns, als das Itzt, und als das Hier, so wird die Dialektik, die es an ihm hat, eine so verständliche Form erhalten, als es selbst ist. Auf die Frage: was ist das Itzt? antworten wir also zum Beyspiel: Das Itzt ist die Nacht. Um die Wahrheit dieser sinn- lichen Gewissheit zu prüffen, ist ein einfacher Ver- such hinreichend. Wir schreiben diese Wahrheit auf; eine Wahrheit kann durch Ausschreiben nicht verlieren; eben so wenig dadurch, dass wir sie auf- bewahren. Sehen wir Itzt, diesen Mittag, die auf- geschriebene Wahrheit wieder an, so werden wir sagen müssen, dass sie schaal geworden ist.
Das Itzt, welches Nacht ist, wird aufbewahrt, das heisst, es wird behandelt, als das, für was es ausgegeben wird, als ein seyendes; es erweist sich aber vielmehr, als ein nicht seyendes. Das Itzt
sen aber ist nicht, wenn nicht der Gegenstand ist.
Der Gegenstand ist also zu betrachten, ob er in der That, in der sinnlichen Gewiſsheit selbst, als solches Wesen ist, für welches er von ihr ausgegeben wird; ob dieser sein Begriff, Wesen zu seyn, dem entspricht, wie er in ihr vorhanden ist. Wir haben zu dem Ende nicht über ihn zu reflectiren und nach- denken, was er in Wahrheit seyn möchte, sondern ihn nur zu betrachten, wie ihn die sinnliche Ge- wiſsheit an ihr hat.
Sie ist also selbst zu fragen: Was ist das Diese? Nehmen wir es in der gedoppelten Gestalt seines Seyns, als das Itzt, und als das Hier, so wird die Dialektik, die es an ihm hat, eine so verständliche Form erhalten, als es selbst ist. Auf die Frage: was ist das Itzt? antworten wir also zum Beyspiel: Das Itzt ist die Nacht. Um die Wahrheit dieser sinn- lichen Gewiſsheit zu prüffen, ist ein einfacher Ver- such hinreichend. Wir schreiben diese Wahrheit auf; eine Wahrheit kann durch Auſschreiben nicht verlieren; eben so wenig dadurch, daſs wir sie auf- bewahren. Sehen wir Itzt, diesen Mittag, die auf- geschriebene Wahrheit wieder an, so werden wir sagen müssen, daſs sie schaal geworden ist.
Das Itzt, welches Nacht ist, wird aufbewahrt, das heiſst, es wird behandelt, als das, für was es ausgegeben wird, als ein seyendes; es erweist sich aber vielmehr, als ein nicht seyendes. Das Itzt
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sen aber ist nicht, wenn nicht der Gegenstand
ist.
Der Gegenstand ist also zu betrachten, ob er in
der That, in der sinnlichen Gewiſsheit selbst, als
solches Wesen ist, für welches er von ihr ausgegeben
wird; ob dieser sein Begriff, Wesen zu seyn, dem
entspricht, wie er in ihr vorhanden ist. Wir haben
zu dem Ende nicht über ihn zu reflectiren und nach-
denken, was er in Wahrheit seyn möchte, sondern
ihn nur zu betrachten, wie ihn die sinnliche Ge-
wiſsheit an ihr hat.
Sie ist also selbst zu fragen: Was ist das Diese?
Nehmen wir es in der gedoppelten Gestalt seines
Seyns, als das Itzt, und als das Hier, so wird die
Dialektik, die es an ihm hat, eine so verständliche
Form erhalten, als es selbst ist. Auf die Frage:
was ist das Itzt? antworten wir also zum Beyspiel:
Das Itzt ist die Nacht. Um die Wahrheit dieser sinn-
lichen Gewiſsheit zu prüffen, ist ein einfacher Ver-
such hinreichend. Wir schreiben diese Wahrheit
auf; eine Wahrheit kann durch Auſschreiben nicht
verlieren; eben so wenig dadurch, daſs wir sie auf-
bewahren. Sehen wir Itzt, diesen Mittag, die auf-
geschriebene Wahrheit wieder an, so werden wir
sagen müssen, daſs sie schaal geworden ist.
Das Itzt, welches Nacht ist, wird aufbewahrt,
das heiſst, es wird behandelt, als das, für was es
ausgegeben wird, als ein seyendes; es erweist sich
aber vielmehr, als ein nicht seyendes. Das Itzt
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/134>, abgerufen am 16.02.2025.
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