und die wirkliche Ersparung desselben. -- Denn die Sache ist nicht in ihrem Zwecke er- schöpft, sondern in ihrer Ausführung, noch ist das Resultat das wirkliche Ganze, sondern es zusammen mit seinem Werden; der Zweck für sich ist das unlebendige Allgemeine, wie die Tendenz das blosse Treiben, das seiner Wirk- lichkeit noch entbehrt, und das nakte Resultat ist der Leichnam, der sie hinter sich gelassen. -- Ebenso ist die Verschiedenheit vielmehr die Grän- ze der Sache; sie ist da, wo die Sache aufhört, oder sie ist das, was diese nicht ist. Solche Bemühungen mit dem Zwecke oder den Resul- taten, so wie mit den Verschiedenheiten und Beurtheilungen des einen und des andern, sind daher eine leichtere Arbeit, als sie vielleicht scheinen. Denn statt mit der Sache sich zu be- fassen, ist solches Thun immer über sie hinaus, statt in ihr zu verweilen und sich in ihr zu ver- gessen greifft solches Wissen immer nach einem Andern, und bleibt vielmehr bey sich selbst, als dass es bey der Sache ist und sich ihr hin- gibt. -- Das leichteste ist, was Gehalt und Gediegenheit hat, zu beurtheilen, schwerer, es zu fassen, das schwerste, was beydes verei- nigt, seine Darstellung hervorzubringen.
und die wirkliche Erſparung deſſelben. — Denn die Sache iſt nicht in ihrem Zwecke er- ſchöpft, ſondern in ihrer Ausführung, noch iſt das Reſultat das wirkliche Ganze, ſondern es zuſammen mit ſeinem Werden; der Zweck für ſich iſt das unlebendige Allgemeine, wie die Tendenz das bloſse Treiben, das ſeiner Wirk- lichkeit noch entbehrt, und das nakte Reſultat iſt der Leichnam, der ſie hinter ſich gelaſſen. — Ebenſo iſt die Verſchiedenheit vielmehr die Grän- ze der Sache; ſie iſt da, wo die Sache aufhört, oder ſie iſt das, was dieſe nicht iſt. Solche Bemühungen mit dem Zwecke oder den Reſul- taten, ſo wie mit den Verſchiedenheiten und Beurtheilungen des einen und des andern, ſind daher eine leichtere Arbeit, als ſie vielleicht ſcheinen. Denn ſtatt mit der Sache ſich zu be- faſſen, iſt ſolches Thun immer über ſie hinaus, ſtatt in ihr zu verweilen und ſich in ihr zu ver- geſſen greifft ſolches Wiſſen immer nach einem Andern, und bleibt vielmehr bey ſich ſelbſt, als daſs es bey der Sache iſt und ſich ihr hin- gibt. — Das leichteſte iſt, was Gehalt und Gediegenheit hat, zu beurtheilen, ſchwerer, es zu faſſen, das ſchwerſte, was beydes verei- nigt, ſeine Darſtellung hervorzubringen.
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[V/0020]
und die wirkliche Erſparung deſſelben. —
Denn die Sache iſt nicht in ihrem Zwecke er-
ſchöpft, ſondern in ihrer Ausführung, noch iſt
das Reſultat das wirkliche Ganze, ſondern es
zuſammen mit ſeinem Werden; der Zweck für
ſich iſt das unlebendige Allgemeine, wie die
Tendenz das bloſse Treiben, das ſeiner Wirk-
lichkeit noch entbehrt, und das nakte Reſultat
iſt der Leichnam, der ſie hinter ſich gelaſſen. —
Ebenſo iſt die Verſchiedenheit vielmehr die Grän-
ze der Sache; ſie iſt da, wo die Sache aufhört,
oder ſie iſt das, was dieſe nicht iſt. Solche
Bemühungen mit dem Zwecke oder den Reſul-
taten, ſo wie mit den Verſchiedenheiten und
Beurtheilungen des einen und des andern, ſind
daher eine leichtere Arbeit, als ſie vielleicht
ſcheinen. Denn ſtatt mit der Sache ſich zu be-
faſſen, iſt ſolches Thun immer über ſie hinaus,
ſtatt in ihr zu verweilen und ſich in ihr zu ver-
geſſen greifft ſolches Wiſſen immer nach einem
Andern, und bleibt vielmehr bey ſich ſelbſt,
als daſs es bey der Sache iſt und ſich ihr hin-
gibt. — Das leichteſte iſt, was Gehalt und
Gediegenheit hat, zu beurtheilen, ſchwerer,
es zu faſſen, das ſchwerſte, was beydes verei-
nigt, ſeine Darſtellung hervorzubringen.
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. V. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/20>, abgerufen am 21.11.2024.
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