was das Selbstbewusstseyn ist. Er hebt die im Ge- setze vorhandenen schon reingewordenen, aber noch gleichgültigen Unterschiede auf, und setzt sie in Ei- ner Einheit, der Krafft. Diss gleichwerden ist aber ebenso unmittelbar ein Entzweyen, denn er hebt die Unterschiede nur dadurch auf, und setzt dadurch das Eins der Krafft, dass er einen neuen Unterschied macht, von Gesetz und Krafft, der aber zugleich kein Unterschied ist; und hiezu dass dieser Unter- schied ebenso kein Unterschied ist, geht er selbst darin fort, dass er diesen Unterschied wieder aufhebt, indem er die Krafft eben so beschaffen seyn lässt, als das Gesetz. -- Diese Bewegung oder Nothwendig- keit ist aber so noch Nothwendigkeit, und Bewegung des Verstandes, oder sie als solche ist nicht sein Gegen- stand, sondern er hat in ihr positive und negative Electricität, Entfernung, Geschwindigkeit, Anzie- hungskrafft, und tausend andere Dinge zu Gegen- ständen, welche den Inhalt der Momente der Bewe- gung ausmachen. In dem Erklären ist eben darum so viele Selbstbefriedigung, weil das Bewusstseyn dabey, es so auszudrücken, in unmittelbarem Selbst- gespräche mit sich, nur sich selbst geniesst, dabey zwar etwas anderes zu treiben scheint, aber in der That sich nur mit sich selbst herumtreibt.
In dem entgegengesetzten Gesetze als der Ver- kehrung des ersten Gesetzes, oder in dem innern Unterschiede wird zwar die Unendlichkeit selbst Ge- genstand des Verstandes, aber er verfehlt sie als sol-
G
was das Selbstbewuſstseyn ist. Er hebt die im Ge- setze vorhandenen schon reingewordenen, aber noch gleichgültigen Unterschiede auf, und setzt sie in Ei- ner Einheit, der Krafft. Diſs gleichwerden ist aber ebenso unmittelbar ein Entzweyen, denn er hebt die Unterschiede nur dadurch auf, und setzt dadurch das Eins der Krafft, daſs er einen neuen Unterschied macht, von Gesetz und Krafft, der aber zugleich kein Unterschied ist; und hiezu daſs dieser Unter- schied ebenso kein Unterschied ist, geht er selbst darin fort, daſs er diesen Unterschied wieder aufhebt, indem er die Krafft eben so beschaffen seyn läſst, als das Gesetz. — Diese Bewegung oder Nothwendig- keit ist aber so noch Nothwendigkeit, und Bewegung des Verstandes, oder sie als solche ist nicht sein Gegen- stand, sondern er hat in ihr positive und negative Electricität, Entfernung, Geschwindigkeit, Anzie- hungskrafft, und tausend andere Dinge zu Gegen- ständen, welche den Inhalt der Momente der Bewe- gung ausmachen. In dem Erklären ist eben darum so viele Selbstbefriedigung, weil das Bewuſstseyn dabey, es so auszudrücken, in unmittelbarem Selbst- gespräche mit sich, nur sich selbst genieſst, dabey zwar etwas anderes zu treiben scheint, aber in der That sich nur mit sich selbst herumtreibt.
In dem entgegengesetzten Gesetze als der Ver- kehrung des ersten Gesetzes, oder in dem innern Unterschiede wird zwar die Unendlichkeit selbst Ge- genstand des Verstandes, aber er verfehlt sie als sol-
G
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0206"n="97"/>
was das Selbstbewuſstseyn ist. Er hebt die im Ge-<lb/>
setze vorhandenen schon reingewordenen, aber noch<lb/>
gleichgültigen Unterschiede auf, und setzt sie in Ei-<lb/>
ner Einheit, der Krafft. Diſs gleichwerden ist aber<lb/>
ebenso unmittelbar ein Entzweyen, denn er hebt die<lb/>
Unterschiede nur dadurch auf, und setzt dadurch das<lb/>
Eins der Krafft, daſs er einen neuen Unterschied<lb/>
macht, von Gesetz und Krafft, der aber zugleich<lb/>
kein Unterschied ist; und hiezu daſs dieser Unter-<lb/>
schied ebenso kein Unterschied ist, geht er selbst<lb/>
darin fort, daſs er diesen Unterschied wieder aufhebt,<lb/>
indem er die Krafft eben so beschaffen seyn läſst,<lb/>
als das Gesetz. — Diese Bewegung oder Nothwendig-<lb/>
keit ist aber so noch Nothwendigkeit, und Bewegung<lb/>
des Verstandes, oder sie <hirendition="#i">als solche</hi> ist <hirendition="#i">nicht sein Gegen-<lb/>
stand</hi>, sondern er hat in ihr positive und negative<lb/>
Electricität, Entfernung, Geschwindigkeit, Anzie-<lb/>
hungskrafft, und tausend andere Dinge zu Gegen-<lb/>
ständen, welche den Inhalt der Momente der Bewe-<lb/>
gung ausmachen. In dem Erklären ist eben darum<lb/>
so viele Selbstbefriedigung, weil das Bewuſstseyn<lb/>
dabey, es so auszudrücken, in unmittelbarem Selbst-<lb/>
gespräche mit sich, nur sich selbst genieſst, dabey<lb/>
zwar etwas anderes zu treiben scheint, aber in der<lb/>
That sich nur mit sich selbst herumtreibt.</p><lb/><p>In dem entgegengesetzten Gesetze als der Ver-<lb/>
kehrung des ersten Gesetzes, oder in dem innern<lb/>
Unterschiede wird zwar die Unendlichkeit selbst <hirendition="#i">Ge-<lb/>
genstand</hi> des Verstandes, aber er verfehlt sie als sol-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">G</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[97/0206]
was das Selbstbewuſstseyn ist. Er hebt die im Ge-
setze vorhandenen schon reingewordenen, aber noch
gleichgültigen Unterschiede auf, und setzt sie in Ei-
ner Einheit, der Krafft. Diſs gleichwerden ist aber
ebenso unmittelbar ein Entzweyen, denn er hebt die
Unterschiede nur dadurch auf, und setzt dadurch das
Eins der Krafft, daſs er einen neuen Unterschied
macht, von Gesetz und Krafft, der aber zugleich
kein Unterschied ist; und hiezu daſs dieser Unter-
schied ebenso kein Unterschied ist, geht er selbst
darin fort, daſs er diesen Unterschied wieder aufhebt,
indem er die Krafft eben so beschaffen seyn läſst,
als das Gesetz. — Diese Bewegung oder Nothwendig-
keit ist aber so noch Nothwendigkeit, und Bewegung
des Verstandes, oder sie als solche ist nicht sein Gegen-
stand, sondern er hat in ihr positive und negative
Electricität, Entfernung, Geschwindigkeit, Anzie-
hungskrafft, und tausend andere Dinge zu Gegen-
ständen, welche den Inhalt der Momente der Bewe-
gung ausmachen. In dem Erklären ist eben darum
so viele Selbstbefriedigung, weil das Bewuſstseyn
dabey, es so auszudrücken, in unmittelbarem Selbst-
gespräche mit sich, nur sich selbst genieſst, dabey
zwar etwas anderes zu treiben scheint, aber in der
That sich nur mit sich selbst herumtreibt.
In dem entgegengesetzten Gesetze als der Ver-
kehrung des ersten Gesetzes, oder in dem innern
Unterschiede wird zwar die Unendlichkeit selbst Ge-
genstand des Verstandes, aber er verfehlt sie als sol-
G
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/206>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.