Gegensatz tritt somit in die Grösse, und es entstehen Gesetze der Art, dass zum Beyspiel Sensibilität und Irritabilität in ungekehrtem Verhältnisse ihrer Grö- sse stehen, so dass wie die eine wächst, die andere abnimmt; oder besser gleich die Grösse selbst zum Inhalte genommen, dass die Grösse von Etwas zu- nimmt, wie seine Kleinheit abnimmt. -- Wird die- sem Gesetze aber ein bestimmter Inhalt gegeben, et- wa so, dass die Grösse eines Loches zunimmt, jemehr das abnimmt, was seine Erfüllung ausmacht, so kann diss umgekehrte Verhältniss ebenso in ein gerades verwandelt und ausgedrückt werden, dass die Grö- sse des Loches in geradem Verhältnisse der Menge der weggenommenen zunimmt; -- ein tavtalogischer Satz, er mag als directes oder umgekehrtes Verhält- niss ausgedrückt werden, der in seinem eigenthüm- lichen Ausdrucke nur dieses heisst, dass eine Grösse zunimmt, wie diese Grösse zunimmt. Wie das Loch und das, was es erfüllt und weggenommen wird, qualitativ entgegengesetzt, aber wie das reale derselben, und dessen bestimmte Grösse in beyden, ein und dasselbe, und ebenso Zunahme der Grösse, und Abnahme der Kleinheit dasselbe ist, und ihre bedeutungsleere Entgegensetzung in eine Tavtalogie hinausläufft, so sind die organischen Momente gleich unzertrennlich in ihrem Realen, und in ihrer Grö- sse, die die Grösse desselben ist; eines nimmt nur mit dem andern ab und nimmt nur mit ihm zu, denn eines hat schlechthin nur Bedeutung, insoweit das
Gegensatz tritt somit in die Gröſse, und es entstehen Gesetze der Art, daſs zum Beyspiel Sensibilität und Irritabilität in ungekehrtem Verhältnisse ihrer Grö- ſse stehen, so daſs wie die eine wächst, die andere abnimmt; oder besser gleich die Gröſse selbst zum Inhalte genommen, daſs die Gröſse von Etwas zu- nimmt, wie seine Kleinheit abnimmt. — Wird die- sem Gesetze aber ein bestimmter Inhalt gegeben, et- wa so, daſs die Gröſse eines Loches zunimmt, jemehr das abnimmt, was seine Erfüllung ausmacht, so kann diſs umgekehrte Verhältniſs ebenso in ein gerades verwandelt und ausgedrückt werden, daſs die Grö- ſse des Loches in geradem Verhältnisse der Menge der weggenommenen zunimmt; — ein tavtalogischer Satz, er mag als directes oder umgekehrtes Verhält- niſs ausgedrückt werden, der in seinem eigenthüm- lichen Ausdrucke nur dieses heiſst, daſs eine Gröſse zunimmt, wie diese Gröſse zunimmt. Wie das Loch und das, was es erfüllt und weggenommen wird, qualitativ entgegengesetzt, aber wie das reale derselben, und dessen bestimmte Gröſse in beyden, ein und dasselbe, und ebenso Zunahme der Gröſse, und Abnahme der Kleinheit dasselbe ist, und ihre bedeutungsleere Entgegensetzung in eine Tavtalogie hinausläufft, so sind die organischen Momente gleich unzertrennlich in ihrem Realen, und in ihrer Grö- ſse, die die Gröſse desselben ist; eines nimmt nur mit dem andern ab und nimmt nur mit ihm zu, denn eines hat schlechthin nur Bedeutung, insoweit das
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Gegensatz tritt somit in die Gröſse, und es entstehen
Gesetze der Art, daſs zum Beyspiel Sensibilität und
Irritabilität in ungekehrtem Verhältnisse ihrer Grö-
ſse stehen, so daſs wie die eine wächst, die andere
abnimmt; oder besser gleich die Gröſse selbst zum
Inhalte genommen, daſs die Gröſse von Etwas zu-
nimmt, wie seine Kleinheit abnimmt. — Wird die-
sem Gesetze aber ein bestimmter Inhalt gegeben, et-
wa so, daſs die Gröſse eines Loches zunimmt, jemehr
das abnimmt, was seine Erfüllung ausmacht, so kann
diſs umgekehrte Verhältniſs ebenso in ein gerades
verwandelt und ausgedrückt werden, daſs die Grö-
ſse des Loches in geradem Verhältnisse der Menge
der weggenommenen zunimmt; — ein tavtalogischer
Satz, er mag als directes oder umgekehrtes Verhält-
niſs ausgedrückt werden, der in seinem eigenthüm-
lichen Ausdrucke nur dieses heiſst, daſs eine Gröſse
zunimmt, wie diese Gröſse zunimmt. Wie das
Loch und das, was es erfüllt und weggenommen
wird, qualitativ entgegengesetzt, aber wie das reale
derselben, und dessen bestimmte Gröſse in beyden,
ein und dasselbe, und ebenso Zunahme der Gröſse,
und Abnahme der Kleinheit dasselbe ist, und ihre
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/314>, abgerufen am 22.11.2024.
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