wird ihr die Anschauung seiner Entwicklung und Realisirung nur nach ganz allgemein unterschiede- nen Systemen, deren Bestimmung ihr Wesen nicht in dem Organischen als solchem, sondern in dem all- gemeinen Individuum liegt; und unter diesen Un- terschieden der Erde, nach Reihungen, welche die Gattung versucht.
Indem also in seiner Wirklichkeit die Allgemein- heit des organischen Lebens sich, ohne die wahrhaffte fürsichseyende Vermittlung, unmittelbar in das Ex- trem der Einzelnheit herunterfallen lässt, so hat das beobachtende Bewusstseyn nur das Meynen als Ding vor sich; und wenn die Vernunft das müssige In- teresse haben kann, dieses Meynen zu beobachten, ist sie auf das Beschreiben und Hererzählen von Meynungen und Einfällen der Natur beschränkt, Diese geistlose Freyheit des Meynens wird zwar al- lenthalben Anfänge von Gesetzen, Spuren von Noth- wendigkeit, Anspielungen auf Ordnung und Rei- hung, witzige und scheinbare Beziehungen darbie- ten. Aber die Beobachtung kommt in der Beziehung des Organischen auf die seyenden Unterschiede des Unorganischen, die Elemente, Zonen und Klimate, in Ansehung des Gesetzes und der Nothwendigkeit nicht über den grossen Einfluss hinaus. So auf der andern Seite, wo die Individualität nicht die Be- deutung der Erde, sondern das dem organischen Le- ben immanenten Eins hat, diss aber mit dem All- gemeinen in unmittelbarer Einheit zwar die Gattung
wird ihr die Anschauung seiner Entwicklung und Realisirung nur nach ganz allgemein unterschiede- nen Systemen, deren Bestimmung ihr Wesen nicht in dem Organischen als solchem, sondern in dem all- gemeinen Individuum liegt; und unter diesen Un- terschieden der Erde, nach Reihungen, welche die Gattung versucht.
Indem also in seiner Wirklichkeit die Allgemein- heit des organischen Lebens sich, ohne die wahrhaffte fürsichseyende Vermittlung, unmittelbar in das Ex- trem der Einzelnheit herunterfallen läſst, so hat das beobachtende Bewuſstseyn nur das Meynen als Ding vor sich; und wenn die Vernunft das müssige In- teresse haben kann, dieses Meynen zu beobachten, ist sie auf das Beschreiben und Hererzählen von Meynungen und Einfällen der Natur beschränkt, Diese geistlose Freyheit des Meynens wird zwar al- lenthalben Anfänge von Gesetzen, Spuren von Noth- wendigkeit, Anspielungen auf Ordnung und Rei- hung, witzige und scheinbare Beziehungen darbie- ten. Aber die Beobachtung kommt in der Beziehung des Organischen auf die seyenden Unterschiede des Unorganischen, die Elemente, Zonen und Klimate, in Ansehung des Gesetzes und der Nothwendigkeit nicht über den groſsen Einfluſs hinaus. So auf der andern Seite, wo die Individualität nicht die Be- deutung der Erde, sondern das dem organischen Le- ben immanenten Eins hat, diſs aber mit dem All- gemeinen in unmittelbarer Einheit zwar die Gattung
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0341"n="232"/>
wird ihr die Anschauung seiner Entwicklung und<lb/>
Realisirung nur nach ganz allgemein unterschiede-<lb/>
nen Systemen, deren Bestimmung ihr Wesen nicht<lb/>
in dem Organischen als solchem, sondern in dem all-<lb/>
gemeinen Individuum liegt; und <hirendition="#i">unter</hi> diesen Un-<lb/>
terschieden der Erde, nach Reihungen, welche die<lb/>
Gattung versucht.</p><lb/><p>Indem also in seiner Wirklichkeit die <hirendition="#i">Allgemein-<lb/>
heit des organischen Lebens</hi> sich, ohne die wahrhaffte<lb/>
fürsichseyende Vermittlung, unmittelbar in das Ex-<lb/>
trem <hirendition="#i">der Einzelnheit</hi> herunterfallen läſst, so hat das<lb/>
beobachtende Bewuſstseyn nur das <hirendition="#i">Meynen</hi> als Ding<lb/>
vor sich; und wenn die Vernunft das müssige In-<lb/>
teresse haben kann, dieses Meynen zu beobachten,<lb/>
ist sie auf das Beschreiben und Hererzählen von<lb/>
Meynungen und Einfällen der Natur beschränkt,<lb/>
Diese geistlose Freyheit des Meynens wird zwar al-<lb/>
lenthalben Anfänge von Gesetzen, Spuren von Noth-<lb/>
wendigkeit, Anspielungen auf Ordnung und Rei-<lb/>
hung, witzige und scheinbare Beziehungen darbie-<lb/>
ten. Aber die Beobachtung kommt in der Beziehung<lb/>
des Organischen auf die seyenden Unterschiede des<lb/>
Unorganischen, die Elemente, Zonen und Klimate,<lb/>
in Ansehung des Gesetzes und der Nothwendigkeit<lb/>
nicht über den <hirendition="#i">groſsen Einfluſs</hi> hinaus. So auf der<lb/>
andern Seite, wo die Individualität nicht die Be-<lb/>
deutung der Erde, sondern das dem organischen Le-<lb/>
ben <hirendition="#i">immanenten Eins</hi> hat, diſs aber mit dem All-<lb/>
gemeinen in unmittelbarer Einheit zwar die Gattung<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[232/0341]
wird ihr die Anschauung seiner Entwicklung und
Realisirung nur nach ganz allgemein unterschiede-
nen Systemen, deren Bestimmung ihr Wesen nicht
in dem Organischen als solchem, sondern in dem all-
gemeinen Individuum liegt; und unter diesen Un-
terschieden der Erde, nach Reihungen, welche die
Gattung versucht.
Indem also in seiner Wirklichkeit die Allgemein-
heit des organischen Lebens sich, ohne die wahrhaffte
fürsichseyende Vermittlung, unmittelbar in das Ex-
trem der Einzelnheit herunterfallen läſst, so hat das
beobachtende Bewuſstseyn nur das Meynen als Ding
vor sich; und wenn die Vernunft das müssige In-
teresse haben kann, dieses Meynen zu beobachten,
ist sie auf das Beschreiben und Hererzählen von
Meynungen und Einfällen der Natur beschränkt,
Diese geistlose Freyheit des Meynens wird zwar al-
lenthalben Anfänge von Gesetzen, Spuren von Noth-
wendigkeit, Anspielungen auf Ordnung und Rei-
hung, witzige und scheinbare Beziehungen darbie-
ten. Aber die Beobachtung kommt in der Beziehung
des Organischen auf die seyenden Unterschiede des
Unorganischen, die Elemente, Zonen und Klimate,
in Ansehung des Gesetzes und der Nothwendigkeit
nicht über den groſsen Einfluſs hinaus. So auf der
andern Seite, wo die Individualität nicht die Be-
deutung der Erde, sondern das dem organischen Le-
ben immanenten Eins hat, diſs aber mit dem All-
gemeinen in unmittelbarer Einheit zwar die Gattung
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/341>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.