und wäre eine organische prästabilirte Harmonie, welche die beyden sich aufeinander beziehenden Sei- ten frey gegeneinander und jeder ihre eigene Gestalt lässt, der die Gestalt der andern nicht zu entspre- chen braucht; und noch mehr die Gestalt und die Qualität gegeneinander, -- wie die Form der Wein- beere und der Geschmack des Weines frey gegen- einander sind. -- Indem aber auf die Seite des Ge- hirns die Bestimmung des Fürsichseyns, auf die Seite des Schädels aber die Bestimmung des Deseyns fällt, so ist innerhalb der organischen Einheit auch ein Kau- salzusammenhang derselben zu setzen; eine noth- wendige Beziehung derselben als äussere füreinan- der, d. h. eine selbst äusserliche, wodurch also ihre Gestalt durcheinander bestimmt würde.
In Ansehung der Bestimmung aber, in welcher das Organ des Selbstbewusstseyns auf die gegenü- berstehende Seite thätige Ursache wäre, kann auf mancherley Weise hin und her geredet werden; denn es ist von der Beschaffenheit einer Ursache die Rede, die nach ihrem gleichgültigen Daseyn, ihrer Gestalt und Grösse betrachtet wird, einer Ursache, deren Innres und Fürsichseyn gerade ein solches seyn soll, welches das unmittelbare Daseyn nichts angeht. Die organische Selbstbildung des Schädels ist zuerst gleichgültig gegen die mechanische Ein- wirkung, und das Verhältniss dieser beyden Ver- hältnisse ist, da jenes das sich auf sich selbst Be- ziehen ist, eben diese Unbestimmtheit und Gren-
und wäre eine organische prästabilirte Harmonie, welche die beyden sich aufeinander beziehenden Sei- ten frey gegeneinander und jeder ihre eigene Gestalt läſst, der die Gestalt der andern nicht zu entspre- chen braucht; und noch mehr die Gestalt und die Qualität gegeneinander, — wie die Form der Wein- beere und der Geschmack des Weines frey gegen- einander sind. — Indem aber auf die Seite des Ge- hirns die Bestimmung des Fürsichseyns, auf die Seite des Schädels aber die Bestimmung des Deseyns fällt, so ist innerhalb der organischen Einheit auch ein Kau- salzusammenhang derselben zu setzen; eine noth- wendige Beziehung derselben als äuſsere füreinan- der, d. h. eine selbst äuſserliche, wodurch also ihre Gestalt durcheinander bestimmt würde.
In Ansehung der Bestimmung aber, in welcher das Organ des Selbstbewuſstseyns auf die gegenü- berstehende Seite thätige Ursache wäre, kann auf mancherley Weise hin und her geredet werden; denn es ist von der Beschaffenheit einer Ursache die Rede, die nach ihrem gleichgültigen Daseyn, ihrer Gestalt und Gröſse betrachtet wird, einer Ursache, deren Innres und Fürsichseyn gerade ein solches seyn soll, welches das unmittelbare Daseyn nichts angeht. Die organische Selbstbildung des Schädels ist zuerst gleichgültig gegen die mechanische Ein- wirkung, und das Verhältniſs dieser beyden Ver- hältnisse ist, da jenes das sich auf sich selbst Be- ziehen ist, eben diese Unbestimmtheit und Gren-
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und wäre eine organische prästabilirte Harmonie,
welche die beyden sich aufeinander beziehenden Sei-
ten frey gegeneinander und jeder ihre eigene Gestalt
läſst, der die Gestalt der andern nicht zu entspre-
chen braucht; und noch mehr die Gestalt und die
Qualität gegeneinander, — wie die Form der Wein-
beere und der Geschmack des Weines frey gegen-
einander sind. — Indem aber auf die Seite des Ge-
hirns die Bestimmung des Fürsichseyns, auf die Seite
des Schädels aber die Bestimmung des Deseyns fällt,
so ist innerhalb der organischen Einheit auch ein Kau-
salzusammenhang derselben zu setzen; eine noth-
wendige Beziehung derselben als äuſsere füreinan-
der, d. h. eine selbst äuſserliche, wodurch also ihre
Gestalt durcheinander bestimmt würde.
In Ansehung der Bestimmung aber, in welcher
das Organ des Selbstbewuſstseyns auf die gegenü-
berstehende Seite thätige Ursache wäre, kann auf
mancherley Weise hin und her geredet werden;
denn es ist von der Beschaffenheit einer Ursache die
Rede, die nach ihrem gleichgültigen Daseyn, ihrer
Gestalt und Gröſse betrachtet wird, einer Ursache,
deren Innres und Fürsichseyn gerade ein solches
seyn soll, welches das unmittelbare Daseyn nichts
angeht. Die organische Selbstbildung des Schädels
ist zuerst gleichgültig gegen die mechanische Ein-
wirkung, und das Verhältniſs dieser beyden Ver-
hältnisse ist, da jenes das sich auf sich selbst Be-
ziehen ist, eben diese Unbestimmtheit und Gren-
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/375>, abgerufen am 22.11.2024.
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