nur ist die Nothwendigkeit dieser Beziehung; die Beobachtung rückt ihm daher näher auf den Leib, und vergleicht seine wollende und thuende Wirk- lichkeit mit seiner in sich reflectirten und betrach- tenden Wirklichkeit, die selbst gegenständlich ist. Dieses Aeussre, ob zwar eine Sprache des Indivi- duums, die es an ihm selbst hat, ist zugleich als Zeichen etwas gleichgültiges gegen den Inhalt, den es bezeichnen sollte, so wie das, welches sich das Zeichen setzt, gleichgültig gegen dieses.
Von dieser wandelbaren Sprache geht darum die Beobachtung endlich zum festen Seyn zurück, und spricht ihrem Begriffe nach aus, dass die Aeus- serlichkeit, nicht als Organ, auch nicht als Sprache und Zeichen, sondern als todes Ding die äussere und unmittelbare Wirklichkeit des Geistes sey. Was von der allerersten Beobachtung der unorga- nischen Natur aufgehoben wurde, dass nemlich der Begriff als Ding vorhanden seyn sollte, stellt diese letzte Weise so her, dass sie die Wirklichkeit des Geistes selbst zu einem Dinge macht, oder umge- kehrt ausgedrückt, dem toden Seyn die Bedeutung des Geistes giebt. -- Die Beobachtung ist damit da- zu gekommen, es auszusprechen, was unser Begriff von ihr war, dass nemlich die Gewissheit der Ver- nunft sich selbst als gegenständliche Wirklichkeit sucht. -- Man meynt zwar dabey wohl nicht, dass der Geist, der von einem Schädel vorgestellt wird, als Ding ausgesprochen werde; es soll kein Mate-
nur ist die Nothwendigkeit dieser Beziehung; die Beobachtung rückt ihm daher näher auf den Leib, und vergleicht seine wollende und thuende Wirk- lichkeit mit seiner in sich reflectirten und betrach- tenden Wirklichkeit, die selbst gegenständlich ist. Dieses Aeuſsre, ob zwar eine Sprache des Indivi- duums, die es an ihm selbst hat, ist zugleich als Zeichen etwas gleichgültiges gegen den Inhalt, den es bezeichnen sollte, so wie das, welches sich das Zeichen setzt, gleichgültig gegen dieses.
Von dieser wandelbaren Sprache geht darum die Beobachtung endlich zum festen Seyn zurück, und spricht ihrem Begriffe nach aus, daſs die Aeus- serlichkeit, nicht als Organ, auch nicht als Sprache und Zeichen, sondern als todes Ding die äuſsere und unmittelbare Wirklichkeit des Geistes sey. Was von der allerersten Beobachtung der unorga- nischen Natur aufgehoben wurde, daſs nemlich der Begriff als Ding vorhanden seyn sollte, stellt diese letzte Weise so her, daſs sie die Wirklichkeit des Geistes selbst zu einem Dinge macht, oder umge- kehrt ausgedrückt, dem toden Seyn die Bedeutung des Geistes giebt. — Die Beobachtung ist damit da- zu gekommen, es auszusprechen, was unser Begriff von ihr war, daſs nemlich die Gewiſsheit der Ver- nunft sich selbst als gegenständliche Wirklichkeit sucht. — Man meynt zwar dabey wohl nicht, daſs der Geist, der von einem Schädel vorgestellt wird, als Ding ausgesprochen werde; es soll kein Mate-
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nur ist die Nothwendigkeit dieser Beziehung; die
Beobachtung rückt ihm daher näher auf den Leib,
und vergleicht seine wollende und thuende Wirk-
lichkeit mit seiner in sich reflectirten und betrach-
tenden Wirklichkeit, die selbst gegenständlich ist.
Dieses Aeuſsre, ob zwar eine Sprache des Indivi-
duums, die es an ihm selbst hat, ist zugleich als
Zeichen etwas gleichgültiges gegen den Inhalt, den
es bezeichnen sollte, so wie das, welches sich das
Zeichen setzt, gleichgültig gegen dieses.
Von dieser wandelbaren Sprache geht darum
die Beobachtung endlich zum festen Seyn zurück,
und spricht ihrem Begriffe nach aus, daſs die Aeus-
serlichkeit, nicht als Organ, auch nicht als Sprache
und Zeichen, sondern als todes Ding die äuſsere
und unmittelbare Wirklichkeit des Geistes sey.
Was von der allerersten Beobachtung der unorga-
nischen Natur aufgehoben wurde, daſs nemlich der
Begriff als Ding vorhanden seyn sollte, stellt diese
letzte Weise so her, daſs sie die Wirklichkeit des
Geistes selbst zu einem Dinge macht, oder umge-
kehrt ausgedrückt, dem toden Seyn die Bedeutung
des Geistes giebt. — Die Beobachtung ist damit da-
zu gekommen, es auszusprechen, was unser Begriff
von ihr war, daſs nemlich die Gewiſsheit der Ver-
nunft sich selbst als gegenständliche Wirklichkeit
sucht. — Man meynt zwar dabey wohl nicht, daſs
der Geist, der von einem Schädel vorgestellt wird,
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/390>, abgerufen am 22.11.2024.
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