Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807.

Bild:
<< vorherige Seite

Werden; eben diese Unruhe aber ist das Selbst;
und jener Unmittelbarkeit und Einfachheit des
Anfangs ist es darum gleich, weil es das Resul-
tat, das in sich Zurückgekehrte, -- das in sich Zu-
rückgekehrte aber eben das Selbst, und das Selbst
die sich auf sich beziehende Gleichheit und Ein-
fachheit ist.

Das Bedürfniss, das Absolute als Subject
vorzustellen, bediente sich der Sätze: Gott ist
das Ewige, oder die moralische Weltordnung
oder die Liebe u. s. f. In solchen Sätzen ist
das Wahre nur geradezu als Subject gesetzt,
nicht aber als die Bewegung des sich in sich
selbst Reflectirens dargestellt. Es wird in einem
Satze der Art mit dem Worte: Gott, angefangen.
Diss für sich ist ein sinnloser Laut, ein blosser
Nahme; erst das Prädicat sagt, was er ist, ist
seine Erfüllung und Bedeutung; der leere An-
fang wird nur in diesem Ende ein wirkliches
Wissen. Insofern ist nicht abzusehen, warum
nicht vom Ewigen, der moralischen Weltord-
nung u. s. f. oder wie die Alten thaten, von
reinen Begriffen, dem Seyn, dem Einen u. s. f.
von dem, was die Bedeutung ist, allein gespro-
chen wird, ohne den sinnlosen Laut noch hin-
zuzufügen. Aber durch dass Wort wird eben
bezeichnet, dass nicht ein Seyn oder Wesen

Werden; eben dieſe Unruhe aber iſt das Selbſt;
und jener Unmittelbarkeit und Einfachheit des
Anfangs iſt es darum gleich, weil es das Reſul-
tat, das in ſich Zurückgekehrte, — das in ſich Zu-
rückgekehrte aber eben das Selbſt, und das Selbſt
die ſich auf ſich beziehende Gleichheit und Ein-
fachheit iſt.

Das Bedürfniſs, das Abſolute als Subject
vorzuſtellen, bediente ſich der Sätze: Gott iſt
das Ewige, oder die moraliſche Weltordnung
oder die Liebe u. ſ. f. In ſolchen Sätzen iſt
das Wahre nur geradezu als Subject geſetzt,
nicht aber als die Bewegung des ſich in ſich
ſelbſt Reflectirens dargeſtellt. Es wird in einem
Satze der Art mit dem Worte: Gott, angefangen.
Diſs für ſich iſt ein ſinnloſer Laut, ein bloſſer
Nahme; erſt das Prädicat ſagt, was er iſt, iſt
ſeine Erfüllung und Bedeutung; der leere An-
fang wird nur in dieſem Ende ein wirkliches
Wiſſen. Inſofern iſt nicht abzuſehen, warum
nicht vom Ewigen, der moraliſchen Weltord-
nung u. ſ. f. oder wie die Alten thaten, von
reinen Begriffen, dem Seyn, dem Einen u. ſ. f.
von dem, was die Bedeutung iſt, allein geſpro-
chen wird, ohne den ſinnloſen Laut noch hin-
zuzufügen. Aber durch daſs Wort wird eben
bezeichnet, daſs nicht ein Seyn oder Weſen

<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0041" n="XXVI"/>
Werden; eben die&#x017F;e Unruhe aber i&#x017F;t das Selb&#x017F;t;<lb/>
und jener Unmittelbarkeit und Einfachheit des<lb/>
Anfangs i&#x017F;t es darum gleich, weil es das Re&#x017F;ul-<lb/>
tat, das in &#x017F;ich Zurückgekehrte, &#x2014; das in &#x017F;ich Zu-<lb/>
rückgekehrte aber eben das Selb&#x017F;t, und das Selb&#x017F;t<lb/>
die &#x017F;ich auf &#x017F;ich beziehende Gleichheit und Ein-<lb/>
fachheit i&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>Das Bedürfni&#x017F;s, das Ab&#x017F;olute als <hi rendition="#i">Subject</hi><lb/>
vorzu&#x017F;tellen, bediente &#x017F;ich der Sätze: <hi rendition="#i">Gott</hi> i&#x017F;t<lb/>
das Ewige, oder die morali&#x017F;che Weltordnung<lb/>
oder die Liebe u. &#x017F;. f. In &#x017F;olchen Sätzen i&#x017F;t<lb/>
das Wahre nur geradezu als Subject ge&#x017F;etzt,<lb/>
nicht aber als die Bewegung des &#x017F;ich in &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t Reflectirens darge&#x017F;tellt. Es wird in einem<lb/>
Satze der Art mit dem Worte: <hi rendition="#i">Gott</hi>, angefangen.<lb/>
Di&#x017F;s für &#x017F;ich i&#x017F;t ein &#x017F;innlo&#x017F;er Laut, ein blo&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Nahme; er&#x017F;t das Prädicat &#x017F;agt, <hi rendition="#i">was er i&#x017F;t</hi>, i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;eine Erfüllung und Bedeutung; der leere An-<lb/>
fang wird nur in die&#x017F;em Ende ein wirkliches<lb/>
Wi&#x017F;&#x017F;en. In&#x017F;ofern i&#x017F;t nicht abzu&#x017F;ehen, warum<lb/>
nicht vom Ewigen, der morali&#x017F;chen Weltord-<lb/>
nung u. &#x017F;. f. oder wie die Alten thaten, von<lb/>
reinen Begriffen, dem Seyn, dem Einen u. &#x017F;. f.<lb/>
von dem, was die Bedeutung i&#x017F;t, allein ge&#x017F;pro-<lb/>
chen wird, ohne den &#x017F;innlo&#x017F;en Laut noch hin-<lb/>
zuzufügen. Aber durch da&#x017F;s Wort wird eben<lb/>
bezeichnet, da&#x017F;s nicht ein Seyn oder We&#x017F;en<lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[XXVI/0041] Werden; eben dieſe Unruhe aber iſt das Selbſt; und jener Unmittelbarkeit und Einfachheit des Anfangs iſt es darum gleich, weil es das Reſul- tat, das in ſich Zurückgekehrte, — das in ſich Zu- rückgekehrte aber eben das Selbſt, und das Selbſt die ſich auf ſich beziehende Gleichheit und Ein- fachheit iſt. Das Bedürfniſs, das Abſolute als Subject vorzuſtellen, bediente ſich der Sätze: Gott iſt das Ewige, oder die moraliſche Weltordnung oder die Liebe u. ſ. f. In ſolchen Sätzen iſt das Wahre nur geradezu als Subject geſetzt, nicht aber als die Bewegung des ſich in ſich ſelbſt Reflectirens dargeſtellt. Es wird in einem Satze der Art mit dem Worte: Gott, angefangen. Diſs für ſich iſt ein ſinnloſer Laut, ein bloſſer Nahme; erſt das Prädicat ſagt, was er iſt, iſt ſeine Erfüllung und Bedeutung; der leere An- fang wird nur in dieſem Ende ein wirkliches Wiſſen. Inſofern iſt nicht abzuſehen, warum nicht vom Ewigen, der moraliſchen Weltord- nung u. ſ. f. oder wie die Alten thaten, von reinen Begriffen, dem Seyn, dem Einen u. ſ. f. von dem, was die Bedeutung iſt, allein geſpro- chen wird, ohne den ſinnloſen Laut noch hin- zuzufügen. Aber durch daſs Wort wird eben bezeichnet, daſs nicht ein Seyn oder Weſen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/41
Zitationshilfe: Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. XXVI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/41>, abgerufen am 21.11.2024.