ist, dass sie keine Notiz davon zu nehmen er- klärt.
Die Aufgabe aber, das Individuum von sei- nem ungebildeten Standpunkte aus zum Wissen zu führen, war in ihrem allgemeinen Sinn zu fassen, und das allgemeine Individuum, der Weltgeist, in seiner Bildung zu betrachten. -- Was das Verhältniss beyder betrifft, so zeigt sich in dem allgemeinen Individuum jedes Mo- ment, wie es die concrete Form und eigne Ge- staltung gewinnt. Das besondre Individuum aber ist der unvollständige Geist, eine concrete Ge- stalt, deren ganzes Daseyn Einer Bestimmtheit zufällt, und worin die andern nur in verwisch- ten Zügen vorhanden sind. In dem Geiste, der höher steht als ein anderer, ist das niedrigere eoncrete Daseyn zu einem unscheinbaren Mo- mente herabgesunken; was vorher die Sache selbst war, ist nur noch eine Spur; ihre Ge- stalt ist eingehüllt und eine einfache Schattirung geworden. Diese Vergangenheit durchläufft das Individuum, dessen Substanz der höher stohen- de Geist ist, auf die Art, wie der eine höhere Wissenschaft vornimmt, die Vorbereitungskennt- nisse, die er längst inne hat, um sich ihren In- halte gegenwärtig zu machen, durchgeht; er rufst die Erinnerung desselben zurück, ohne da-
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ist, daſs ſie keine Notiz davon zu nehmen er- klärt.
Die Aufgabe aber, das Individuum von sei- nem ungebildeten Standpunkte aus zum Wiſſen zu führen, war in ihrem allgemeinen Sinn zu faſſen, und das allgemeine Individuum, der Weltgeiſt, in seiner Bildung zu betrachten. — Was das Verhältniſs beyder betrifft, so zeigt ſich in dem allgemeinen Individuum jedes Mo- ment, wie es die concrete Form und eigne Ge- ſtaltung gewinnt. Das besondre Individuum aber iſt der unvollſtändige Geiſt, eine concrete Ge- ſtalt, deren ganzes Daseyn Einer Bestimmtheit zufällt, und worin die andern nur in verwisch- ten Zügen vorhanden sind. In dem Geiſte, der höher ſteht als ein anderer, iſt das niedrigere eoncrete Daseyn zu einem unscheinbaren Mo- mente herabgesunken; was vorher die Sache selbſt war, iſt nur noch eine Spur; ihre Ge- ſtalt iſt eingehüllt und eine einfache Schattirung geworden. Diese Vergangenheit durchläufft das Individuum, deſſen Subſtanz der höher ſtohen- de Geiſt ist, auf die Art, wie der eine höhere Wiſſenschaft vornimmt, die Vorbereitungskennt- niſſe, die er längſt inne hat, um ſich ihren In- halte gegenwärtig zu machen, durchgeht; er rufſt die Erinnerung deſſelben zurück, ohne da-
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[XXXIII/0048]
ist, daſs ſie keine Notiz davon zu nehmen er-
klärt.
Die Aufgabe aber, das Individuum von sei-
nem ungebildeten Standpunkte aus zum Wiſſen
zu führen, war in ihrem allgemeinen Sinn zu
faſſen, und das allgemeine Individuum, der
Weltgeiſt, in seiner Bildung zu betrachten. —
Was das Verhältniſs beyder betrifft, so zeigt
ſich in dem allgemeinen Individuum jedes Mo-
ment, wie es die concrete Form und eigne Ge-
ſtaltung gewinnt. Das besondre Individuum aber
iſt der unvollſtändige Geiſt, eine concrete Ge-
ſtalt, deren ganzes Daseyn Einer Bestimmtheit
zufällt, und worin die andern nur in verwisch-
ten Zügen vorhanden sind. In dem Geiſte, der
höher ſteht als ein anderer, iſt das niedrigere
eoncrete Daseyn zu einem unscheinbaren Mo-
mente herabgesunken; was vorher die Sache
selbſt war, iſt nur noch eine Spur; ihre Ge-
ſtalt iſt eingehüllt und eine einfache Schattirung
geworden. Diese Vergangenheit durchläufft das
Individuum, deſſen Subſtanz der höher ſtohen-
de Geiſt ist, auf die Art, wie der eine höhere
Wiſſenschaft vornimmt, die Vorbereitungskennt-
niſſe, die er längſt inne hat, um ſich ihren In-
halte gegenwärtig zu machen, durchgeht; er
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. XXXIII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/48>, abgerufen am 03.12.2024.
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