durch eine Reihe von Gestalten zum Wissen sei- ner selbst gelangen. Diese unterscheiden sich aber von den vorhergehenden dadurch, dass sie die rea- len Geister sind, eigentliche Wirklichkeiten, und statt Gestalten nur des Bewusstseyns, Gestalten ei- ner Welt.
Die lebendige sittliche Welt ist der Geist in sei- ner Wahrheit; wie er zunächst zum abstracten Wis- sen seines Wesens kommt, geht die Sittlichkeit in der formalen Allgemeinheit des Rechts unter. Der in sich selbst nunmehr entzweyte Geist beschreibt in seinem gegenständlichen Elemente als in einer harten Wirklichkeit die eine seiner Welten, das Reich der Bildung, und ihr gegenüber im Elemente des Gedankens die Welt des Glaubens, das Reich des Wesens. Beyde Welten aber von dem Geiste, der aus diesem Verluste seiner selbst in sich geht, von dem Begriffe erfasst, werden durch die Einsicht und ihre Verbreitung, die Aufklärung, verwirrt und revolutionirt, und das in das Disseits und Jenseits vertheilte und ausgebreitete Reich kehrt in das Selbstbewusstseyn zurück, das nun in der Moralität sich als die Wesenheit, und das We- sen als wirkliches Selbst erfasst, seine Welt und ihren Grund nicht mehr aus sich heraussetzt, son- dern alles in sich verglimmen lässt, und als Gewis- sen der seiner selbst gewisse Geist ist.
durch eine Reihe von Gestalten zum Wissen sei- ner selbst gelangen. Diese unterscheiden sich aber von den vorhergehenden dadurch, daſs sie die rea- len Geister sind, eigentliche Wirklichkeiten, und statt Gestalten nur des Bewuſstseyns, Gestalten ei- ner Welt.
Die lebendige sittliche Welt ist der Geist in sei- ner Wahrheit; wie er zunächst zum abstracten Wis- sen seines Wesens kommt, geht die Sittlichkeit in der formalen Allgemeinheit des Rechts unter. Der in sich selbst nunmehr entzweyte Geist beschreibt in seinem gegenständlichen Elemente als in einer harten Wirklichkeit die eine seiner Welten, das Reich der Bildung, und ihr gegenüber im Elemente des Gedankens die Welt des Glaubens, das Reich des Wesens. Beyde Welten aber von dem Geiste, der aus diesem Verluste seiner selbst in sich geht, von dem Begriffe erfaſst, werden durch die Einsicht und ihre Verbreitung, die Aufklärung, verwirrt und revolutionirt, und das in das Disseits und Jenseits vertheilte und ausgebreitete Reich kehrt in das Selbstbewuſstseyn zurück, das nun in der Moralität sich als die Wesenheit, und das We- sen als wirkliches Selbst erfaſst, seine Welt und ihren Grund nicht mehr aus sich heraussetzt, son- dern alles in sich verglimmen läſst, und als Gewis- sen der seiner selbst gewisse Geist ist.
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durch eine Reihe von Gestalten zum Wissen sei-
ner selbst gelangen. Diese unterscheiden sich aber
von den vorhergehenden dadurch, daſs sie die rea-
len Geister sind, eigentliche Wirklichkeiten, und
statt Gestalten nur des Bewuſstseyns, Gestalten ei-
ner Welt.
Die lebendige sittliche Welt ist der Geist in sei-
ner Wahrheit; wie er zunächst zum abstracten Wis-
sen seines Wesens kommt, geht die Sittlichkeit in
der formalen Allgemeinheit des Rechts unter. Der
in sich selbst nunmehr entzweyte Geist beschreibt
in seinem gegenständlichen Elemente als in einer
harten Wirklichkeit die eine seiner Welten, das
Reich der Bildung, und ihr gegenüber im Elemente
des Gedankens die Welt des Glaubens, das Reich des
Wesens. Beyde Welten aber von dem Geiste, der
aus diesem Verluste seiner selbst in sich geht, von
dem Begriffe erfaſst, werden durch die Einsicht
und ihre Verbreitung, die Aufklärung, verwirrt
und revolutionirt, und das in das Disseits und
Jenseits vertheilte und ausgebreitete Reich kehrt
in das Selbstbewuſstseyn zurück, das nun in der
Moralität sich als die Wesenheit, und das We-
sen als wirkliches Selbst erfaſst, seine Welt und
ihren Grund nicht mehr aus sich heraussetzt, son-
dern alles in sich verglimmen läſst, und als Gewis-
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/489>, abgerufen am 22.11.2024.
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