dung oder wenigstens Bestättigung seines Inhaltes, von der die Aufklärung spricht, sich geben will, und ernst- haft meynt und thut, als ob es darauf ankäme, so hat er sich schon von der Aufklärung verführen lassen; und seine Bemühungen sich auf solche Weise zu begrün- den oder zu befestigen, sind nur Zeugnisse, die er von seiner Ansteckung gibt.
Noch ist die dritte Seite übrig, die Beziehung des Bewusst- seyns auf das absolute Wesen, als ein Thun. Diss Thun ist das Aufheben der Besonderheit des Individuums oder der natürlichen Weise seines fürsichseyns, woraus ihm die Gewissheit hervorgeht, reines Selbstbewusstseyn, nach seinem Thun d. h. als fürsichseyendes einzelnes Bewusstseyn eins mit dem Wesen zu seyn. -- Indem an dem Thun Zweckmässigkeit und Zweck sich unter- scheidet, und die reine Einsicht ebenso in Beziehung auf dieses Thun sich negativ verhält, und wie in den andern Momenten sich selbst verleugnet, so muss sie in Ansehung der Zweckmässigkeit als Unverstand sich dar- stellen, indem die Einsicht mit der Absicht verbunden, Uebereinstimmung des Zwecks und des Mittels, ihr als Anderes, vielmehr als das Gegentheil erscheint, -- in Ansehung des Zwecks aber das Schlechte, Genuss und Besitz zum Zwecke machen, und sich hiemit als die unreinste Absicht beweisen, indem die reine Ab- sicht ebenso, als Andres, unreine Absicht ist.
Hienach sehen wir in Anfehung der Zweckmäs- sigkeit die Aufklärung es thörigt finden, wenn das glau- bende Individuum sich das höhere Bewusstseyn, nicht
dung oder wenigſtens Beſtättigung ſeines Inhaltes, von der die Aufklärung ſpricht, ſich geben will, und ernſt- haft meynt und thut, als ob es darauf ankäme, ſo hat er ſich ſchon von der Aufklärung verführen laſſen; und ſeine Bemühungen ſich auf ſolche Weiſe zu begrün- den oder zu befeſtigen, ſind nur Zeugniſſe, die er von ſeiner Anſteckung gibt.
Noch iſt die dritte Seite übrig, die Beziehung des Bewuſst- ſeyns auf das abſolute Weſen, als ein Thun. Diſs Thun iſt das Aufheben der Beſonderheit des Individuums oder der natürlichen Weiſe ſeines fürſichſeyns, woraus ihm die Gewiſsheit hervorgeht, reines Selbſtbewuſstſeyn, nach ſeinem Thun d. h. als fürſichſeyendes einzelnes Bewuſstſeyn eins mit dem Weſen zu ſeyn. — Indem an dem Thun Zweckmäſſigkeit und Zweck ſich unter- ſcheidet, und die reine Einſicht ebenſo in Beziehung auf dieſes Thun ſich negativ verhält, und wie in den andern Momenten ſich ſelbſt verleugnet, ſo muſs ſie in Anſehung der Zweckmäſſigkeit als Unverſtand ſich dar- ſtellen, indem die Einſicht mit der Abſicht verbunden, Uebereinſtimmung des Zwecks und des Mittels, ihr als Anderes, vielmehr als das Gegentheil erſcheint, — in Anſehung des Zwecks aber das Schlechte, Genuſs und Beſitz zum Zwecke machen, und ſich hiemit als die unreinſte Abſicht beweiſen, indem die reine Ab- ſicht ebenſo, als Andres, unreine Abſicht iſt.
Hienach ſehen wir in Anfehung der Zweckmäſ- ſigkeit die Aufklärung es thörigt finden, wenn das glau- bende Individuum ſich das höhere Bewuſstſeyn, nicht
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0613"n="504"/>
dung oder wenigſtens Beſtättigung ſeines Inhaltes, von<lb/>
der die Aufklärung ſpricht, ſich geben will, und ernſt-<lb/>
haft meynt und thut, als ob es darauf ankäme, ſo hat<lb/>
er ſich ſchon von der Aufklärung verführen laſſen; und<lb/>ſeine Bemühungen ſich auf ſolche Weiſe zu begrün-<lb/>
den oder zu befeſtigen, ſind nur Zeugniſſe, die er von<lb/>ſeiner Anſteckung gibt.</p><lb/><p>Noch iſt die dritte Seite übrig, <hirendition="#i">die Beziehung des Bewuſst-<lb/>ſeyns auf das abſolute Weſen</hi>, als ein <hirendition="#i">Thun</hi>. Diſs Thun<lb/>
iſt das Aufheben der Beſonderheit des Individuums oder<lb/>
der natürlichen Weiſe ſeines fürſichſeyns, woraus ihm<lb/>
die Gewiſsheit hervorgeht, reines Selbſtbewuſstſeyn,<lb/>
nach ſeinem Thun d. h. als <hirendition="#i">fürſichſeyendes</hi> einzelnes<lb/>
Bewuſstſeyn eins mit dem Weſen zu ſeyn. — Indem<lb/>
an dem Thun <hirendition="#i">Zweckmäſſigkeit</hi> und <hirendition="#i">Zweck</hi>ſich unter-<lb/>ſcheidet, und die reine Einſicht ebenſo in Beziehung<lb/>
auf dieſes Thun ſich <hirendition="#i">negativ verhält</hi>, und wie in den<lb/>
andern Momenten ſich ſelbſt verleugnet, ſo muſs ſie in<lb/>
Anſehung der <hirendition="#i">Zweckmäſſigkeit</hi> als Unverſtand ſich dar-<lb/>ſtellen, indem die Einſicht mit der Abſicht verbunden,<lb/>
Uebereinſtimmung des Zwecks und des Mittels, ihr<lb/>
als Anderes, vielmehr als das Gegentheil erſcheint,<lb/>— in Anſehung des <hirendition="#i">Zwecks</hi> aber das Schlechte, Genuſs<lb/>
und Beſitz zum Zwecke machen, und ſich hiemit als<lb/>
die unreinſte Abſicht beweiſen, indem die reine Ab-<lb/>ſicht ebenſo, als Andres, unreine Abſicht iſt.</p><lb/><p>Hienach ſehen wir in Anfehung der <hirendition="#i">Zweckmäſ-<lb/>ſigkeit</hi> die Aufklärung es thörigt finden, wenn das glau-<lb/>
bende Individuum ſich das höhere Bewuſstſeyn, nicht<lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[504/0613]
dung oder wenigſtens Beſtättigung ſeines Inhaltes, von
der die Aufklärung ſpricht, ſich geben will, und ernſt-
haft meynt und thut, als ob es darauf ankäme, ſo hat
er ſich ſchon von der Aufklärung verführen laſſen; und
ſeine Bemühungen ſich auf ſolche Weiſe zu begrün-
den oder zu befeſtigen, ſind nur Zeugniſſe, die er von
ſeiner Anſteckung gibt.
Noch iſt die dritte Seite übrig, die Beziehung des Bewuſst-
ſeyns auf das abſolute Weſen, als ein Thun. Diſs Thun
iſt das Aufheben der Beſonderheit des Individuums oder
der natürlichen Weiſe ſeines fürſichſeyns, woraus ihm
die Gewiſsheit hervorgeht, reines Selbſtbewuſstſeyn,
nach ſeinem Thun d. h. als fürſichſeyendes einzelnes
Bewuſstſeyn eins mit dem Weſen zu ſeyn. — Indem
an dem Thun Zweckmäſſigkeit und Zweck ſich unter-
ſcheidet, und die reine Einſicht ebenſo in Beziehung
auf dieſes Thun ſich negativ verhält, und wie in den
andern Momenten ſich ſelbſt verleugnet, ſo muſs ſie in
Anſehung der Zweckmäſſigkeit als Unverſtand ſich dar-
ſtellen, indem die Einſicht mit der Abſicht verbunden,
Uebereinſtimmung des Zwecks und des Mittels, ihr
als Anderes, vielmehr als das Gegentheil erſcheint,
— in Anſehung des Zwecks aber das Schlechte, Genuſs
und Beſitz zum Zwecke machen, und ſich hiemit als
die unreinſte Abſicht beweiſen, indem die reine Ab-
ſicht ebenſo, als Andres, unreine Abſicht iſt.
Hienach ſehen wir in Anfehung der Zweckmäſ-
ſigkeit die Aufklärung es thörigt finden, wenn das glau-
bende Individuum ſich das höhere Bewuſstſeyn, nicht
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 504. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/613>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.