nach ist. Weil aber an sich eben das, was als wi- dersprechend erscheint, und in dessen Tronnung und Wiederauflösung die moralische Weltanschäuung sich herumtreibt, dasselbe ist, die reine Pflicht nemlich als das reine Wissen, nichts anders als das Selbst des Bewusstseyns, und das Selbst des Bewusstseyns das Seyn und Wirklichkeit; -- ebenso was jenseits des wirk- lichen Bewusstseyns seyn soll, nicht anders als das reine Denken, also in der That das Selbst ist, so geht für uns oder an sich das Selbstbewusstseyn in sich zurück, und weiss dasjenige Wesen als sich selbst, worin das Wirkliche zugleich reines Wissen und reine Pflicht ist. Es selbst ist sich das in seiner Zu- fälligkeit vollgültige, das seine unmittelbare Einzeln- heit als das reine Wissen und Handeln, als die wah- re Wirklichkeit und Harmonie weiss.
Diss Selbst des Gewissens, der seiner unmittelbar als der absoluten Wahrheit und des Seyns gewisse Geist, ist das dritte Selbst, das uns aus der dritten Welt des Geistes geworden ist, und ist mit den vor- herigen kurz zu vergleichen. Die Totalität oder Wirk- lichkeit, welche sich als die Wahrheit der sittlichen Welt darstellt, ist das Selbst der Person; ihr Dasein ist das Anerkanntseyn. Wie die Person das substanzleere Selbst ist, so ist diss ihr Daseyn ebenso die abstrac- te Wirklichkeit; die Person gilt und zwar unmittel- bar; das Selbst ist der in dem Elemente seines Seyns unmittelbar ruhende Punkt; er ist ohne die Abtren- nung von seiner Allgemeinheit, beyde daher nicht
nach ist. Weil aber an sich eben das, was als wi- dersprechend erscheint, und in deſſen Tronnung und Wiederauflösung die moralische Weltanschäuung sich herumtreibt, daſſelbe ist, die reine Pflicht nemlich als das reine Wiſſen, nichts anders als das Selbſt des Bewuſstseyns, und das Selbst des Bewuſstseyns das Seyn und Wirklichkeit; — ebenso was jenseits des wirk- lichen Bewuſstſeyns seyn soll, nicht anders als das reine Denken, also in der That das Selbst ist, so geht für uns oder an ſich das Selbſtbewuſstſeyn in sich zurück, und weiſs dasjenige Wesen als sich selbst, worin das Wirkliche zugleich reines Wiſſen und reine Pflicht ist. Es selbst ist sich das in seiner Zu- fälligkeit vollgültige, das seine unmittelbare Einzeln- heit als das reine Wiſſen und Handeln, als die wah- re Wirklichkeit und Harmonie weiſs.
Diſs Selbſt des Gewiſſens, der seiner unmittelbar als der absoluten Wahrheit und des Seyns gewiſſe Geist, ist das dritte Selbſt, das uns aus der dritten Welt des Geistes geworden ist, und ist mit den vor- herigen kurz zu vergleichen. Die Totalität oder Wirk- lichkeit, welche sich als die Wahrheit der sittlichen Welt darstellt, ist das Selbſt der Perſon; ihr Dasein ist das Anerkanntſeyn. Wie die Person das substanzleere Selbst ist, so ist diſs ihr Daseyn ebenso die abstrac- te Wirklichkeit; die Person gilt und zwar unmittel- bar; das Selbſt ist der in dem Elemente seines Seyns unmittelbar ruhende Punkt; er ist ohne die Abtren- nung von seiner Allgemeinheit, beyde daher nicht
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0691"n="582"/>
nach ist. Weil aber an sich eben das, was als wi-<lb/>
dersprechend erscheint, und in deſſen Tronnung und<lb/>
Wiederauflösung die moralische Weltanschäuung sich<lb/>
herumtreibt, daſſelbe ist, die reine Pflicht nemlich<lb/>
als das <hirendition="#i">reine Wiſſen</hi>, nichts anders als das <hirendition="#i">Selbſt</hi> des<lb/>
Bewuſstseyns, und das Selbst des Bewuſstseyns das<lb/><hirendition="#i">Seyn</hi> und <hirendition="#i">Wirklichkeit</hi>; — ebenso was jenseits des <hirendition="#i">wirk-<lb/>
lichen</hi> Bewuſstſeyns seyn soll, nicht anders als das<lb/>
reine Denken, also in der That das Selbst ist, so<lb/>
geht <hirendition="#i">für uns</hi> oder <hirendition="#i">an ſich</hi> das Selbſtbewuſstſeyn in<lb/>
sich zurück, und weiſs dasjenige Wesen als sich<lb/>
selbst, worin das <hirendition="#i">Wirkliche</hi> zugleich <hirendition="#i">reines Wiſſen</hi> und<lb/><hirendition="#i">reine Pflicht</hi> ist. Es selbst ist sich das in seiner Zu-<lb/>
fälligkeit vollgültige, das seine unmittelbare Einzeln-<lb/>
heit als das reine Wiſſen und Handeln, als die wah-<lb/>
re Wirklichkeit und Harmonie weiſs.</p><lb/><p>Diſs <hirendition="#i">Selbſt des Gewiſſens</hi>, der seiner unmittelbar<lb/>
als der absoluten Wahrheit und des Seyns gewiſſe<lb/>
Geist, ist das <hirendition="#i">dritte Selbſt</hi>, das uns aus der dritten<lb/>
Welt des Geistes geworden ist, und ist mit den vor-<lb/>
herigen kurz zu vergleichen. Die Totalität oder Wirk-<lb/>
lichkeit, welche sich als die Wahrheit der sittlichen<lb/>
Welt darstellt, ist das Selbſt der <hirendition="#i">Perſon;</hi> ihr Dasein<lb/>
ist das <hirendition="#i">Anerkanntſeyn</hi>. Wie die Person das substanzleere<lb/>
Selbst ist, so ist diſs ihr Daseyn ebenso die abstrac-<lb/>
te Wirklichkeit; die Person <hirendition="#i">gilt</hi> und zwar unmittel-<lb/>
bar; das Selbſt ist der in dem Elemente seines Seyns<lb/>
unmittelbar ruhende Punkt; er ist ohne die Abtren-<lb/>
nung von seiner Allgemeinheit, beyde daher nicht<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[582/0691]
nach ist. Weil aber an sich eben das, was als wi-
dersprechend erscheint, und in deſſen Tronnung und
Wiederauflösung die moralische Weltanschäuung sich
herumtreibt, daſſelbe ist, die reine Pflicht nemlich
als das reine Wiſſen, nichts anders als das Selbſt des
Bewuſstseyns, und das Selbst des Bewuſstseyns das
Seyn und Wirklichkeit; — ebenso was jenseits des wirk-
lichen Bewuſstſeyns seyn soll, nicht anders als das
reine Denken, also in der That das Selbst ist, so
geht für uns oder an ſich das Selbſtbewuſstſeyn in
sich zurück, und weiſs dasjenige Wesen als sich
selbst, worin das Wirkliche zugleich reines Wiſſen und
reine Pflicht ist. Es selbst ist sich das in seiner Zu-
fälligkeit vollgültige, das seine unmittelbare Einzeln-
heit als das reine Wiſſen und Handeln, als die wah-
re Wirklichkeit und Harmonie weiſs.
Diſs Selbſt des Gewiſſens, der seiner unmittelbar
als der absoluten Wahrheit und des Seyns gewiſſe
Geist, ist das dritte Selbſt, das uns aus der dritten
Welt des Geistes geworden ist, und ist mit den vor-
herigen kurz zu vergleichen. Die Totalität oder Wirk-
lichkeit, welche sich als die Wahrheit der sittlichen
Welt darstellt, ist das Selbſt der Perſon; ihr Dasein
ist das Anerkanntſeyn. Wie die Person das substanzleere
Selbst ist, so ist diſs ihr Daseyn ebenso die abstrac-
te Wirklichkeit; die Person gilt und zwar unmittel-
bar; das Selbſt ist der in dem Elemente seines Seyns
unmittelbar ruhende Punkt; er ist ohne die Abtren-
nung von seiner Allgemeinheit, beyde daher nicht
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 582. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/691>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.