Allein auf das Eingeständniss des Bösen: Ich bins, erfolgt nicht diese Erwiederung des gleichen Geständnisses. So war es mit jenem Urtheilen nicht gemeynt; im Gegentheil! Es stösst diese Gemeinschaft von sich, und ist das harte Herz, das für sich ist und die Continuität mit dem andern verwirst. -- Hiedurch kehrt sich die Scene um. Dasjenige, das sich bekannte, sieht sich zurückgestossen, und das andere im Unrecht, welches das Heraustreten seines Innern in das Daseyn der Rede verweigert, und dem Bösen die Schönheit seiner Seele, dem Bekenntnisse aber den steifen Nacken des sich gleich bleibenden Charakters und die Stummheit, sich in sich zu be- halten und sich nicht gegen einen andern wegzuwer- fen, entgegensetzt. Es ist hier die höchste Empö- rung des seiner selbst gewissen Geistes gesetzt; denn er schaut sich als dieses einfache Wissen des Selbsts im An- dern an, und zwar so, dass auch die äussere Gestalt dieses Andern nicht wie ein Reichthume das Wesen- lose, nicht ein Ding ist, sondern es ist der Gedanke, das Wissen selbst, was ihm entgegengehalten, es ist diese absolutflüssige Continuität des reinen Wissens, die sich verweigert, ihre Mittheilung mit ihm zu se- tzen, -- mit ihm, der schon in seinem Bekenntnisse dem abgesonderten Fürsichseyn entsagte, und sich als auf- gehobne Besonderheit und hiedurch als die Continui- tät mit dem Andern, als Allgemeines setzte. Das And- re aber behält an ihm selbst sich sein sich nicht mitthei- lendes Fürsichseyn bevor; an dem bekennenden behält
Allein auf das Eingeſtändniſs des Bösen: Ich bins, erfolgt nicht diese Erwiederung des gleichen Geſtändniſſes. So war es mit jenem Urtheilen nicht gemeynt; im Gegentheil! Es ſtöſst diese Gemeinschaft von ſich, und iſt das harte Herz, das für ſich iſt und die Continuität mit dem andern verwirſt. — Hiedurch kehrt ſich die Scene um. Dasjenige, das ſich bekannte, ſieht ſich zurückgeſtoſſen, und das andere im Unrecht, welches das Heraustreten seines Innern in das Daseyn der Rede verweigert, und dem Bösen die Schönheit seiner Seele, dem Bekenntniſſe aber den ſteifen Nacken des ſich gleich bleibenden Charakters und die Stummheit, ſich in ſich zu be- halten und ſich nicht gegen einen andern wegzuwer- fen, entgegensetzt. Es iſt hier die höchſte Empö- rung des seiner selbſt gewiſſen Geiſtes gesetzt; denn er schaut sich als dieses einfache Wiſſen des Selbſts im An- dern an, und zwar so, daſs auch die äuſſere Geſtalt dieses Andern nicht wie ein Reichthume das Wesen- lose, nicht ein Ding iſt, sondern es ist der Gedanke, das Wiſſen selbſt, was ihm entgegengehalten, es ist diese absolutflüſſige Continuität des reinen Wiſſens, die ſich verweigert, ihre Mittheilung mit ihm zu se- tzen, — mit ihm, der schon in seinem Bekenntniſſe dem abgeſonderten Fürſichseyn entsagte, und ſich als auf- gehobne Besonderheit und hiedurch als die Continui- tät mit dem Andern, als Allgemeines setzte. Das And- re aber behält an ihm selbſt sich sein sich nicht mitthei- lendes Fürſichseyn bevor; an dem bekennenden behält
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Allein auf das Eingeſtändniſs des Bösen: Ich
bins, erfolgt nicht diese Erwiederung des gleichen
Geſtändniſſes. So war es mit jenem Urtheilen nicht
gemeynt; im Gegentheil! Es ſtöſst diese Gemeinschaft
von ſich, und iſt das harte Herz, das für ſich iſt
und die Continuität mit dem andern verwirſt. —
Hiedurch kehrt ſich die Scene um. Dasjenige, das
ſich bekannte, ſieht ſich zurückgeſtoſſen, und das
andere im Unrecht, welches das Heraustreten seines
Innern in das Daseyn der Rede verweigert, und dem
Bösen die Schönheit seiner Seele, dem Bekenntniſſe
aber den ſteifen Nacken des ſich gleich bleibenden
Charakters und die Stummheit, ſich in ſich zu be-
halten und ſich nicht gegen einen andern wegzuwer-
fen, entgegensetzt. Es iſt hier die höchſte Empö-
rung des seiner selbſt gewiſſen Geiſtes gesetzt; denn er
schaut sich als dieses einfache Wiſſen des Selbſts im An-
dern an, und zwar so, daſs auch die äuſſere Geſtalt
dieses Andern nicht wie ein Reichthume das Wesen-
lose, nicht ein Ding iſt, sondern es ist der Gedanke,
das Wiſſen selbſt, was ihm entgegengehalten, es ist
diese absolutflüſſige Continuität des reinen Wiſſens,
die ſich verweigert, ihre Mittheilung mit ihm zu se-
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dem abgeſonderten Fürſichseyn entsagte, und ſich als auf-
gehobne Besonderheit und hiedurch als die Continui-
tät mit dem Andern, als Allgemeines setzte. Das And-
re aber behält an ihm selbſt sich sein sich nicht mitthei-
lendes Fürſichseyn bevor; an dem bekennenden behält
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 618. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/727>, abgerufen am 22.11.2024.
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