res wie als Aeusseres. Beydes ist zu vereinigen. -- Die Seele der menschlich geformten Bildsäule kommt noch nicht aus dem Innern, ist noch nicht die Spra- che, das Daseyn, das an ihm selbst innerlich ist, -- und das Innre des vielformigen Daseyns ist noch das tonlose sich nicht in sich selbst unterscheidende, und von seinem Aeuffern, dem alle Unterschiede gehö- ren, noch getrennte. -- Der Werkmeister vereint daher beydes in der Vermischung der natürlichen und der selbstbewussten Gestalt, und diese zwey- deutigen sich selbst räthselhaften Wesen, das bewuss- te ringend mit dem bewusstlosen, das einfache Innre mit dem vielgestalteten Aeussern, die Dunkelheit des Gedankens mit der Klarheit der Aeusserung paarend, brechen in die Sprache tiefer schwerverständlicher Weisheit aus.
In diesem Werke hört die instinctartige Arbeit auf, die dem Selbstbewusstseyn gegenüber das be- wusstlose Werk erzeugte; denn in ihm kommt der Thätigkeit des Werkmeisters, welche das Selbstbe- wusstseyn ausmacht, ein ebenso selbstbewusstes, sich aussprechendes Innres entgegen. Er hat sich darin zu der Entzweyung seines Bewusstseyns emporgear- beitet, worin der Geist dem Geiste begegnet. In dieser Einheit des selbstbewussten Geistes, mit sich selbst, insofern er sich Gestalt und Gegenstand sei- nes Bewusstseyns ist, reinigen sich also seine Ver- mischungen mit der bewusstlosen Weise der unmit- telbaren Naturgestalt. Diese Ungeheuer an Gestalt
res wie als Aeuſſeres. Beydes ist zu vereinigen. — Die Seele der menschlich geformten Bildsäule kommt noch nicht aus dem Innern, ist noch nicht die Spra- che, das Daseyn, das an ihm selbst innerlich ist, — und das Innre des vielformigen Daseyns ist noch das tonlose sich nicht in sich selbst unterscheidende, und von seinem Aeuffern, dem alle Unterschiede gehö- ren, noch getrennte. — Der Werkmeister vereint daher beydes in der Vermischung der natürlichen und der selbstbewuſsten Gestalt, und diese zwey- deutigen sich selbst räthselhaften Wesen, das bewuſs- te ringend mit dem bewuſstlosen, das einfache Innre mit dem vielgestalteten Aeuſſern, die Dunkelheit des Gedankens mit der Klarheit der Aeuſſerung paarend, brechen in die Sprache tiefer schwerverständlicher Weisheit aus.
In diesem Werke hört die instinctartige Arbeit auf, die dem Selbstbewuſstſeyn gegenüber das be- wuſstlose Werk erzeugte; denn in ihm kommt der Thätigkeit des Werkmeisters, welche das Selbstbe- wuſstseyn ausmacht, ein ebenso selbstbewuſstes, sich ausſprechendes Innres entgegen. Er hat sich darin zu der Entzweyung seines Bewuſstseyns emporgear- beitet, worin der Geist dem Geiste begegnet. In dieser Einheit des selbstbewuſsten Geistes, mit sich selbst, insofern er sich Gestalt und Gegenstand sei- nes Bewuſstſeyns ist, reinigen sich also seine Ver- mischungen mit der bewuſstlosen Weise der unmit- telbaren Naturgestalt. Diese Ungeheuer an Gestalt
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res wie als Aeuſſeres. Beydes ist zu vereinigen. —
Die Seele der menschlich geformten Bildsäule kommt
noch nicht aus dem Innern, ist noch nicht die Spra-
che, das Daseyn, das an ihm selbst innerlich ist, —
und das Innre des vielformigen Daseyns ist noch das
tonlose sich nicht in sich selbst unterscheidende, und
von seinem Aeuffern, dem alle Unterschiede gehö-
ren, noch getrennte. — Der Werkmeister vereint
daher beydes in der Vermischung der natürlichen
und der selbstbewuſsten Gestalt, und diese zwey-
deutigen sich selbst räthselhaften Wesen, das bewuſs-
te ringend mit dem bewuſstlosen, das einfache Innre
mit dem vielgestalteten Aeuſſern, die Dunkelheit des
Gedankens mit der Klarheit der Aeuſſerung paarend,
brechen in die Sprache tiefer schwerverständlicher
Weisheit aus.
In diesem Werke hört die instinctartige Arbeit
auf, die dem Selbstbewuſstſeyn gegenüber das be-
wuſstlose Werk erzeugte; denn in ihm kommt der
Thätigkeit des Werkmeisters, welche das Selbstbe-
wuſstseyn ausmacht, ein ebenso selbstbewuſstes, sich
ausſprechendes Innres entgegen. Er hat sich darin
zu der Entzweyung seines Bewuſstseyns emporgear-
beitet, worin der Geist dem Geiste begegnet. In
dieser Einheit des selbstbewuſsten Geistes, mit sich
selbst, insofern er sich Gestalt und Gegenstand sei-
nes Bewuſstſeyns ist, reinigen sich also seine Ver-
mischungen mit der bewuſstlosen Weise der unmit-
telbaren Naturgestalt. Diese Ungeheuer an Gestalt
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 649. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/758>, abgerufen am 22.11.2024.
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