her nicht mehr seiner Besonderheit in ihm, sondern vielmehr der Ablegung derselben und der Allgemein- heit seines menschlichen Daseyns bewusst.
c. Das geistige Kunstwerk.
Die Volksgeister, die der Gestalt ihres Wesens in einem besondern Thiere bewusst werden, gehen in Einen zusammen; so vereinigen sich die besondern schö- nen Volksgeister in Ein Pantheon, dessen Element und Behausung die Sprache ist. Die reine Anschauung sei- ner selbst als allgemeiner Menschlichkeit hat an der Wirk- lichkeit des Volksgeistes die Form, dass er sich mit den andern, mit denen er durch die Natur Eine Nation ausmacht, zu einer gemeinschaftlichen Unternehmung verbindet, und für dieses Werk ein Gesammtvolk, und damit einen Gesammthimmel bildet. Diese All- gemeinheit, zu der der Geist in seinem Daseyn gelangt, ist jedoch nur diese erste, die von der Individualität des Sittlichen erst ausgeht, ihre Unmittelbarkeit noch nicht überwunden, nicht Einen Staat aus diesen Völ- kerschaften gebildet hat. Die Sittlichkeit des wirkli- chen Volksgeistes beruht theils auf dem unmittelbaren Vertrauen der Einzelnen zu dem Ganzen ihres Vol- kes, theils auf dem unmittelbaren Antheil, den Alle, des Unterschiedes von Ständen unerachtet, an den Ent-
her nicht mehr ſeiner Beſonderheit in ihm, ſondern vielmehr der Ablegung derſelben und der Allgemein- heit ſeines menſchlichen Daſeyns bewuſst.
c. Das geiſtige Kunſtwerk.
Die Volksgeiſter, die der Geſtalt ihres Weſens in einem beſondern Thiere bewuſst werden, gehen in Einen zuſammen; ſo vereinigen ſich die beſondern ſchö- nen Volksgeiſter in Ein Pantheon, deſſen Element und Behausung die Sprache iſt. Die reine Anſchauung sei- ner ſelbſt als allgemeiner Menſchlichkeit hat an der Wirk- lichkeit des Volksgeiſtes die Form, daſs er ſich mit den andern, mit denen er durch die Natur Eine Nation ausmacht, zu einer gemeinſchaftlichen Unternehmung verbindet, und für dieſes Werk ein Geſammtvolk, und damit einen Geſammthimmel bildet. Dieſe All- gemeinheit, zu der der Geiſt in seinem Daseyn gelangt, iſt jedoch nur diese erſte, die von der Individualität des Sittlichen erſt ausgeht, ihre Unmittelbarkeit noch nicht überwunden, nicht Einen Staat aus diesen Völ- kerschaften gebildet hat. Die Sittlichkeit des wirkli- chen Volksgeiſtes beruht theils auf dem unmittelbaren Vertrauen der Einzelnen zu dem Ganzen ihres Vol- kes, theils auf dem unmittelbaren Antheil, den Alle, des Unterſchiedes von Ständen unerachtet, an den Ent-
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her nicht mehr ſeiner Beſonderheit in ihm, ſondern
vielmehr der Ablegung derſelben und der Allgemein-
heit ſeines menſchlichen Daſeyns bewuſst.
c.
Das geiſtige Kunſtwerk.
Die Volksgeiſter, die der Geſtalt ihres Weſens
in einem beſondern Thiere bewuſst werden, gehen in
Einen zuſammen; ſo vereinigen ſich die beſondern ſchö-
nen Volksgeiſter in Ein Pantheon, deſſen Element und
Behausung die Sprache iſt. Die reine Anſchauung sei-
ner ſelbſt als allgemeiner Menſchlichkeit hat an der Wirk-
lichkeit des Volksgeiſtes die Form, daſs er ſich mit den
andern, mit denen er durch die Natur Eine Nation
ausmacht, zu einer gemeinſchaftlichen Unternehmung
verbindet, und für dieſes Werk ein Geſammtvolk,
und damit einen Geſammthimmel bildet. Dieſe All-
gemeinheit, zu der der Geiſt in seinem Daseyn gelangt,
iſt jedoch nur diese erſte, die von der Individualität
des Sittlichen erſt ausgeht, ihre Unmittelbarkeit noch
nicht überwunden, nicht Einen Staat aus diesen Völ-
kerschaften gebildet hat. Die Sittlichkeit des wirkli-
chen Volksgeiſtes beruht theils auf dem unmittelbaren
Vertrauen der Einzelnen zu dem Ganzen ihres Vol-
kes, theils auf dem unmittelbaren Antheil, den Alle,
des Unterſchiedes von Ständen unerachtet, an den Ent-
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 676. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/785>, abgerufen am 22.11.2024.
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