sich selbst geworden; das unmittelbare Daseyn der Wirklichkeit hat aufgehört ein ihm fremdes oder äus- serliches zu seyn, indem es aufgehobnes, allgemeines ist; dieser Tod ist daher sein Erstehen als Geist.
Die aufgehobne unmittelbare Gegenwart des selbstbewussten Wesens ist es als allgemeines Selbstbe- wusstseyn; dieser Begriff des aufgehobnen einzelnen Selbsts, das absolutes Wesen ist, drückt daher unmit- telbar die Constituirung einer Gemeinde aus, die bis- her im Vorstellen verweilend itzt in sich als in das Selbst zurückkehrt; und der Geist geht somit aus dem zweiten Elemente seiner Bestimmung, dem Vorstel- len, in das dritte, das Selbstbewusstseyn als solches über. -- Betrachten wir noch die Art, wie jenes Vor- stellen sich in seinem Fortgange benimmt, so sehen wir zuerst diss ausgedrückt, dass das göttliche Wesen die menschliche Natur annimmt. Darin ist es schon ausgesprochen, dass an sich beyde nicht getrennt sind; -- wie darin, dass das göttliche Wesen sich selbst von Anfang entäussert, sein Daseyn in sich geht und böse wird, es nicht ausgesprochen, aber darin enthalten ist, dass ansich diss böse Daseyn nicht ein ihm Fremdes ist; das absolute Wesen hätte nur diesen leeren Nahmen, wenn es in Wahrheit ein ihm Anderes, wenn es ei- nen Abfall von ihm gäbe; -- das Moment des Insich- seyns macht vielmehr das wesentliche Moment des Selbsts des Geistes aus. -- Dass das Insichseyn und da- mit erst Wirklichkeit dem Wesen selbst angehöre, diss was für uns Begriff ist, und insofern es Begriff ist,
ſich ſelbſt geworden; das unmittelbare Daſeyn der Wirklichkeit hat aufgehört ein ihm fremdes oder äuſ- ſerliches zu ſeyn, indem es aufgehobnes, allgemeines ist; dieſer Tod ist daher ſein Erſtehen als Geiſt.
Die aufgehobne unmittelbare Gegenwart des ſelbſtbewuſsten Weſens iſt es als allgemeines Selbſtbe- wuſstſeyn; dieſer Begriff des aufgehobnen einzelnen Selbſts, das abſolutes Weſen iſt, drückt daher unmit- telbar die Conſtituirung einer Gemeinde aus, die bis- her im Vorſtellen verweilend itzt in ſich als in das Selbſt zurückkehrt; und der Geiſt geht ſomit aus dem zweiten Elemente ſeiner Beſtimmung, dem Vorſtel- len, in das dritte, das Selbſtbewuſstseyn als ſolches über. — Betrachten wir noch die Art, wie jenes Vor- ſtellen ſich in ſeinem Fortgange benimmt, ſo ſehen wir zuerſt diſs ausgedrückt, daſs das göttliche Weſen die menſchliche Natur annimmt. Darin iſt es ſchon ausgeſprochen, daſs an ſich beyde nicht getrennt ſind; — wie darin, daſs das göttliche Weſen ſich ſelbſt von Anfang entäuſſert, ſein Daſeyn in ſich geht und böſe wird, es nicht ausgeſprochen, aber darin enthalten iſt, daſs anſich diſs böſe Daſeyn nicht ein ihm Fremdes iſt; das abſolute Weſen hätte nur dieſen leeren Nahmen, wenn es in Wahrheit ein ihm Anderes, wenn es ei- nen Abfall von ihm gäbe; — das Moment des Inſich- ſeyns macht vielmehr das weſentliche Moment des Selbsts des Geistes aus. — Daſs das Inſichſeyn und da- mit erſt Wirklichkeit dem Weſen ſelbſt angehöre, diſs was für uns Begriff ist, und inſofern es Begriff iſt,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0838"n="729"/>ſich ſelbſt geworden; das unmittelbare Daſeyn der<lb/>
Wirklichkeit hat aufgehört ein ihm fremdes oder äuſ-<lb/>ſerliches zu ſeyn, indem es aufgehobnes, allgemeines<lb/>
ist; dieſer Tod ist daher ſein Erſtehen als Geiſt.</p><lb/><p>Die aufgehobne unmittelbare Gegenwart des<lb/>ſelbſtbewuſsten Weſens iſt es als allgemeines Selbſtbe-<lb/>
wuſstſeyn; dieſer Begriff des aufgehobnen einzelnen<lb/>
Selbſts, das abſolutes Weſen iſt, drückt daher unmit-<lb/>
telbar die Conſtituirung einer Gemeinde aus, die bis-<lb/>
her im Vorſtellen verweilend itzt in ſich als in das<lb/>
Selbſt zurückkehrt; und der Geiſt geht ſomit aus dem<lb/>
zweiten Elemente ſeiner Beſtimmung, dem Vorſtel-<lb/>
len, in das <hirendition="#i">dritte</hi>, das Selbſtbewuſstseyn als ſolches<lb/>
über. — Betrachten wir noch die Art, wie jenes Vor-<lb/>ſtellen ſich in ſeinem Fortgange benimmt, ſo ſehen<lb/>
wir zuerſt diſs ausgedrückt, daſs das göttliche Weſen<lb/>
die menſchliche Natur annimmt. Darin iſt es ſchon<lb/><hirendition="#i">ausgeſprochen</hi>, daſs <hirendition="#i">an ſich</hi> beyde nicht getrennt ſind;<lb/>— wie darin, daſs das göttliche Weſen ſich ſelbſt <hirendition="#i">von<lb/>
Anfang</hi> entäuſſert, ſein Daſeyn in ſich geht und böſe<lb/>
wird, es nicht ausgeſprochen, aber darin <hirendition="#i">enthalten</hi> iſt,<lb/>
daſs <hirendition="#i">anſich</hi> diſs böſe Daſeyn nicht ein ihm Fremdes iſt;<lb/>
das abſolute Weſen hätte nur dieſen leeren Nahmen,<lb/>
wenn es in Wahrheit ein ihm <hirendition="#i">Anderes</hi>, wenn es ei-<lb/>
nen <hirendition="#i">Abfall</hi> von ihm gäbe; — das Moment des <hirendition="#i">Inſich-<lb/>ſeyns</hi> macht vielmehr das weſentliche Moment des<lb/><hirendition="#i">Selbsts</hi> des Geistes aus. — Daſs das <hirendition="#i">Inſichſeyn</hi> und da-<lb/>
mit erſt <hirendition="#i">Wirklichkeit</hi> dem Weſen ſelbſt angehöre, diſs<lb/>
was für uns <hirendition="#i">Begriff</hi> ist, und inſofern es Begriff iſt,<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[729/0838]
ſich ſelbſt geworden; das unmittelbare Daſeyn der
Wirklichkeit hat aufgehört ein ihm fremdes oder äuſ-
ſerliches zu ſeyn, indem es aufgehobnes, allgemeines
ist; dieſer Tod ist daher ſein Erſtehen als Geiſt.
Die aufgehobne unmittelbare Gegenwart des
ſelbſtbewuſsten Weſens iſt es als allgemeines Selbſtbe-
wuſstſeyn; dieſer Begriff des aufgehobnen einzelnen
Selbſts, das abſolutes Weſen iſt, drückt daher unmit-
telbar die Conſtituirung einer Gemeinde aus, die bis-
her im Vorſtellen verweilend itzt in ſich als in das
Selbſt zurückkehrt; und der Geiſt geht ſomit aus dem
zweiten Elemente ſeiner Beſtimmung, dem Vorſtel-
len, in das dritte, das Selbſtbewuſstseyn als ſolches
über. — Betrachten wir noch die Art, wie jenes Vor-
ſtellen ſich in ſeinem Fortgange benimmt, ſo ſehen
wir zuerſt diſs ausgedrückt, daſs das göttliche Weſen
die menſchliche Natur annimmt. Darin iſt es ſchon
ausgeſprochen, daſs an ſich beyde nicht getrennt ſind;
— wie darin, daſs das göttliche Weſen ſich ſelbſt von
Anfang entäuſſert, ſein Daſeyn in ſich geht und böſe
wird, es nicht ausgeſprochen, aber darin enthalten iſt,
daſs anſich diſs böſe Daſeyn nicht ein ihm Fremdes iſt;
das abſolute Weſen hätte nur dieſen leeren Nahmen,
wenn es in Wahrheit ein ihm Anderes, wenn es ei-
nen Abfall von ihm gäbe; — das Moment des Inſich-
ſeyns macht vielmehr das weſentliche Moment des
Selbsts des Geistes aus. — Daſs das Inſichſeyn und da-
mit erſt Wirklichkeit dem Weſen ſelbſt angehöre, diſs
was für uns Begriff ist, und inſofern es Begriff iſt,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 729. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/838>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.