insichseyende Fürsichseyn, und das Gute das selbstlose Einfache. Indem so beyde nach ihrem Begriffe ausge- sprochen werden, erhellt zugleich ihre Einheit; denn das insichseyende Fürsichseyn ist das einfache Wissen; und das selbstlose Einfache ist ebenso das reine in sich seyende Fürsichseyn. -- Sosehr daher gesagt wer- den muss, dass nach diesem ihrem Begriffe das Gu- te und Böse, d. h. insofern sie nicht das Gute und das Böse sind, dasselbe seyen, ebensosehr muss also gesagt werden, dass sie nicht dasselbe, sondern schlecht- hin verschieden sind, denn das einfache Fürsichseyn, oder auch das reine Wissen sind gleicherweise die reine Negativität, oder der absolute Unterschied an ihnen selbst. -- Erst diese beyden Sätze vollenden das Ganze, und dem Behaupten und Versichern des ersten muss mit unüberwindlicher Hartnäckigkeit das Festhalten an dem andern gegenübertreten; indem beyde gleich Recht haben, haben beyde gleich Un- recht, und ihr Unrecht besteht darin, solche abstrac- te Formen, wie dasselbe, und nicht dasselbe, die Iden- tität und die Nichtidentität für etwas wahres, festes, wirkliches zu nehmen, und auf ihnen zu beruhen. Nicht das eine oder das andre hat Wahrheit, son- dern eben ihre Bewegung, dass das einfache Dasselbe die Abstraction und damit der absolute Unterschied, dieser aber als Unterschied an sich von sich selbst unterschieden also die Sichselbstgleichheit ist. Eben- diss ist der Fall mit der Dieselbigkeit des göttlichen Wesens und der Natur überhaupt und der meusch-
inſichſeyende Fürſichſeyn, und das Gute das ſelbſtloſe Einfache. Indem ſo beyde nach ihrem Begriffe ausge- ſprochen werden, erhellt zugleich ihre Einheit; denn das inſichſeyende Fürſichſeyn iſt das einfache Wiſſen; und das ſelbſtloſe Einfache iſt ebenſo das reine in ſich ſeyende Fürſichſeyn. — Soſehr daher geſagt wer- den muſs, daſs nach dieſem ihrem Begriffe das Gu- te und Böſe, d. h. inſofern ſie nicht das Gute und das Böſe ſind, daſſelbe ſeyen, ebenſoſehr muſs also geſagt werden, daſs ſie nicht daſſelbe, ſondern ſchlecht- hin verſchieden ſind, denn das einfache Fürſichſeyn, oder auch das reine Wiſſen ſind gleicherweiſe die reine Negativität, oder der abſolute Unterſchied an ihnen ſelbſt. — Erſt dieſe beyden Sätze vollenden das Ganze, und dem Behaupten und Verſichern des erſten muſs mit unüberwindlicher Hartnäckigkeit das Feſthalten an dem andern gegenübertreten; indem beyde gleich Recht haben, haben beyde gleich Un- recht, und ihr Unrecht beſteht darin, ſolche abſtrac- te Formen, wie daſſelbe, und nicht daſſelbe, die Iden- tität und die Nichtidentität für etwas wahres, feſtes, wirkliches zu nehmen, und auf ihnen zu beruhen. Nicht das eine oder das andre hat Wahrheit, ſon- dern eben ihre Bewegung, daſs das einfache Daſſelbe die Abſtraction und damit der abſolute Unterſchied, dieſer aber als Unterſchied an ſich von ſich ſelbſt unterſchieden alſo die Sichſelbſtgleichheit iſt. Eben- diſs iſt der Fall mit der Dieſelbigkeit des göttlichen Weſens und der Natur überhaupt und der meuſch-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0840"n="731"/>
inſichſeyende Fürſichſeyn, und das Gute das ſelbſtloſe<lb/>
Einfache. Indem ſo beyde nach ihrem Begriffe ausge-<lb/>ſprochen werden, erhellt zugleich ihre Einheit; denn<lb/>
das inſichſeyende Fürſichſeyn iſt das einfache Wiſſen;<lb/>
und das ſelbſtloſe Einfache iſt ebenſo das reine in<lb/>ſich ſeyende Fürſichſeyn. — Soſehr daher geſagt wer-<lb/>
den muſs, daſs nach dieſem ihrem Begriffe das Gu-<lb/>
te und Böſe, d. h. inſofern ſie nicht das Gute und<lb/>
das Böſe ſind, <hirendition="#i">daſſelbe</hi>ſeyen, ebenſoſehr muſs also<lb/>
geſagt werden, daſs ſie <hirendition="#i">nicht</hi> daſſelbe, ſondern ſchlecht-<lb/>
hin <hirendition="#i">verſchieden</hi>ſind, denn das einfache Fürſichſeyn,<lb/>
oder auch das reine Wiſſen ſind gleicherweiſe die<lb/>
reine Negativität, oder der abſolute Unterſchied an<lb/>
ihnen ſelbſt. — Erſt dieſe beyden Sätze vollenden<lb/>
das Ganze, und dem Behaupten und Verſichern des<lb/>
erſten muſs mit unüberwindlicher Hartnäckigkeit das<lb/>
Feſthalten an dem andern gegenübertreten; indem<lb/>
beyde gleich Recht haben, haben beyde gleich Un-<lb/>
recht, und ihr Unrecht beſteht darin, ſolche abſtrac-<lb/>
te Formen, wie <hirendition="#i">daſſelbe</hi>, und <hirendition="#i">nicht daſſelbe</hi>, die <hirendition="#i">Iden-<lb/>
tität</hi> und die <hirendition="#i">Nichtidentität</hi> für etwas wahres, feſtes,<lb/>
wirkliches zu nehmen, und auf ihnen zu beruhen.<lb/>
Nicht das eine oder das andre hat Wahrheit, ſon-<lb/>
dern eben ihre Bewegung, daſs das einfache Daſſelbe<lb/>
die Abſtraction und damit der abſolute Unterſchied,<lb/>
dieſer aber als Unterſchied an ſich von ſich ſelbſt<lb/>
unterſchieden alſo die Sichſelbſtgleichheit iſt. Eben-<lb/>
diſs iſt der Fall mit der <hirendition="#i">Dieſelbigkeit</hi> des göttlichen<lb/>
Weſens und der Natur überhaupt und der meuſch-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[731/0840]
inſichſeyende Fürſichſeyn, und das Gute das ſelbſtloſe
Einfache. Indem ſo beyde nach ihrem Begriffe ausge-
ſprochen werden, erhellt zugleich ihre Einheit; denn
das inſichſeyende Fürſichſeyn iſt das einfache Wiſſen;
und das ſelbſtloſe Einfache iſt ebenſo das reine in
ſich ſeyende Fürſichſeyn. — Soſehr daher geſagt wer-
den muſs, daſs nach dieſem ihrem Begriffe das Gu-
te und Böſe, d. h. inſofern ſie nicht das Gute und
das Böſe ſind, daſſelbe ſeyen, ebenſoſehr muſs also
geſagt werden, daſs ſie nicht daſſelbe, ſondern ſchlecht-
hin verſchieden ſind, denn das einfache Fürſichſeyn,
oder auch das reine Wiſſen ſind gleicherweiſe die
reine Negativität, oder der abſolute Unterſchied an
ihnen ſelbſt. — Erſt dieſe beyden Sätze vollenden
das Ganze, und dem Behaupten und Verſichern des
erſten muſs mit unüberwindlicher Hartnäckigkeit das
Feſthalten an dem andern gegenübertreten; indem
beyde gleich Recht haben, haben beyde gleich Un-
recht, und ihr Unrecht beſteht darin, ſolche abſtrac-
te Formen, wie daſſelbe, und nicht daſſelbe, die Iden-
tität und die Nichtidentität für etwas wahres, feſtes,
wirkliches zu nehmen, und auf ihnen zu beruhen.
Nicht das eine oder das andre hat Wahrheit, ſon-
dern eben ihre Bewegung, daſs das einfache Daſſelbe
die Abſtraction und damit der abſolute Unterſchied,
dieſer aber als Unterſchied an ſich von ſich ſelbſt
unterſchieden alſo die Sichſelbſtgleichheit iſt. Eben-
diſs iſt der Fall mit der Dieſelbigkeit des göttlichen
Weſens und der Natur überhaupt und der meuſch-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. 731. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/840>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.