reine Begriff, hiemit hat sie einen Inhalt, der durch und durch Subject an ihm selbst ist. Es kommt also kein solcher Inhalt vor, der als zum Grunde liegendes Subject sich verhielte, und dem seine Bedeutung als ein Prädicat zu- käme; der Satz ist unmittelbarbar eine nur leere Form. -- Ausser dem sinnlich angeschauten oder vorgestellten Selbst ist es vornemlich der Nah- me als Nahme, der das reine Subject, das leere begrifflose Eins bezeichnet. Aus diesem Grunde kann es zum Beyspiel dienlich seyn, den Nah- men: Gott, zu vermeiden, weil diss Wort nicht unmittelbar zugleich Begriff, sondern der ei- gentliche Nahme, die feste Ruhe des zum Grun- de liegenden Subjects ist. Da hingegen z. B. das Seyn, oder das Eine, die Einzelnheit, das Subject, selbst auch, u. s. f. unmittelbar Begriffe andeuten. -- Wenn auch von jenem Subjecte speculative Wahrheiten gesagt werden, so ent- behrt doch ihr Inhalt des immanenten Begriffs, weil er nur als ruhendes Subject vorhanden ist, und sie bekommen durch diesen Umstand leicht die Form der blossen Erbaulichkeit. -- Von dieser Seite wird also auch das Hinderniss, das in der Gewohnheit liegt, das speculative Prä- dicat nach der Form des Satzes, nicht als Be- griff und Wesen zu fassen durch die Schuld des
reine Begriff, hiemit hat ſie einen Inhalt, der durch und durch Subject an ihm ſelbſt iſt. Es kommt alſo kein ſolcher Inhalt vor, der als zum Grunde liegendes Subject ſich verhielte, und dem ſeine Bedeutung als ein Prädicat zu- käme; der Satz iſt unmittelbarbar eine nur leere Form. — Auſſer dem ſinnlich angeſchauten oder vorgeſtellten Selbſt iſt es vornemlich der Nah- me als Nahme, der das reine Subject, das leere begriffloſe Eins bezeichnet. Aus dieſem Grunde kann es zum Beyſpiel dienlich ſeyn, den Nah- men: Gott, zu vermeiden, weil diſs Wort nicht unmittelbar zugleich Begriff, ſondern der ei- gentliche Nahme, die feſte Ruhe des zum Grun- de liegenden Subjects iſt. Da hingegen z. B. das Seyn, oder das Eine, die Einzelnheit, das Subject, ſelbſt auch, u. ſ. f. unmittelbar Begriffe andeuten. — Wenn auch von jenem Subjecte ſpeculative Wahrheiten geſagt werden, ſo ent- behrt doch ihr Inhalt des immanenten Begriffs, weil er nur als ruhendes Subject vorhanden iſt, und ſie bekommen durch dieſen Umſtand leicht die Form der bloſſen Erbaulichkeit. — Von dieſer Seite wird alſo auch das Hinderniſs, das in der Gewohnheit liegt, das ſpeculative Prä- dicat nach der Form des Satzes, nicht als Be- griff und Weſen zu faſſen durch die Schuld des
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[LXXXII/0097]
reine Begriff, hiemit hat ſie einen Inhalt, der
durch und durch Subject an ihm ſelbſt iſt. Es
kommt alſo kein ſolcher Inhalt vor, der als
zum Grunde liegendes Subject ſich verhielte,
und dem ſeine Bedeutung als ein Prädicat zu-
käme; der Satz iſt unmittelbarbar eine nur leere
Form. — Auſſer dem ſinnlich angeſchauten oder
vorgeſtellten Selbſt iſt es vornemlich der Nah-
me als Nahme, der das reine Subject, das leere
begriffloſe Eins bezeichnet. Aus dieſem Grunde
kann es zum Beyſpiel dienlich ſeyn, den Nah-
men: Gott, zu vermeiden, weil diſs Wort nicht
unmittelbar zugleich Begriff, ſondern der ei-
gentliche Nahme, die feſte Ruhe des zum Grun-
de liegenden Subjects iſt. Da hingegen z. B.
das Seyn, oder das Eine, die Einzelnheit, das
Subject, ſelbſt auch, u. ſ. f. unmittelbar Begriffe
andeuten. — Wenn auch von jenem Subjecte
ſpeculative Wahrheiten geſagt werden, ſo ent-
behrt doch ihr Inhalt des immanenten Begriffs,
weil er nur als ruhendes Subject vorhanden iſt,
und ſie bekommen durch dieſen Umſtand leicht
die Form der bloſſen Erbaulichkeit. — Von
dieſer Seite wird alſo auch das Hinderniſs, das
in der Gewohnheit liegt, das ſpeculative Prä-
dicat nach der Form des Satzes, nicht als Be-
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Hegel, Georg Wilhelm Friedrich: System der Wissenschaft. Erster Theil: Die Phänomenologie des Geistes. Bamberg u. a., 1807, S. LXXXII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hegel_phaenomenologie_1807/97>, abgerufen am 21.11.2024.
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