Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.

Bild:
<< vorherige Seite

Discours von den Rom.
Thier überhand nehmen/ und die
Menschen übermeistern. Dises wäre
von den Romanen nicht zubesorgen/
wenn sie niemand lesen wurde. Es
könte kein Ohnheil drauß entstehen.
Das Jagen diene zur Gesundheit deß
Leibes/ occupiere die edle Geister
nicht/ man könne dabey seinen wichti-
gen Gedancken sehr komlich obligen;
Ep. Tom.
I. Ep.
241.
wie Doctor Luther ein fein Exempel
erzehlt/ daß er auff einer Jagd mitge-
west/ und bey Anlaß der eroberten
Häßgen/ und Pernisen allegorisiert/
wie der Teuffel als ein abgefäumter
Jäger durch seine Spür-Hünd/ die
Sectierer/ also die Einfeltigen auffzu-
treiben und abzufangen pflege etc. aber
wie gesagt/ steht hierin die übermaß
nicht zuentschuldigen. Es rühmts
niemand daß mancher Nimbrod den
Armen nimt das Brod und gibet
es den Hunden: Es heists niemand
gut/ daß mancher Herr sich auff Jagd
täglich heiser schreyen soll/ der kaum
reden kan/ wenn einem armen Under-
thanen Bescheid zugeben ist.

LVIII. Was die Music belangt/
hat sie (so meldete man förders) ohn-
fehlbare Nußbarkeiten Gemüth und

Ge-

Diſcours von den Rom.
Thier uͤberhand nehmen/ und die
Menſchen uͤbermeiſtern. Diſes waͤre
von den Romanen nicht zubeſorgen/
wenn ſie niemand leſen wurde. Es
koͤnte kein Ohnheil drauß entſtehen.
Das Jagen diene zur Geſundheit deß
Leibes/ occupiere die edle Geiſter
nicht/ man koͤnne dabey ſeinen wichti-
gen Gedancken ſehr komlich obligen;
Ep. Tom.
I. Ep.
241.
wie Doctor Luther ein fein Exempel
erzehlt/ daß er auff einer Jagd mitge-
weſt/ und bey Anlaß der eroberten
Haͤßgen/ und Perniſen allegoriſiert/
wie der Teuffel als ein abgefaͤumter
Jaͤger durch ſeine Spuͤr-Huͤnd/ die
Sectierer/ alſo die Einfeltigen auffzu-
treiben und abzufangen pflege ꝛc. aber
wie geſagt/ ſteht hierin die uͤbermaß
nicht zuentſchuldigen. Es ruͤhmts
niemand daß mancher Nimbrod den
Armen nimt das Brod und gibet
es den Hunden: Es heiſts niemand
gut/ daß mancher Herꝛ ſich auff Jagd
taͤglich heiſer ſchreyen ſoll/ der kaum
reden kan/ wenn einem armen Under-
thanen Beſcheid zugeben iſt.

LVIII. Was die Muſic belangt/
hat ſie (ſo meldete man foͤrders) ohn-
fehlbare Nußbarkeiten Gemuͤth und

Ge-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0116" n="68"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">Di&#x017F;cours</hi><hi rendition="#b">von den</hi><hi rendition="#aq">Rom.</hi></fw><lb/>
Thier u&#x0364;berhand nehmen/ und die<lb/>
Men&#x017F;chen u&#x0364;bermei&#x017F;tern. Di&#x017F;es wa&#x0364;re<lb/>
von den <hi rendition="#aq">Roman</hi>en nicht zube&#x017F;orgen/<lb/>
wenn &#x017F;ie niemand le&#x017F;en wurde. Es<lb/>
ko&#x0364;nte kein Ohnheil drauß ent&#x017F;tehen.<lb/>
Das Jagen diene zur Ge&#x017F;undheit deß<lb/>
Leibes/ <hi rendition="#aq">occupi</hi>ere die edle Gei&#x017F;ter<lb/>
nicht/ man ko&#x0364;nne dabey &#x017F;einen wichti-<lb/>
gen Gedancken &#x017F;ehr komlich obligen;<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Ep. Tom.<lb/>
I. Ep.</hi> 241.</note>wie <hi rendition="#aq">Doctor Luther</hi> ein fein Exempel<lb/>
erzehlt/ daß er auff einer Jagd mitge-<lb/>
we&#x017F;t/ und bey Anlaß der eroberten<lb/>
Ha&#x0364;ßgen/ und <hi rendition="#aq">Perni&#x017F;</hi>en <hi rendition="#aq">allegori&#x017F;i</hi>ert/<lb/>
wie der Teuffel als ein abgefa&#x0364;umter<lb/>
Ja&#x0364;ger durch &#x017F;eine Spu&#x0364;r-Hu&#x0364;nd/ die<lb/><hi rendition="#aq">Secti</hi>erer/ al&#x017F;o die Einfeltigen auffzu-<lb/>
treiben und abzufangen pflege &#xA75B;c. aber<lb/>
wie ge&#x017F;agt/ &#x017F;teht hierin die u&#x0364;bermaß<lb/>
nicht zuent&#x017F;chuldigen. Es ru&#x0364;hmts<lb/>
niemand daß mancher <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Nimbrod</hi></hi> den<lb/>
Armen nimt <hi rendition="#fr">das Brod</hi> und gibet<lb/>
es den Hunden: Es hei&#x017F;ts niemand<lb/>
gut/ daß mancher Her&#xA75B; &#x017F;ich auff Jagd<lb/>
ta&#x0364;glich hei&#x017F;er &#x017F;chreyen &#x017F;oll/ der kaum<lb/>
reden kan/ wenn einem armen Under-<lb/>
thanen Be&#x017F;cheid zugeben i&#x017F;t.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">LVIII</hi>.</hi> Was die <hi rendition="#aq">Mu&#x017F;ic</hi> belangt/<lb/>
hat &#x017F;ie (&#x017F;o meldete man fo&#x0364;rders) ohn-<lb/>
fehlbare Nußbarkeiten Gemu&#x0364;th und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ge-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[68/0116] Diſcours von den Rom. Thier uͤberhand nehmen/ und die Menſchen uͤbermeiſtern. Diſes waͤre von den Romanen nicht zubeſorgen/ wenn ſie niemand leſen wurde. Es koͤnte kein Ohnheil drauß entſtehen. Das Jagen diene zur Geſundheit deß Leibes/ occupiere die edle Geiſter nicht/ man koͤnne dabey ſeinen wichti- gen Gedancken ſehr komlich obligen; wie Doctor Luther ein fein Exempel erzehlt/ daß er auff einer Jagd mitge- weſt/ und bey Anlaß der eroberten Haͤßgen/ und Perniſen allegoriſiert/ wie der Teuffel als ein abgefaͤumter Jaͤger durch ſeine Spuͤr-Huͤnd/ die Sectierer/ alſo die Einfeltigen auffzu- treiben und abzufangen pflege ꝛc. aber wie geſagt/ ſteht hierin die uͤbermaß nicht zuentſchuldigen. Es ruͤhmts niemand daß mancher Nimbrod den Armen nimt das Brod und gibet es den Hunden: Es heiſts niemand gut/ daß mancher Herꝛ ſich auff Jagd taͤglich heiſer ſchreyen ſoll/ der kaum reden kan/ wenn einem armen Under- thanen Beſcheid zugeben iſt. Ep. Tom. I. Ep. 241. LVIII. Was die Muſic belangt/ hat ſie (ſo meldete man foͤrders) ohn- fehlbare Nußbarkeiten Gemuͤth und Ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/116
Zitationshilfe: Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/116>, abgerufen am 15.05.2024.