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Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.

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Discours von den Rom.
che eitele Beschönung ist/ und wil ich
schwehren dörffen/ daß weder der Ver-
fasser daran gedacht/ nach under allen
Leseren ein einiger veranlast worden/
an Kunst und Tugend nur zugeden-
ken. Wann Diana, Stella, Ismenia,
&c.
jede eine Tugend ist/ kan sie nur ein
heurathen! Sein ihre andere eifrige
Nachwerber ohn? Oder welche Tu-
gend liebet einen/ der ihr nicht werden
kan? Welcher ohngeheure Cyclops
und Menschenfresser stellt der Tugend
nach und singt ihr zu Ehren ein Lied-
lein? v. s. f. Alberen Kinderen sol man
solche Sachen vorgeben. Dergleichen
Beschönungen dunken mich ein unwi-
dersprechliches Zeichen/ daß sich die
Authores und Verfechter der Ro-
man
en/ dero selbst beschämen.

Vid. Cael.
Rhod. IV.
3.
Plin. L.
XXXVII.
9.

LXXI. Auch wäre man darinn
einig/ daß das Lesen der Poeten von
jedem nicht ohne vilfeltige Caution
müste vorgenommen werden/ wie dann
Plinius eine gute Regul reichet:
Manpflegt/ sagt er/ bey dem Weinge-
lack den Amethyst zugebrauchen/ um
dadurch zuverhütten/ daß der Kopf
nicht doll werde; Also muß man bey
dem lesen der Poeten/ mit dienlicher

Ge-

Diſcours von den Rom.
che eitele Beſchoͤnung iſt/ und wil ich
ſchwehren doͤrffen/ daß weder der Ver-
faſſer daran gedacht/ nach under allen
Leſeren ein einiger veranlaſt worden/
an Kunſt und Tugend nur zugeden-
ken. Wann Diana, Stella, Iſmenia,
&c.
jede eine Tugend iſt/ kan ſie nur ein
heurathen! Sein ihre andere eifrige
Nachwerber ohn? Oder welche Tu-
gend liebet einen/ der ihr nicht werden
kan? Welcher ohngeheure Cyclops
und Menſchenfreſſer ſtellt der Tugend
nach und ſingt ihr zu Ehren ein Lied-
lein? v. ſ. f. Alberen Kinderen ſol man
ſolche Sachen vorgeben. Dergleichen
Beſchoͤnungen dunken mich ein unwi-
derſprechliches Zeichen/ daß ſich die
Authores und Verfechter der Ro-
man
en/ dero ſelbſt beſchaͤmen.

Vid. Cæl.
Rhod. IV.
3.
Plin. L.
XXXVII.
9.

LXXI. Auch waͤre man darinn
einig/ daß das Leſen der Poeten von
jedem nicht ohne vilfeltige Caution
muͤſte vorgenommen werden/ wie dañ
Plinius eine gute Regul reichet:
Manpflegt/ ſagt er/ bey dem Weinge-
lack den Amethyſt zugebrauchen/ um
dadurch zuverhuͤtten/ daß der Kopf
nicht doll werde; Alſo muß man bey
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[84/0132] Diſcours von den Rom. che eitele Beſchoͤnung iſt/ und wil ich ſchwehren doͤrffen/ daß weder der Ver- faſſer daran gedacht/ nach under allen Leſeren ein einiger veranlaſt worden/ an Kunſt und Tugend nur zugeden- ken. Wann Diana, Stella, Iſmenia, &c. jede eine Tugend iſt/ kan ſie nur ein heurathen! Sein ihre andere eifrige Nachwerber ohn? Oder welche Tu- gend liebet einen/ der ihr nicht werden kan? Welcher ohngeheure Cyclops und Menſchenfreſſer ſtellt der Tugend nach und ſingt ihr zu Ehren ein Lied- lein? v. ſ. f. Alberen Kinderen ſol man ſolche Sachen vorgeben. Dergleichen Beſchoͤnungen dunken mich ein unwi- derſprechliches Zeichen/ daß ſich die Authores und Verfechter der Ro- manen/ dero ſelbſt beſchaͤmen. LXXI. Auch waͤre man darinn einig/ daß das Leſen der Poeten von jedem nicht ohne vilfeltige Caution muͤſte vorgenommen werden/ wie dañ Plinius eine gute Regul reichet: Manpflegt/ ſagt er/ bey dem Weinge- lack den Amethyſt zugebrauchen/ um dadurch zuverhuͤtten/ daß der Kopf nicht doll werde; Alſo muß man bey dem leſen der Poeten/ mit dienlicher Ge-

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Zitationshilfe: Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/132>, abgerufen am 15.05.2024.