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Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.

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oder Liebesgschichten. etc.
nem Vorbuchstabe) geworden. Man
gewehnt sich etwa darauß einen ge-
schwollnen kindischen stylum an/ item
zwey oder drey Gleichnuß-Reden/ ein
buhlerisches Brief-Concept, närri-
sche/ ungereimte hyperbolen, auß-
ländische Wort/ ein dotzt erdichteter
Nammen welche halb zauberisch lau-
ten/ lehrnet einen jeden ohne Under-
scheid mit fürstlichen Complemen-
t
en tractieren/ sich verkleiden/ und an-
der dergleichen Eitelkeiten treiben:
dises ist die ganze Ernd der Verstands-
Erbauung/ so man von dem Roman-
lesen einnihmet.

LXXIV. Wenn nun hier wider
eingebracht worden/ daß sich die Ro-
man-
Schreiber jeziger Zeit befleis-
sen ihre Erzehlungen mit hochgelehr-
ten/ Theologischen/ Moralischen/
und Philosophischen Discoursen
reichlich zuuntersetzen/ eine über die
massen nette Schreibard zuführen und
sonsten allerhand Curiositaeten vor-
zutragen; wie Herr Lohenstein in
seinem vor etwa 5. Jahren außgelie-Sie der No-
tenschrei-
ber ad Ar-
min. cap.

2. 3.

ferten grossen Werck von allem ein
trefflich Muster wäre/ sonderlich
durchauß einen so gleichen und zierli-

chen
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oder Liebesgſchichten. ꝛc.
nem Vorbuchſtabe) geworden. Man
gewehnt ſich etwa darauß einen ge-
ſchwollnen kindiſchen ſtylum an/ item
zwey oder drey Gleichnuß-Reden/ ein
buhleriſches Brief-Concept, naͤrꝛi-
ſche/ ungereimte hyperbolen, auß-
laͤndiſche Wort/ ein dotzt erdichteter
Nammen welche halb zauberiſch lau-
ten/ lehrnet einen jeden ohne Under-
ſcheid mit fuͤrſtlichen Complemen-
t
en tractieren/ ſich verkleiden/ und an-
der dergleichen Eitelkeiten treiben:
diſes iſt die ganze Ernd der Verſtands-
Erbauung/ ſo man von dem Roman-
leſen einnihmet.

LXXIV. Wenn nun hier wider
eingebracht worden/ daß ſich die Ro-
man-
Schreiber jeziger Zeit befleiſ-
ſen ihre Erzehlungen mit hochgelehr-
ten/ Theologiſchen/ Moraliſchen/
und Philoſophiſchen Diſcourſen
reichlich zuunterſetzen/ eine uͤber die
maſſen nette Schreibard zufuͤhren und
ſonſten allerhand Curioſitæten vor-
zutragen; wie Herꝛ Lohenſtein in
ſeinem vor etwa 5. Jahren außgelie-Sie der No-
tenſchrei-
ber ad Ar-
min. cap.

2. 3.

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durchauß einen ſo gleichen und zierli-

chen
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[87/0135] oder Liebesgſchichten. ꝛc. nem Vorbuchſtabe) geworden. Man gewehnt ſich etwa darauß einen ge- ſchwollnen kindiſchen ſtylum an/ item zwey oder drey Gleichnuß-Reden/ ein buhleriſches Brief-Concept, naͤrꝛi- ſche/ ungereimte hyperbolen, auß- laͤndiſche Wort/ ein dotzt erdichteter Nammen welche halb zauberiſch lau- ten/ lehrnet einen jeden ohne Under- ſcheid mit fuͤrſtlichen Complemen- ten tractieren/ ſich verkleiden/ und an- der dergleichen Eitelkeiten treiben: diſes iſt die ganze Ernd der Verſtands- Erbauung/ ſo man von dem Roman- leſen einnihmet. LXXIV. Wenn nun hier wider eingebracht worden/ daß ſich die Ro- man-Schreiber jeziger Zeit befleiſ- ſen ihre Erzehlungen mit hochgelehr- ten/ Theologiſchen/ Moraliſchen/ und Philoſophiſchen Diſcourſen reichlich zuunterſetzen/ eine uͤber die maſſen nette Schreibard zufuͤhren und ſonſten allerhand Curioſitæten vor- zutragen; wie Herꝛ Lohenſtein in ſeinem vor etwa 5. Jahren außgelie- ferten groſſen Werck von allem ein trefflich Muſter waͤre/ ſonderlich durchauß einen ſo gleichen und zierli- chen Sie der No- tenſchrei- ber ad Ar- min. cap. 2. 3. F iiij

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Zitationshilfe: Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heidegger_mythoscopia_1698/135>, abgerufen am 15.05.2024.