Heidegger, Gotthard: Mythoscopia Romantica oder Discours Von den so benanten Romans. Zürich, 1698.Rom. oder Liebesgschichten/ &c. wird sich endlich ein vernünfftiges Ur-theil durch die jennige finden können und sollen/ welche zuweil einen Blik da- rein gethan/ und wenigst nicht unwis- send seyn/ nach was vor einer Ellen sie alle außgemacht seyn. Wer erfahren wil/ was das Meer-Wasser vor ei- nen Geschmack hege/ muß nicht eben das ganze außdrinken/ sonder kan es auß etlich wenig Tropfen inne werden. So ist es mit den Romanten. Dise sind würcklich ein ohnendlich Meer worden/ und könte man von ihnen sa- gen/ was das Sprichwort von den Penglen meldet/ wer sie auflesen wol- le/ finde bald einen Arm voll: Wann ein Quartal verstreicht/ da nicht ei- ner oder mehr Romans auß/ und in die Catalogos kommet/ ist es so selt- sam/ als eine grosse Gesellschaft/ da einer nicht Hanß hiesse. Manchem ermanglet nicht an einem Wand-ge- stell voller Romans, aber wol an Bi- bel und Bettbuch. Mann- und Frau- wen- Volk sitzt darüber/ als über Eyern/ Tag und Racht hinein. Eini- ge thun gar nichts anders: Man stost sie der Jugend gar frühzeitig in die Hände. Die Kunst-Quelle aller Witz/ Ar-
Rom. oder Liebesgſchichten/ &c. wird ſich endlich ein vernuͤnfftiges Ur-theil durch die jeñige finden koͤnnen und ſollen/ welche zuweil einen Blik da- rein gethan/ und wenigſt nicht unwiſ- ſend ſeyn/ nach was vor einer Ellen ſie alle außgemacht ſeyn. Wer erfahren wil/ was das Meer-Waſſer vor ei- nen Geſchmack hege/ muß nicht eben das ganze außdrinken/ ſonder kan es auß etlich wenig Tropfen inne werden. So iſt es mit den Romanten. Diſe ſind wuͤrcklich ein ohnendlich Meer worden/ und koͤnte man von ihnen ſa- gen/ was das Sprichwort von den Penglen meldet/ wer ſie aufleſen wol- le/ finde bald einen Arm voll: Wann ein Quartal verſtreicht/ da nicht ei- ner oder mehr Romans auß/ und in die Catalogos kommet/ iſt es ſo ſelt- ſam/ als eine groſſe Geſellſchaft/ da einer nicht Hanß hieſſe. Manchem ermanglet nicht an einem Wand-ge- ſtell voller Romans, aber wol an Bi- bel und Bettbuch. Mann- und Frau- wen- Volk ſitzt daruͤber/ als uͤber Eyern/ Tag und Racht hinein. Eini- ge thun gar nichts anders: Man ſtoſt ſie der Jugend gar fruͤhzeitig in die Haͤnde. Die Kunſt-Quelle aller Witz/ Ar-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0061" n="13"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">Rom.</hi><hi rendition="#b">oder Liebesgſchichten/</hi><hi rendition="#aq">&c.</hi></fw><lb/> wird ſich endlich ein vernuͤnfftiges Ur-<lb/> theil durch die jeñige finden koͤnnen und<lb/> ſollen/ welche zuweil einen Blik da-<lb/> rein gethan/ und wenigſt nicht unwiſ-<lb/> ſend ſeyn/ nach was vor einer Ellen ſie<lb/> alle außgemacht ſeyn. Wer erfahren<lb/> wil/ was das Meer-Waſſer vor ei-<lb/> nen Geſchmack hege/ muß nicht eben<lb/> das ganze außdrinken/ ſonder kan es<lb/> auß etlich wenig Tropfen inne werden.<lb/> So iſt es mit den <hi rendition="#aq">Roman</hi>ten. Diſe<lb/> ſind wuͤrcklich ein ohnendlich Meer<lb/> worden/ und koͤnte man von ihnen ſa-<lb/> gen/ was das Sprichwort von den<lb/> Penglen meldet/ wer ſie aufleſen wol-<lb/> le/ finde bald einen Arm voll: Wann<lb/> ein Quartal verſtreicht/ da nicht ei-<lb/> ner oder mehr <hi rendition="#aq">Romans</hi> auß/ und in<lb/> die <hi rendition="#aq">Catalogos</hi> kommet/ iſt es ſo ſelt-<lb/> ſam/ als eine groſſe Geſellſchaft/ da<lb/> einer nicht <hi rendition="#fr">Hanß</hi> hieſſe. Manchem<lb/> ermanglet nicht an einem Wand-ge-<lb/> ſtell voller <hi rendition="#aq">Romans,</hi> aber wol an Bi-<lb/> bel und Bettbuch. Mann- und Frau-<lb/> wen- Volk ſitzt daruͤber/ als uͤber<lb/> Eyern/ Tag und Racht hinein. Eini-<lb/> ge thun gar nichts anders: Man ſtoſt<lb/> ſie der Jugend gar fruͤhzeitig in die<lb/> Haͤnde. Die Kunſt-Quelle aller Witz/<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Ar-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [13/0061]
Rom. oder Liebesgſchichten/ &c.
wird ſich endlich ein vernuͤnfftiges Ur-
theil durch die jeñige finden koͤnnen und
ſollen/ welche zuweil einen Blik da-
rein gethan/ und wenigſt nicht unwiſ-
ſend ſeyn/ nach was vor einer Ellen ſie
alle außgemacht ſeyn. Wer erfahren
wil/ was das Meer-Waſſer vor ei-
nen Geſchmack hege/ muß nicht eben
das ganze außdrinken/ ſonder kan es
auß etlich wenig Tropfen inne werden.
So iſt es mit den Romanten. Diſe
ſind wuͤrcklich ein ohnendlich Meer
worden/ und koͤnte man von ihnen ſa-
gen/ was das Sprichwort von den
Penglen meldet/ wer ſie aufleſen wol-
le/ finde bald einen Arm voll: Wann
ein Quartal verſtreicht/ da nicht ei-
ner oder mehr Romans auß/ und in
die Catalogos kommet/ iſt es ſo ſelt-
ſam/ als eine groſſe Geſellſchaft/ da
einer nicht Hanß hieſſe. Manchem
ermanglet nicht an einem Wand-ge-
ſtell voller Romans, aber wol an Bi-
bel und Bettbuch. Mann- und Frau-
wen- Volk ſitzt daruͤber/ als uͤber
Eyern/ Tag und Racht hinein. Eini-
ge thun gar nichts anders: Man ſtoſt
ſie der Jugend gar fruͤhzeitig in die
Haͤnde. Die Kunſt-Quelle aller Witz/
Ar-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |