Heine, Heinrich: Ueber den Denunzianten. Eine Vorrede zum dritten Theile des Salons. Hamburg, 1837.ten in Rußland wieder auferstünden; und um nur geschwind wieder nach Hause zu kommen, nach Juchtenheim, stürzten sie sich muthig in die französischen Bajonette; es ist nicht wahr, daß damals bloß der Stock und der Branntewein sie begeistert habe. Die Deutschen aber sind tapfer ohne Nebengedanken, sie schlagen sich um sich zu schlagen, wie sie trinken um zu trinken. Der deutsche Soldat wird weder durch Eitelkeit, noch durch Ruhmsucht, noch durch Unkenntniß der Gefahr, in die Schlacht getrieben, er stellt sich ruhig in Reih' und Glied und thut seine Pflicht; kalt, unerschrocken, zuverlässig. Ich spreche hier von der rohen Masse, nicht von der Elite der Nazion, die auf den Universitäten, jenen hohen Schulen der Ehre, wenn auch selten in der Wissenschaft, doch desto öfter in den Gefühlen der Manneswürde die feinste Ausbildung erlangt hat. Ich habe fast sieben Jahre, studirenshalber, auf deutschen Universitäten zugebracht, und deutsche Schlaglust wurde für mich ein so gewöhnliches ten in Rußland wieder auferstünden; und um nur geschwind wieder nach Hause zu kommen, nach Juchtenheim, stürzten sie sich muthig in die französischen Bajonette; es ist nicht wahr, daß damals bloß der Stock und der Branntewein sie begeistert habe. Die Deutschen aber sind tapfer ohne Nebengedanken, sie schlagen sich um sich zu schlagen, wie sie trinken um zu trinken. Der deutsche Soldat wird weder durch Eitelkeit, noch durch Ruhmsucht, noch durch Unkenntniß der Gefahr, in die Schlacht getrieben, er stellt sich ruhig in Reih’ und Glied und thut seine Pflicht; kalt, unerschrocken, zuverlässig. Ich spreche hier von der rohen Masse, nicht von der Elite der Nazion, die auf den Universitäten, jenen hohen Schulen der Ehre, wenn auch selten in der Wissenschaft, doch desto öfter in den Gefühlen der Manneswürde die feinste Ausbildung erlangt hat. Ich habe fast sieben Jahre, studirenshalber, auf deutschen Universitäten zugebracht, und deutsche Schlaglust wurde für mich ein so gewöhnliches <TEI> <text> <body> <div type="preface" n="1"> <p><pb facs="#f0024" n="23"/> ten in Rußland wieder auferstünden; und um nur geschwind wieder nach Hause zu kommen, nach Juchtenheim, stürzten sie sich muthig in die französischen Bajonette; es ist nicht wahr, daß damals bloß der Stock und der Branntewein sie begeistert habe. Die Deutschen aber sind tapfer ohne Nebengedanken, sie schlagen sich um sich zu schlagen, wie sie trinken um zu trinken. Der deutsche Soldat wird weder durch Eitelkeit, noch durch Ruhmsucht, noch durch Unkenntniß der Gefahr, in die Schlacht getrieben, er stellt sich ruhig in Reih’ und Glied und thut seine Pflicht; kalt, unerschrocken, zuverlässig. Ich spreche hier von der rohen Masse, nicht von der Elite der Nazion, die auf den Universitäten, jenen hohen Schulen der Ehre, wenn auch selten in der Wissenschaft, doch desto öfter in den Gefühlen der Manneswürde die feinste Ausbildung erlangt hat. Ich habe fast sieben Jahre, studirenshalber, auf deutschen Universitäten zugebracht, und deutsche Schlaglust wurde für mich ein so gewöhnliches </p> </div> </body> </text> </TEI> [23/0024]
ten in Rußland wieder auferstünden; und um nur geschwind wieder nach Hause zu kommen, nach Juchtenheim, stürzten sie sich muthig in die französischen Bajonette; es ist nicht wahr, daß damals bloß der Stock und der Branntewein sie begeistert habe. Die Deutschen aber sind tapfer ohne Nebengedanken, sie schlagen sich um sich zu schlagen, wie sie trinken um zu trinken. Der deutsche Soldat wird weder durch Eitelkeit, noch durch Ruhmsucht, noch durch Unkenntniß der Gefahr, in die Schlacht getrieben, er stellt sich ruhig in Reih’ und Glied und thut seine Pflicht; kalt, unerschrocken, zuverlässig. Ich spreche hier von der rohen Masse, nicht von der Elite der Nazion, die auf den Universitäten, jenen hohen Schulen der Ehre, wenn auch selten in der Wissenschaft, doch desto öfter in den Gefühlen der Manneswürde die feinste Ausbildung erlangt hat. Ich habe fast sieben Jahre, studirenshalber, auf deutschen Universitäten zugebracht, und deutsche Schlaglust wurde für mich ein so gewöhnliches
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Zitationshilfe: | Heine, Heinrich: Ueber den Denunzianten. Eine Vorrede zum dritten Theile des Salons. Hamburg, 1837, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_denunzianten_1837/24>, abgerufen am 16.07.2024. |