Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.

Bild:
<< vorherige Seite
XXVIII.
Die Erde war so lange geizig,
Da kam der Mai, und sie ward spendabel,
Und alles lacht, und jauchzt, und freut sich,
Ich aber bin nicht zu lachen kapabel.
Die Blumen sprießen, die Glöcklein schallen,
Die Vögel sprechen wie in der Fabel;
Mir aber will das Gespräch nicht gefallen,
Ich finde Alles miserabel.
Das Menschenvolk mich ennuyiret,
Sogar der Freund, der sonst passabel; --
Das kömmt, weil man Madame tituliret
Mein süßes Liebchen, so süß und aimabel.

XXVIII.
Die Erde war ſo lange geizig,
Da kam der Mai, und ſie ward ſpendabel,
Und alles lacht, und jauchzt, und freut ſich,
Ich aber bin nicht zu lachen kapabel.
Die Blumen ſprießen, die Glöcklein ſchallen,
Die Vögel ſprechen wie in der Fabel;
Mir aber will das Geſpräch nicht gefallen,
Ich finde Alles miſerabel.
Das Menſchenvolk mich ennuyiret,
Sogar der Freund, der ſonſt paſſabel; —
Das kömmt, weil man Madame tituliret
Mein ſüßes Liebchen, ſo ſüß und aimabel.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0141" n="133"/>
        </div>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">XXVIII.</hi><lb/>
          </head>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Die Erde war &#x017F;o lange geizig,</l><lb/>
              <l>Da kam der Mai, und &#x017F;ie ward &#x017F;pendabel,</l><lb/>
              <l>Und alles lacht, und jauchzt, und freut &#x017F;ich,</l><lb/>
              <l>Ich aber bin nicht zu lachen kapabel.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="2">
              <l>Die Blumen &#x017F;prießen, die Glöcklein &#x017F;challen,</l><lb/>
              <l>Die Vögel &#x017F;prechen wie in der Fabel;</l><lb/>
              <l>Mir aber will das Ge&#x017F;präch nicht gefallen,</l><lb/>
              <l>Ich finde Alles mi&#x017F;erabel.</l><lb/>
            </lg>
            <lg n="3">
              <l>Das Men&#x017F;chenvolk mich ennuyiret,</l><lb/>
              <l>Sogar der Freund, der &#x017F;on&#x017F;t pa&#x017F;&#x017F;abel; &#x2014;</l><lb/>
              <l>Das kömmt, weil man Madame tituliret</l><lb/>
              <l>Mein &#x017F;üßes Liebchen, &#x017F;o &#x017F;üß und aimabel.</l><lb/>
            </lg>
          </lg>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[133/0141] XXVIII. Die Erde war ſo lange geizig, Da kam der Mai, und ſie ward ſpendabel, Und alles lacht, und jauchzt, und freut ſich, Ich aber bin nicht zu lachen kapabel. Die Blumen ſprießen, die Glöcklein ſchallen, Die Vögel ſprechen wie in der Fabel; Mir aber will das Geſpräch nicht gefallen, Ich finde Alles miſerabel. Das Menſchenvolk mich ennuyiret, Sogar der Freund, der ſonſt paſſabel; — Das kömmt, weil man Madame tituliret Mein ſüßes Liebchen, ſo ſüß und aimabel.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/141
Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/141>, abgerufen am 23.11.2024.