Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.LIV. Ich steh' auf des Berges Spitze, Und werde sentimental. "Wenn ich ein Vöglein wäre!" Seufz' ich viel tausendmal. Wenn ich eine Schwalbe wäre, So flög' ich zu dir, mein Kind, Und baute mir mein Nestchen Wo deine Fenster sind. Wenn ich eine Nachtigall wäre, So flög' ich zu dir, mein Kind, Und sänge dir Nachts meine Lieder Herab von der grünen Lind'. Wenn ich ein Gimpel wäre, So flög' ich gleich an dein Herz; Du bist ja hold den Gimpeln, Und heilest Gimpelschmerz. LIV. Ich ſteh' auf des Berges Spitze, Und werde ſentimental. „Wenn ich ein Vöglein wäre!“ Seufz' ich viel tauſendmal. Wenn ich eine Schwalbe wäre, So flög' ich zu dir, mein Kind, Und baute mir mein Neſtchen Wo deine Fenſter ſind. Wenn ich eine Nachtigall wäre, So flög' ich zu dir, mein Kind, Und ſänge dir Nachts meine Lieder Herab von der grünen Lind'. Wenn ich ein Gimpel wäre, So flög' ich gleich an dein Herz; Du biſt ja hold den Gimpeln, Und heileſt Gimpelſchmerz. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0165" n="157"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">LIV.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Ich ſteh' auf des Berges Spitze,</l><lb/> <l>Und werde ſentimental.</l><lb/> <l>„Wenn ich ein Vöglein wäre!“</l><lb/> <l>Seufz' ich viel tauſendmal.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Wenn ich eine Schwalbe wäre,</l><lb/> <l>So flög' ich zu dir, mein Kind,</l><lb/> <l>Und baute mir mein Neſtchen</l><lb/> <l>Wo deine Fenſter ſind.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Wenn ich eine Nachtigall wäre,</l><lb/> <l>So flög' ich zu dir, mein Kind,</l><lb/> <l>Und ſänge dir Nachts meine Lieder</l><lb/> <l>Herab von der grünen Lind'.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Wenn ich ein Gimpel wäre,</l><lb/> <l>So flög' ich gleich an dein Herz;</l><lb/> <l>Du biſt ja hold den Gimpeln,</l><lb/> <l>Und heileſt Gimpelſchmerz.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [157/0165]
LIV.
Ich ſteh' auf des Berges Spitze,
Und werde ſentimental.
„Wenn ich ein Vöglein wäre!“
Seufz' ich viel tauſendmal.
Wenn ich eine Schwalbe wäre,
So flög' ich zu dir, mein Kind,
Und baute mir mein Neſtchen
Wo deine Fenſter ſind.
Wenn ich eine Nachtigall wäre,
So flög' ich zu dir, mein Kind,
Und ſänge dir Nachts meine Lieder
Herab von der grünen Lind'.
Wenn ich ein Gimpel wäre,
So flög' ich gleich an dein Herz;
Du biſt ja hold den Gimpeln,
Und heileſt Gimpelſchmerz.
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Zitationshilfe: | Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/165>, abgerufen am 16.02.2025. |