Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.XVII. Sey mir gegrüßt, du große, Geheimnißvolle Stadt, Die einst in ihrem Schooße Mein Liebchen umschlossen hat. Sagt an, ihr Thürme und Thore, Wo ist die Liebste mein? Euch hab' ich sie anvertrauet, Ihr solltet mir Bürge seyn. Unschuldig sind die Thürme, Sie konnten nicht von der Stell', Als sie mit Koffern und Schachteln Die Stadt verlassen so schnell. Die Thore jedoch, die ließen Mein Liebchen entwischen gar still; Ein Thor ist immer willig, Wenn eine Thörin will. XVII. Sey mir gegrüßt, du große, Geheimnißvolle Stadt, Die einſt in ihrem Schooße Mein Liebchen umſchloſſen hat. Sagt an, ihr Thürme und Thore, Wo iſt die Liebſte mein? Euch hab' ich ſie anvertrauet, Ihr ſolltet mir Bürge ſeyn. Unſchuldig ſind die Thürme, Sie konnten nicht von der Stell', Als ſie mit Koffern und Schachteln Die Stadt verlaſſen ſo ſchnell. Die Thore jedoch, die ließen Mein Liebchen entwiſchen gar ſtill; Ein Thor iſt immer willig, Wenn eine Thörin will. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0204" n="196"/> </div> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">XVII.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Sey mir gegrüßt, du große,</l><lb/> <l>Geheimnißvolle Stadt,</l><lb/> <l>Die einſt in ihrem Schooße</l><lb/> <l>Mein Liebchen umſchloſſen hat.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>Sagt an, ihr Thürme und Thore,</l><lb/> <l>Wo iſt die Liebſte mein?</l><lb/> <l>Euch hab' ich ſie anvertrauet,</l><lb/> <l>Ihr ſolltet mir Bürge ſeyn.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Unſchuldig ſind die Thürme,</l><lb/> <l>Sie konnten nicht von der Stell',</l><lb/> <l>Als ſie mit Koffern und Schachteln</l><lb/> <l>Die Stadt verlaſſen ſo ſchnell.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Die Thore jedoch, die ließen</l><lb/> <l>Mein Liebchen entwiſchen gar ſtill;</l><lb/> <l>Ein Thor iſt immer willig,</l><lb/> <l>Wenn eine Thörin will.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [196/0204]
XVII.
Sey mir gegrüßt, du große,
Geheimnißvolle Stadt,
Die einſt in ihrem Schooße
Mein Liebchen umſchloſſen hat.
Sagt an, ihr Thürme und Thore,
Wo iſt die Liebſte mein?
Euch hab' ich ſie anvertrauet,
Ihr ſolltet mir Bürge ſeyn.
Unſchuldig ſind die Thürme,
Sie konnten nicht von der Stell',
Als ſie mit Koffern und Schachteln
Die Stadt verlaſſen ſo ſchnell.
Die Thore jedoch, die ließen
Mein Liebchen entwiſchen gar ſtill;
Ein Thor iſt immer willig,
Wenn eine Thörin will.
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Zitationshilfe: | Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/204>, abgerufen am 16.02.2025. |