Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.Ich aber wollt' in Lust vergehn, Ich hielt im Arm mein Liebchen schön; Wie'n Rehlein süß umschmiegt sie mich, Doch weint sie auch recht bitterlich. Feins Liebchen weint; ich weiß warum, Und küß' ihr Rosenmündlein stumm. -- "O still', feins Lieb, die Thränenfluth, Gieb her, feins Lieb, nur Minnegluth." "Ergieb dich meiner Minnegluth -- " Da plötzlich starr't zu Eis mein Blut; Laut bebet auf der Erde Grund, Und öffnet gähnend seinen Schlund. Und aus dem Abgrund schwarz und graus Stieg wild die schwarze Schaar heraus. Aus meinen Armen schwand feins Lieb; Ich ganz alleine stehen blieb. Da tanzt im Kreise wunderbar,
Um mich herum, die schwarze Schaar, Und drängt heran, erfaßt mich bald, Und gellend Hohngelächter schallt. Ich aber wollt' in Luſt vergehn, Ich hielt im Arm mein Liebchen ſchön; Wie'n Rehlein ſüß umſchmiegt ſie mich, Doch weint ſie auch recht bitterlich. Feins Liebchen weint; ich weiß warum, Und küß' ihr Roſenmündlein ſtumm. — „O ſtill', feins Lieb, die Thränenfluth, Gieb her, feins Lieb, nur Minnegluth.“ „Ergieb dich meiner Minnegluth — “ Da plötzlich ſtarr't zu Eis mein Blut; Laut bebet auf der Erde Grund, Und öffnet gähnend ſeinen Schlund. Und aus dem Abgrund ſchwarz und graus Stieg wild die ſchwarze Schaar heraus. Aus meinen Armen ſchwand feins Lieb; Ich ganz alleine ſtehen blieb. Da tanzt im Kreiſe wunderbar,
Um mich herum, die ſchwarze Schaar, Und drängt heran, erfaßt mich bald, Und gellend Hohngelächter ſchallt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0026" n="18"/> <lg n="10"> <l>Ich aber wollt' in Luſt vergehn,</l><lb/> <l>Ich hielt im Arm mein Liebchen ſchön;</l><lb/> <l>Wie'n Rehlein ſüß umſchmiegt ſie mich,</l><lb/> <l>Doch weint ſie auch recht bitterlich.</l><lb/> </lg> <lg n="11"> <l>Feins Liebchen weint; ich weiß warum,</l><lb/> <l>Und küß' ihr Roſenmündlein ſtumm. —</l><lb/> <l>„O ſtill', feins Lieb, die Thränenfluth,</l><lb/> <l>Gieb her, feins Lieb, nur Minnegluth.“</l><lb/> </lg> <lg n="12"> <l>„Ergieb dich meiner Minnegluth — “</l><lb/> <l>Da plötzlich ſtarr't zu Eis mein Blut;</l><lb/> <l>Laut bebet auf der Erde Grund,</l><lb/> <l>Und öffnet gähnend ſeinen Schlund.</l><lb/> </lg> <lg n="13"> <l>Und aus dem Abgrund ſchwarz und graus</l><lb/> <l>Stieg wild die ſchwarze Schaar heraus.</l><lb/> <l>Aus meinen Armen ſchwand feins Lieb;</l><lb/> <l>Ich ganz alleine ſtehen blieb.</l><lb/> </lg> <lg n="14"> <l>Da tanzt im Kreiſe wunderbar,</l><lb/> <l>Um mich herum, die ſchwarze Schaar,</l><lb/> <l>Und drängt heran, erfaßt mich bald,</l><lb/> <l>Und gellend Hohngelächter ſchallt.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [18/0026]
Ich aber wollt' in Luſt vergehn,
Ich hielt im Arm mein Liebchen ſchön;
Wie'n Rehlein ſüß umſchmiegt ſie mich,
Doch weint ſie auch recht bitterlich.
Feins Liebchen weint; ich weiß warum,
Und küß' ihr Roſenmündlein ſtumm. —
„O ſtill', feins Lieb, die Thränenfluth,
Gieb her, feins Lieb, nur Minnegluth.“
„Ergieb dich meiner Minnegluth — “
Da plötzlich ſtarr't zu Eis mein Blut;
Laut bebet auf der Erde Grund,
Und öffnet gähnend ſeinen Schlund.
Und aus dem Abgrund ſchwarz und graus
Stieg wild die ſchwarze Schaar heraus.
Aus meinen Armen ſchwand feins Lieb;
Ich ganz alleine ſtehen blieb.
Da tanzt im Kreiſe wunderbar,
Um mich herum, die ſchwarze Schaar,
Und drängt heran, erfaßt mich bald,
Und gellend Hohngelächter ſchallt.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |