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Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.

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Umzitterte den gelblich blassen Mund.
In der Verwirrung sprach's aus mir hervor:
"Man sagte mir, Sie haben sich vermählt?"
"Ach ja!" sprach sie gleichgültig laut und lachend,
"Hab' einen Stock von Holz, der überzogen
Mit Leder ist, Gemahl sich nennt; doch Holz
Ist Holz!" Und klanglos widrig lachte sie,
Daß kalte Angst durch meine Seele rann,
Und Zweifel mich ergriff: -- sind das die keuschen,
Die blumenzarten Lippen von Maria?
Sie aber hob sich in die Höh', nahm rasch
Vom Stuhl den Türken-Shwal, warf ihn
Um ihren Hals, hing sich an meinen Arm,
Zog mich von hinnen, durch die offne Hausthür,
Und zog mich fort durch Feld und Busch und Au'.
Die glühend rothe Sonnenscheibe schwebte
Schon niedrig, und ihr Purpur überstrahlte
Die Bäume und die Blumen und den Strom,
Der in der Ferne majestätisch floß.
"Sehn Sie das große, goldne Auge schwimmen
Im blauen Wasser?" rief Maria hastig.
"Still, armes Wesen!" sprach ich, und ich schaute
Im Dämmerlicht' ein mährchenhaftes Weben.
Es stiegen Nebelbilder aus den Feldern,
Umschlangen sich mit weißen, weichen Armen;
Die Veilchen sahn sich zärtlich an, sehnsüchtig
Umzitterte den gelblich blaſſen Mund.
In der Verwirrung ſprach's aus mir hervor:
„Man ſagte mir, Sie haben ſich vermählt?“
„Ach ja!“ ſprach ſie gleichgültig laut und lachend,
„Hab' einen Stock von Holz, der überzogen
Mit Leder iſt, Gemahl ſich nennt; doch Holz
Iſt Holz!“ Und klanglos widrig lachte ſie,
Daß kalte Angſt durch meine Seele rann,
Und Zweifel mich ergriff: — ſind das die keuſchen,
Die blumenzarten Lippen von Maria?
Sie aber hob ſich in die Höh', nahm raſch
Vom Stuhl den Türken-Shwal, warf ihn
Um ihren Hals, hing ſich an meinen Arm,
Zog mich von hinnen, durch die offne Hausthür,
Und zog mich fort durch Feld und Buſch und Au'.
Die glühend rothe Sonnenſcheibe ſchwebte
Schon niedrig, und ihr Purpur überſtrahlte
Die Bäume und die Blumen und den Strom,
Der in der Ferne majeſtätiſch floß.
„Sehn Sie das große, goldne Auge ſchwimmen
Im blauen Waſſer?“ rief Maria haſtig.
„Still, armes Weſen!“ ſprach ich, und ich ſchaute
Im Dämmerlicht' ein mährchenhaftes Weben.
Es ſtiegen Nebelbilder aus den Feldern,
Umſchlangen ſich mit weißen, weichen Armen;
Die Veilchen ſahn ſich zärtlich an, ſehnſüchtig
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[264/0272] Umzitterte den gelblich blaſſen Mund. In der Verwirrung ſprach's aus mir hervor: „Man ſagte mir, Sie haben ſich vermählt?“ „Ach ja!“ ſprach ſie gleichgültig laut und lachend, „Hab' einen Stock von Holz, der überzogen Mit Leder iſt, Gemahl ſich nennt; doch Holz Iſt Holz!“ Und klanglos widrig lachte ſie, Daß kalte Angſt durch meine Seele rann, Und Zweifel mich ergriff: — ſind das die keuſchen, Die blumenzarten Lippen von Maria? Sie aber hob ſich in die Höh', nahm raſch Vom Stuhl den Türken-Shwal, warf ihn Um ihren Hals, hing ſich an meinen Arm, Zog mich von hinnen, durch die offne Hausthür, Und zog mich fort durch Feld und Buſch und Au'. Die glühend rothe Sonnenſcheibe ſchwebte Schon niedrig, und ihr Purpur überſtrahlte Die Bäume und die Blumen und den Strom, Der in der Ferne majeſtätiſch floß. „Sehn Sie das große, goldne Auge ſchwimmen Im blauen Waſſer?“ rief Maria haſtig. „Still, armes Weſen!“ ſprach ich, und ich ſchaute Im Dämmerlicht' ein mährchenhaftes Weben. Es ſtiegen Nebelbilder aus den Feldern, Umſchlangen ſich mit weißen, weichen Armen; Die Veilchen ſahn ſich zärtlich an, ſehnſüchtig

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Zitationshilfe: Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/heine_lieder_1827/272>, abgerufen am 22.11.2024.