Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.Willkommen, feins Liebchen, wie geht's dir, mein Schatz? Willkommen Herr Pastor, ach nehmen Sie Platz! Herr Pastor mit Pferdefuß und Schwanz, Ich bin Eu'r Hochwürden Diensteigener ganz! Lieb Bräutchen, was stehst du so stumm und bleich? Der Herr Pastor schreitet zur Trauung sogleich; Wohl zahl ich ihm theure, bluttheure Gebühr, Doch dich zu besitzen gilt's Kinderspiel mir. Knie' nieder, süß Bräutchen, knie' hin mir zur Seit'! -- Da kniet sie, da sinkt sie, -- o selige Freud! -- Sie sinkt mir an's Herz, an die schwellende Brust, Ich halt' sie umschlungen mit schauernder Lust. Die Goldlockenwellen umspielen uns beid'; An mein Herze pocht das Herze der Maid. Sie pochen wohl beide vor Lust und vor Weh, Und schweben hinauf in die Himmelshöh'. Die Herzlein schwammen im Freudensee,
Dort oben in Gottes heil'ger Höh'; Doch über den Häuptern viel Grausen sich regt, Da hat die Hölle die Hand gelegt, Willkommen, feins Liebchen, wie geht's dir, mein Schatz? Willkommen Herr Paſtor, ach nehmen Sie Platz! Herr Paſtor mit Pferdefuß und Schwanz, Ich bin Eu'r Hochwürden Dienſteigener ganz! Lieb Bräutchen, was ſtehſt du ſo ſtumm und bleich? Der Herr Paſtor ſchreitet zur Trauung ſogleich; Wohl zahl ich ihm theure, bluttheure Gebühr, Doch dich zu beſitzen gilt's Kinderſpiel mir. Knie' nieder, ſüß Bräutchen, knie' hin mir zur Seit'! — Da kniet ſie, da ſinkt ſie, — o ſelige Freud! — Sie ſinkt mir an's Herz, an die ſchwellende Bruſt, Ich halt' ſie umſchlungen mit ſchauernder Luſt. Die Goldlockenwellen umſpielen uns beid'; An mein Herze pocht das Herze der Maid. Sie pochen wohl beide vor Luſt und vor Weh, Und ſchweben hinauf in die Himmelshöh'. Die Herzlein ſchwammen im Freudenſee,
Dort oben in Gottes heil'ger Höh'; Doch über den Häuptern viel Grauſen ſich regt, Da hat die Hölle die Hand gelegt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0031" n="23"/> <lg n="15"> <l>Willkommen, feins Liebchen, wie geht's dir, mein</l><lb/> <l>Schatz?</l><lb/> <l>Willkommen Herr Paſtor, ach nehmen Sie Platz!</l><lb/> <l>Herr Paſtor mit Pferdefuß und Schwanz,</l><lb/> <l>Ich bin Eu'r Hochwürden Dienſteigener ganz!</l><lb/> </lg> <lg n="16"> <l>Lieb Bräutchen, was ſtehſt du ſo ſtumm und bleich?</l><lb/> <l>Der Herr Paſtor ſchreitet zur Trauung ſogleich;</l><lb/> <l>Wohl zahl ich ihm theure, bluttheure Gebühr,</l><lb/> <l>Doch dich zu beſitzen gilt's Kinderſpiel mir.</l><lb/> </lg> <lg n="17"> <l>Knie' nieder, ſüß Bräutchen, knie' hin mir zur</l><lb/> <l>Seit'! —</l><lb/> <l>Da kniet ſie, da ſinkt ſie, — o ſelige Freud! —</l><lb/> <l>Sie ſinkt mir an's Herz, an die ſchwellende Bruſt,</l><lb/> <l>Ich halt' ſie umſchlungen mit ſchauernder Luſt.</l><lb/> </lg> <lg n="18"> <l>Die Goldlockenwellen umſpielen uns beid';</l><lb/> <l>An mein Herze pocht das Herze der Maid.</l><lb/> <l>Sie pochen wohl beide vor Luſt und vor Weh,</l><lb/> <l>Und ſchweben hinauf in die Himmelshöh'.</l><lb/> </lg> <lg n="19"> <l>Die Herzlein ſchwammen im Freudenſee,</l><lb/> <l>Dort oben in Gottes heil'ger Höh';</l><lb/> <l>Doch über den Häuptern viel Grauſen ſich regt,</l><lb/> <l>Da hat die Hölle die Hand gelegt,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [23/0031]
Willkommen, feins Liebchen, wie geht's dir, mein
Schatz?
Willkommen Herr Paſtor, ach nehmen Sie Platz!
Herr Paſtor mit Pferdefuß und Schwanz,
Ich bin Eu'r Hochwürden Dienſteigener ganz!
Lieb Bräutchen, was ſtehſt du ſo ſtumm und bleich?
Der Herr Paſtor ſchreitet zur Trauung ſogleich;
Wohl zahl ich ihm theure, bluttheure Gebühr,
Doch dich zu beſitzen gilt's Kinderſpiel mir.
Knie' nieder, ſüß Bräutchen, knie' hin mir zur
Seit'! —
Da kniet ſie, da ſinkt ſie, — o ſelige Freud! —
Sie ſinkt mir an's Herz, an die ſchwellende Bruſt,
Ich halt' ſie umſchlungen mit ſchauernder Luſt.
Die Goldlockenwellen umſpielen uns beid';
An mein Herze pocht das Herze der Maid.
Sie pochen wohl beide vor Luſt und vor Weh,
Und ſchweben hinauf in die Himmelshöh'.
Die Herzlein ſchwammen im Freudenſee,
Dort oben in Gottes heil'ger Höh';
Doch über den Häuptern viel Grauſen ſich regt,
Da hat die Hölle die Hand gelegt,
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