Heine, Heinrich: Buch der Lieder. Hamburg, 1827.O, spürt' ich doch ein Täubchen aus, Ich brächt' es meinem Lieb nach Haus! So dacht' ich, und in Busch und Strauch Späh't rings umher mein Jägeraug'. Was koset dort? was schnäbelt fein? Zwei Turteltäubchen mögen's seyn. Ich schleich herbei, -- den Hahn gespannt, -- Sieh' da! mein eignes Lieb ich fand. Das war mein Täubchen, meine Braut, Ein fremder Mann umarmt sie traut, -- Nun, alter Schütze, treffe gut! Da lag der fremde Mann im Blut'. Bald drauf ein Zug mit Henkersfrohn -- Ich selbst dabei als Hauptperson -- Den Wald durchzog. Vom Baum herab Der Rabe rief: Kopf -- ab! Kopf -- ab! Da lachten die Geister im lustigen Chor; Da trat der Spielmann selber hervor: Ich hab' mal ein Liedchen gesungen,
Das schöne Lied ist aus; O, ſpürt' ich doch ein Täubchen aus, Ich brächt' es meinem Lieb nach Haus! So dacht' ich, und in Buſch und Strauch Späh't rings umher mein Jägeraug'. Was koſet dort? was ſchnäbelt fein? Zwei Turteltäubchen mögen's ſeyn. Ich ſchleich herbei, — den Hahn geſpannt, — Sieh' da! mein eignes Lieb ich fand. Das war mein Täubchen, meine Braut, Ein fremder Mann umarmt ſie traut, — Nun, alter Schütze, treffe gut! Da lag der fremde Mann im Blut'. Bald drauf ein Zug mit Henkersfrohn — Ich ſelbſt dabei als Hauptperſon — Den Wald durchzog. Vom Baum herab Der Rabe rief: Kopf — ab! Kopf — ab! Da lachten die Geiſter im luſtigen Chor; Da trat der Spielmann ſelber hervor: Ich hab' mal ein Liedchen geſungen,
Das ſchöne Lied iſt aus; <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0040" n="32"/> <lg n="37"> <l>O, ſpürt' ich doch ein Täubchen aus,</l><lb/> <l>Ich brächt' es meinem Lieb nach Haus!</l><lb/> <l>So dacht' ich, und in Buſch und Strauch</l><lb/> <l>Späh't rings umher mein Jägeraug'.</l><lb/> </lg> <lg n="38"> <l>Was koſet dort? was ſchnäbelt fein?</l><lb/> <l>Zwei Turteltäubchen mögen's ſeyn.</l><lb/> <l>Ich ſchleich herbei, — den Hahn geſpannt, —</l><lb/> <l>Sieh' da! mein eignes Lieb ich fand.</l><lb/> </lg> <lg n="39"> <l>Das war mein Täubchen, meine Braut,</l><lb/> <l>Ein fremder Mann umarmt ſie traut, —</l><lb/> <l>Nun, alter Schütze, treffe gut!</l><lb/> <l>Da lag der fremde Mann im Blut'.</l><lb/> </lg> <lg n="40"> <l>Bald drauf ein Zug mit Henkersfrohn —</l><lb/> <l>Ich ſelbſt dabei als Hauptperſon —</l><lb/> <l>Den Wald durchzog. Vom Baum herab</l><lb/> <l>Der Rabe rief: Kopf — ab! Kopf — ab!</l><lb/> </lg> <lg n="41"> <l>Da lachten die Geiſter im luſtigen Chor;</l><lb/> <l>Da trat der Spielmann ſelber hervor:</l><lb/> </lg> <lg n="42"> <l>Ich hab' mal ein Liedchen geſungen,</l><lb/> <l>Das ſchöne Lied iſt aus;</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [32/0040]
O, ſpürt' ich doch ein Täubchen aus,
Ich brächt' es meinem Lieb nach Haus!
So dacht' ich, und in Buſch und Strauch
Späh't rings umher mein Jägeraug'.
Was koſet dort? was ſchnäbelt fein?
Zwei Turteltäubchen mögen's ſeyn.
Ich ſchleich herbei, — den Hahn geſpannt, —
Sieh' da! mein eignes Lieb ich fand.
Das war mein Täubchen, meine Braut,
Ein fremder Mann umarmt ſie traut, —
Nun, alter Schütze, treffe gut!
Da lag der fremde Mann im Blut'.
Bald drauf ein Zug mit Henkersfrohn —
Ich ſelbſt dabei als Hauptperſon —
Den Wald durchzog. Vom Baum herab
Der Rabe rief: Kopf — ab! Kopf — ab!
Da lachten die Geiſter im luſtigen Chor;
Da trat der Spielmann ſelber hervor:
Ich hab' mal ein Liedchen geſungen,
Das ſchöne Lied iſt aus;
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