Heine, Heinrich: Reisebilder. Bd. 1. Hamburg, 1826.Laß die Mohren und die Juden, Spricht der Ritter, freundlich kosend; Und nach einer Myrthenlaube Führt er die Alkadentochter. Wie mit weichen Liebesnetzen Hat er heimlich sie umflochten; Kurze Worte, lange Küsse, Und die Herzen überflossen. Und ein schmelzend süßes Brantlied Singt im Laub' ein Zaubervogel; Wie zum Fackeltanze hüpfen Feuerwürmchen auf dem Boden. In der Laube wird es stiller, Und man hört nur, wie verstohlen, Das Geflüster kluger Myrthen Und ein langes Athemholen. Aber Pauken und Drommeten
Schallen plötzlich aus dem Schlosse, Und erwachend hat sich Clara Aus des Ritters Arm gezogen. Laß die Mohren und die Juden, Spricht der Ritter, freundlich koſend; Und nach einer Myrthenlaube Fuͤhrt er die Alkadentochter. Wie mit weichen Liebesnetzen Hat er heimlich ſie umflochten; Kurze Worte, lange Kuͤſſe, Und die Herzen uͤberfloſſen. Und ein ſchmelzend ſuͤßes Brantlied Singt im Laub' ein Zaubervogel; Wie zum Fackeltanze huͤpfen Feuerwuͤrmchen auf dem Boden. In der Laube wird es ſtiller, Und man hoͤrt nur, wie verſtohlen, Das Gefluͤſter kluger Myrthen Und ein langes Athemholen. Aber Pauken und Drommeten
Schallen ploͤtzlich aus dem Schloſſe, Und erwachend hat ſich Clara Aus des Ritters Arm gezogen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0107" n="95"/> <lg n="15"> <l>Laß die Mohren und die Juden,</l><lb/> <l>Spricht der Ritter, freundlich koſend;</l><lb/> <l>Und nach einer Myrthenlaube</l><lb/> <l>Fuͤhrt er die Alkadentochter.</l><lb/> </lg> <lg n="16"> <l>Wie mit weichen Liebesnetzen</l><lb/> <l>Hat er heimlich ſie umflochten;</l><lb/> <l>Kurze Worte, lange Kuͤſſe,</l><lb/> <l>Und die Herzen uͤberfloſſen.</l><lb/> </lg> <lg n="17"> <l>Und ein ſchmelzend ſuͤßes Brantlied</l><lb/> <l>Singt im Laub' ein Zaubervogel;</l><lb/> <l>Wie zum Fackeltanze huͤpfen</l><lb/> <l>Feuerwuͤrmchen auf dem Boden.</l><lb/> </lg> <lg n="18"> <l>In der Laube wird es ſtiller,</l><lb/> <l>Und man hoͤrt nur, wie verſtohlen,</l><lb/> <l>Das Gefluͤſter kluger Myrthen</l><lb/> <l>Und ein langes Athemholen.</l><lb/> </lg> <lg n="19"> <l>Aber Pauken und Drommeten</l><lb/> <l>Schallen ploͤtzlich aus dem Schloſſe,</l><lb/> <l>Und erwachend hat ſich Clara</l><lb/> <l>Aus des Ritters Arm gezogen.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [95/0107]
Laß die Mohren und die Juden,
Spricht der Ritter, freundlich koſend;
Und nach einer Myrthenlaube
Fuͤhrt er die Alkadentochter.
Wie mit weichen Liebesnetzen
Hat er heimlich ſie umflochten;
Kurze Worte, lange Kuͤſſe,
Und die Herzen uͤberfloſſen.
Und ein ſchmelzend ſuͤßes Brantlied
Singt im Laub' ein Zaubervogel;
Wie zum Fackeltanze huͤpfen
Feuerwuͤrmchen auf dem Boden.
In der Laube wird es ſtiller,
Und man hoͤrt nur, wie verſtohlen,
Das Gefluͤſter kluger Myrthen
Und ein langes Athemholen.
Aber Pauken und Drommeten
Schallen ploͤtzlich aus dem Schloſſe,
Und erwachend hat ſich Clara
Aus des Ritters Arm gezogen.
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